Kreuzfahrten & mehr

Kreuzfahrt MS Hamburg von Manaus über Iquitos nach Barbados vom 01.01.-27.01.2015

Teil 8 mit Kaieteur-Wasserfall, Seetag und Trinidad

 

Tag 21: 21. Januar 2015, Georgetown, Guyana – Kreuzfahrt mit der MS Hamburg von Manaus nach Barbados

Nach einem erholsamen Tag auf See steht heute Guyana auf dem Routenplan. Genauer gesagt der Hafen Georgetown in Guyana. Guyana ist einer der alternativ angelaufenen Häfen für die ausgefallenen Destinationen auf dem Orinoco Fluss. Obgleich wir die Routenänderung natürlich aufgrund der Sicherheitsrisiken völlig nachvollziehen können, ist die Enttäuschung aufgrund des damit entfallenen Ausflugs zu den Angel Falls groß. Letztendlich entscheiden wir uns für die angebotene Alternative – einen Ausflug zum Kaieteur-Wasserfall.

Zugegeben, dieser Wasserfall ist uns bisher völlig unbekannt und wir haben in den vergangenen Tagen die Google-Bildersuche genutzt, um eine Vorstellung darüber zu bekommen, was uns erwarten würde.

Bis wir die Kaieteur-Wasserfälle sehen können, gilt es einige Hürden zu meistern.

Die erste beginnt bereits um 05:30 Uhr in der Früh, als ein unaufhörliches Dröhnen das Schiff erzittern lässt. Relativ schnell ist uns klar, dass dies kein normales Anlegemanöver mit Einsatz des Bugstrahlruders ist. Das Bugstrahlruder läuft auf voller Leistung, aber das Schiff bewegt sich keinen Zentimeter. Wir sitzen im Hafenbecken, wenige Meter vor der Holzpier auf Grund! Der Hafen ist Tidenabhängig und einige Liegeplätze sind bei niedrigen Wasserständen nicht nutzbar. Das ist kein Grund zur Besorgnis, denn auch in der Metropole Hamburg sitzen die Kreuzfahrtschiffe am Cruise Center Grasbrook durchaus mal mit dem Rumpf im Hafenschlick auf. Bei steigendem Wasserstand kann das Kreuzfahrtschiff dann ganz normal ablegen.

Nach gut 30 Minuten hat man in unserem Fall eine Lösung gefunden und stellt eine Verbindung mit den Schiffstrossen zu den Holzdalben am uns zugewiesenen Pier her. Mit Unterstützung von Bugstrahlruder und auflaufendem Wasser gelingt schließlich das Anlegemanöver. Der Holzpier macht einen sehr betagten Eindruck, scheint aber noch extrem robust zu sein. 

Das Wetter sieht recht vielversprechend aus, die Sonne scheint und lockere Wolkenfelder ziehen durch.

Um kurz nach 07:00 Uhr bringt uns ein Bus zum Flughafen, dem Ogle International Airport von Georgetown, der ca. 20 Autominuten entfernt von der City liegt. Schon auf dem Weg dorthin kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn mit dem Wissen dass Guyana eines der ärmsten Länder ist, haben wir kleine Holzhütten und sichtbare Armut erwartet. Zu sehen bekommen wir farbenfrohe Prachtvillen und elegante Häuser, die wie an einer Perlenkette aufgereiht in der Morgensonne hinter hohen Mauern und Stacheldrahtrollen um die Wette leuchten.

elegante Wohnhaeuser in Georgetown Guyana 21.01.2015

Foto: elegante Wohnhäuser in Georgetown, Guyana 21.01.2015

Schnell wird jedoch klar, dass in der Hauptstadt Georgetown die Kluft zwischen Arm und Reich extrem ist. Unmittelbar neben luxuriösen Anwesen stehen Menschen, deren Gesichter von Armut und Alkohol gezeichnet sind. Immer wieder beobachten wir, dass weniger gut situierte Einwohner an Ampeln auf hochwertige Autos zusteuern und dort um Geld betteln. Touristen entdecken wir nirgendwo, hellhäutige Menschen auch nicht. Insgesamt leben in der Hauptstadt Guyanas 150.000 Menschen.  

Koloniale Architektur in Georgetown Guyana am 21.01.2015

Foto: koloniale Architektur in Georgetown, Guyana am 21.01.2015

Die Architektur der öffentlichen Gebäude in Georgetown überrascht uns ebenso wie die luxuriösen, privaten Wohnhäuser. Die Hauptstadt Guyanas ist voll von historischen Monumenten im grazilen Kolonialstil. Die Anzahl an Prachtbauten ist kaum zu erfassen. In Georgetown befindet sich die älteste erhaltene Kirche in Guyana, die St. Andew´s Kirk und wer hätte gedacht, dass die größte freistehende Holzkirche der Welt ebenfalls in Georgetown steht!?

St. Georges Kathedrale in Georgetown Guyana am 21.01.2015

Foto: St. Georges Kathedrale in Georgetown, Guyana am 21.01.2015

Wir sind überwältigt von der immer noch deutlich erkennbaren und erhaltenen Pracht der Kolonialzeit. Diese Schönheit täuscht jedoch über ein großes Problem hinweg, welches wir später erläutern.

Nach Ankunft am Ogle International Airport in Georgetown, wird jeder Flugpassagier auf einer alten Waage genauestens mit seinem Gepäck gewogen. Dazu zählen auch Getränkeflaschen, Kameras und sonstige Kleinutensilien. Stimmt die Gewichtsangabe mit der zuvor übermittelten überein, so gibt es grünes Licht für unseren geplanten Flug am heutigen Vormittag. Das Flughafengebäude ist ein richtiges, modernes Terminal mit Sicherheitsschleusen, Wartebereichen und Abfluggates. Wir sind abermals überrascht, hatten wir uns doch auf eine alte Abflughalle vergangener Tage und eine Schotterpiste eingestellt.

Ogle International Airport Georgetown Guyana am 21.01.2015

Foto: Ogle International Airport Georgetown, Guyana am 21.01.2015

Wir passieren die Sicherheitsschleusen und sitzen fortan in einem kleinen Wartebereich mit Blick auf das Vorfeld des Flughafens. Kleine ein- bis zweimotorige Propellermaschinen starten und landen am laufenden Band. Unser Abflug ist für 08:30 Uhr geplant, kann aufgrund einer Regenfront über den Kaieteur-Wasserfällen jedoch nicht erfolgen. Eine lange Zeit des Wartens und Bangens beginnt, denn das Zeitfenster für unsere pünktliche Rückkehr zum Schiff wird immer schmaler.

Reiseleiterin Tatjana, die uns heute begleitet, steht in laufendem Kontakt zur örtlichen Agentur um uns über Neuigkeiten zu informieren. Wir haben den Ausflug gedanklich beinahe abgeschrieben, als eine erkennbar neue Cessna 675 Caravan auf das Vorfeld rollt. Kurz darauf kommt das Kommando „Boarding“ und Abflug! Die Cessna schaut nicht nur fabrikneu aus, sie ist es auch – Erstflug im November 2014. Unsere Vorstellung mit einem alten Buschflugzeug zu fliegen, zerfällt damit auch. Wir sind erleichtert. Insgesamt finden 14 Personen in der einmotorigen Maschine Platz, die sich wenig später in den leicht bewölkten Himmel über Guyana erhebt. Die Flugdauer bis zu den Kaieteur-Wasserfällen beträgt 50 Minuten.

Cessna 675 Caravan Georgetown Guyana 21.01.2015

Foto: Cessna 675 Caravan Georgetown Guyana 21.01.2015

Der Flug verläuft insgesamt ruhig und führt über den undurchdringlichen Dschungel von Guyana hinweg ins Landesinnere. Wir durchfliegen eine Regenfront mit einigen Turbulenzen, das Landschaftsbild verändert sich rasant und auf einmal reißt die Wolkendecke auf und die Kaieteur-Fälle liegen genau vor- bzw. unter uns. Zwei Extrarunden über die Wasserfälle bieten wunderbare Ausblicke auf die beeindruckenden Wassermassen, die von einem grünen Pflanzenteppich eingerahmt werden. Die Landung erfolgt direkt im Kaieteur Nationalpark auf einer in ihrer Länge gerade ausreichend bemessenen Landebahn. Jetzt wird klar, weshalb genaueste Gewichtskontrollen vorab durchgeführt werden. Hinter der Landebahn kommt direkt die über 200 m tiefe Potaro Schlucht.

Kaieteur-Wassefaelle in Guyana aus der Luft am 21.01.2015

Foto: Kaieteur-Wasserfälle in Guyana aus der Luft am 21.01.2015

Unser langes Warten wird nun mit spektakulären Eindrücken belohnt.

Die Kaieteur-Wasserfälle des Potaro-Flusses liegen direkt am Anfang der Potaro-Schlucht. Der Kaieteur-Fluss stürzt in Form der gleichnamigen Wasserfälle in einer einzigen Stufe auf einer Breite von fast einhundert Metern über eine Klippe 247m vom Hochland Guyanas in das auf Meeresniveau befindliche Tal.

Die Kaieteur-Wasserfälle sind die größten frei fallenden Wasserfälle der Welt, gerechnet nach der Wassermenge die in einer Stufe fällt. Mitreisende unserer kleinen, exklusiven Reisegruppe sind sich sogar einig, dass die Angel Falls in Venezuela weniger spektakulär erscheinen weil das Wasser nicht über eine so große Breite abfällt. Spätestens beim Anblick dieser ungeheueren Wassermassen von der Abbruchkante aus bleibt auch uns fast der Atem stehen. Die Wahrnehmung für Größe, Raum und Lautstärke verschwindet völlig! Das dunkle Wasser des Kaieteur Flusses fällt in eine tiefgrüne Schlucht deren Größe sich überhaupt nicht realisieren lässt. Der absolute Wahnsinn! Um die Niagara-Fälle einmal als Vergleich zu nennen – sie wirken gegen die Kaieteur-Wasserfälle geradezu mickrig klein. Zwar sind sie deutlich breiter aber haben nur ungefähr ein Viertel ihrer Höhe.

Kaieteur-Wasserfall in Guyana am 21.01.2015

Foto: Kaieteur-Wasserfall in Guyana am 21.01.2015

Der aufsteigende Wassernebel bricht das Sonnenlicht zu einem traumhaft schönen Regenbogen, welcher die Postkartenkulisse noch faszinierender macht. Wir halten uns insgesamt etwas mehr als eine Stunde im Nationalpark auf und genießen die Ausblicke von verschiedenen Aussichtspunkten aus. Die Wege sind unbefestigt und führen zum Teil einfach mitten durch das saftige Grün. Wir bewundern Bromelien, Farne, Frösche und Echsen, überwinden kleine Bäche und Hindernisse bevor es Zeit wird diesen paradiesischen Ort zu verlassen.

Personen mit jeglicher Art von Gehbehinderung ist ausdrücklich davon abzuraten diesen Ausflug zu unternehmen!

Kaieteur-Wasserfall in Guyana mit Regenbogen am 21.01.2015

Foto: Kaieteur-Wasserfall in Guyana mit Regenbogen am 21.01.2015

Der Rückflug führt uns wieder über den dichten Urwald von Guyana nach Georgetown, wo wir um kurz nach 14:00 Uhr landen.

Schlechter Stand als weißer, reicher Tourist in Georgetown

Auf direktem Weg geht es zurück in Richtung Zentrum, wo eine unplanmäßige Stadtrundfahrt diesen schönen Tag abrundet. Unsere Eindrücke vom Vormittag festigen sich, wir sind beeindruckt von der Anzahl an Kolonialbauten in dieser Stadt. Aus dem Kleinbus heraus machen wir bereits einige Fotos, wollen später aber noch einmal zu Fuß in die Stadt zurückkehren. Dieses Vorhaben verläuft schließlich anders als erwartet.

Markt in Georgetown Guyana am 21.01.2015

Foto: Markt in Georgetown, Guyana am 21.01.2015

Schon der Sicherheitsbeamte am Ausgang des Hafenbereichs lässt uns wissen, dass man als weißer Tourist – dazu noch mit hochwertiger Kamera in der Hand - besser nicht in die Stadt laufen sollte. Ungeachtet seiner Aussage laufen wir in diese Richtung und wollen eigene Eindrücke sammeln. Die nächste Warnung erfolgt von einem Sicherheitsbeamten vor einer Bank. Das Ansehen der Deutschen ist in der Stadt grundsätzlich recht gut, vielmehr ist die extreme Kluft zwischen Arm und Reich ein ernstes Problem. Ein hellhäutiger Tourist fällt in einer Stadt die von Einheimischen afrikanischer Herkunft bestimmt wird grundsätzlich auf und bekommt automatisch den Stempel des „Reichtums“ aufgedrückt.

Und als vermeintlich Reicher sollte die offene Begegnung mit Armen möglichst vermieden werden. Die sind aber auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennen. Wir ernten abfällige Sprüche und Bemerkungen, bekommen zu spüren wie es ist eine andere Hautfarbe zu haben und nicht willkommen zu sein. Wir wollen die uns gegenüber gefallenen Bemerkungen nicht gleich in die Schublade des „Rassismus“ stecken, aber wir brechen unseren Besuch letztendlich ab, als auch noch Bemerkungen hinsichtlich unserer Fotoaktivitäten fallen. Selbst beim Fotografieren der öffentlichen Gebäude sind die Reaktionen der Stadtbewohner äußerst unterschiedlich bzw. eher von schlechter Natur.

Fest steht, dass die Menschen hier offenbar völlig anders denken als in den von uns auf dieser Reise besuchten Regionen am Amazonas in Brasilien und Peru. Ob alleine die Hautfarbe daran schuld ist, mag bezweifelt werden. Vielmehr kommen die abfälligen Reaktionen von offenbar weniger gut situierten Stadtbewohnern, so dass wir uns als „Reicher“ unbeliebt machen. Wie auch immer, das Schiff ist unser nächstes Ziel – und das auf direktem Wege. Ob sich diese Situation nun allgemein auf das Reiseland Guyana übertragen lässt oder es eher ein Großstadtproblem ist, können wir nur schwer beurteilen.

aelteste Kirche in Guyana die St. Andrews Kirk am 21.01.2015

Foto: älteste Kirche in Guyana, die St. Andrews Kirk am 21.01.2015

Auch bei den anderen Ausflügen gab es heute Verzögerungen, so dass ein Auslaufen um 16:30 Uhr unmöglich wird. Als alle Gäste wieder an Bord sind, ist der Wasserstand bereits so niedrig, dass ein Verlassen des Hafens nicht mehr möglich ist. Die neue Auslaufzeit wird auf 02:00 Uhr festgesetzt.

Ein abendlicher Besuch in der Stadt wird von Kreuzfahrtdirektorin Anke Rüsch in Abstimmung mit dem Kapitän mehr oder weniger untersagt. Bis 22:00 Uhr hätte jeder Gast prinzipiell die Möglichkeit gehabt, das Schiff noch einmal zu verlassen, aber darauf verzichtet hier heute jeder. Auch die Crew erhält eine Ausgangssperre. Aufgrund unser eigenen Erfahrungen eine mehr als richtige Entscheidung! Georgetown ist grundsätzlich eine hochinteressante und sehr sehenswerte Stadt voller architektonischer Traumstücke. Leider wird die Entdeckung dieser Monumente aufgrund der Sichtweise der Einheimischen sehr schwer bis unmöglich gemacht. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte spätestens jeder hellhäutige Tourist die Straßen verlassen haben! 

Tag 22: 22. Januar 2015, ein Tag auf See mit der HAMBURG von Georgetown nach Port of Spain

Am heutigen Vormittag machen wir uns mit den Ausschiffungsformalitäten vertraut und erhalten bereits unsere Flugtickets des Charterflugs von Bridgetown auf Barbados zurück nach Düsseldorf. Kaum zu glauben, dass die vier Wochen auf der HAMBURG nun beinahe vorbei sind.

Ebenfalls am Vormittag besuchen wir Kapitän Vladimir Vorobyov auf der Brücke und sprechen exklusiv mit ihm. Interessant sind seine Erzählungen zum Thema Seefahrt mit der Vorobyov seit nunmehr 40 Jahren eng verbunden ist. Die überwiegende Zeit verbringt er auf Kreuzfahrtschiffen wie der Odessa, Kazakhstan und der Kazakhstan II (der späteren Delphin). Vorobyov ist auf allen Weltmeeren zuhause, hat besonders große Erfahrungen in Gewässern wie der Arktis, Antarktis, Grönland und polaren Regionen. Wir haben ihn auf seiner ersten Reise als Kapitän auf der HAMBURG als äußerst offen, freundlich und professionell kennengelernt. Sehr positiv ist aus unserer Sicht, dass er die Deutsche Sprache beherrscht und einen guten Zugang zu seinen Passagieren findet.  

Kapitaen Vladimir Vorobyov auf der Bruecke der Hamburg am 21.01.2015

Foto: Kapitän Vladimir Vorobyov auf der Brücke der Hamburg am 21.01.2015

Um 11:45 Uhr lockt der musikalische Frühschoppen mit Spanferkel und bayerischen Spezialitäten auf das Pooldeck.

Tag 23: 23. Januar 2015, Port of Spain, Trinidad

Pünktlich um 08:00 Uhr nähern wir uns der Pier im Hafen von Port of Spain, Trinidad. Eine Band sorgt mit karibischen Klängen für die perfekte Einstimmung auf diese grüne und abwechslungsreiche Insel.

Port of Spain/Trinidad

Die Stadt Port of Spain ist die Hauptstadt der 4.825 km² großen Insel Trinidad und zugleich Hauptstadt des Inselstaats Trinidad und Tobago. Insgesamt leben 50.700 Einwohner im Stadtgebiet. Port of Spain beherbergt den wichtigsten Hafen des Landes. Die Insel Trinidad ist die größte Insel der Kleinen Antillen. Die Insel liegt in unmittelbarer Nähe zum Festland von Venezuela sowie 30 km entfernt von der mit 303 km² kleineren Insel Tobago. Trinidad und Tobago ist ein eigenständiger Staat innerhalb des britischen Commonwealth und von mehreren Gebirgsketten geprägt. Die höchste Erhebung befindet sich mit dem 941 m hohen Cerro del Aripo auf der Insel Trinidad. Beide Inseln sind, im Gegensatz zu vielen anderen Inseln der Karibik, nicht vulkanischen Ursprungs und gehörten einst zum südamerikanischen Festland.

Soweit die Theorie.

Zunächst einmal haben wir spätestens heute wieder die Zivilisation erreicht und müssen uns daran gewöhnen, dass die Karibischen Inseln touristisch erschlossen sind. Auf uns warten auf den letzten Inseln dieser Reise keine malerischen Dörfer mehr, in denen alle Jubeljahre mal ein Tourist erscheint. Das ist bitte nicht als Kritik zu verstehen, sondern lediglich als Veränderung und Unterschied zwischen den auf dieser Reise besuchten Destinationen. Wir bestellen für den heutigen Tag einen Mietwagen, den wir nach der Ankunft der HAMBURG in Port of Spain um 08:00 Uhr entgegen nehmen wollen.

Soweit der Plan.

Im Bereich der Gangway der HAMBURG spielen sich derweil am heutigen Morgen tumultartige Szenen ab. Eine gewisse Anzahl an Reisegästen ist erneut nicht in der Lage, Anweisungen zu befolgen und auf die Durchsagen zu achten. Weit vor Beginn der offiziellen Ausflüge vom Schiff stehen sie an der Gangway und können nicht nachvollziehen, warum Durchsagen gemacht werden, in denen sie freundlich darum gebeten werden, in der Lounge zu warten bis die Ausflüge beginnen. Kreuzfahrtdirektorin Anke Rüsch erklärt unzählige Male den Sinn einer solchen Regelung, stößt jedoch auf taube Ohren bei den Galliern, die lieber weiter Steine werfen und sich daran ergötzen.

Die HAMBURG verlassen und vor dem Hafenterminal angekommen, fehlt jede Spur unseres Mietwagens. Nach einigen Telefonaten und über einer Stunde Wartezeit, lohnt sich die Anmietung bereits kaum noch. Nach weiteren 45 Minuten Wartezeit werden wir von einem Fahrer der Vermietstation abgeholt und zum Büro gefahren. Dort angekommen glänzen die Mitarbeiter nicht gerade durch Professionalität und fangen an den vertraglich festgelegten Ursprungspreis in die Höhe zu treiben. Die Differenz sollen wir in Bar bezahlen!

Da es keine Einigung gibt und die Mitarbeiter weiter auf eine in Bar zu zahlende Preiserhöhung bestehen, brechen wir ab und erklären den Vertrag für unwirksam.

Wir entdecken auf dem Weg zurück zum Pier eine weitere Vermietstation, die auch Taxifahrten ausschreibt. Dort finden wir einen kompetenten Fahrer, der uns 5 Stunden über die Insel fahren wird – in einem Audi A6, den er uns stolz präsentiert.

Die Insel Trinidad erinnert schnell an Dominica, denn es gibt kaum Verbindungsstraßen an den Küsten entlang, die Straßen an sich sind in einem brauchbaren Zustand. Um die unterschiedlichen Städte und Buchten zu besuchen, führt die Fahrt meist zurück zum Ausgangspunkt um von dort neu zu beginnen. Das kostet in jedem Fall Zeit. Trinidad begeistert sofort durch die grüne und üppige Vegetation. Aufgrund der Größe der Insel lässt sie sich an einem Tag kaum entdecken. Daran ändert auch die Autobahn zwischen der Hauptstadt Port of Spain und San Fernando nichts.

Maracas Beach Trinidad 23.01.2015

Foto: Maracas Beach Trinidad 23.01.2015

Wir fahren zur malerischen Maracas Bay, legen dort einen längeren Halt ein. Eine echte Empfehlung ist das dort ansässige Restaurant Richard´s Bake & Fish, in dem man die Spezialität der Insel erhält – Bake & Fish. Dabei handelt es sich um Haifisch, der ähnlich wie Backfisch zubereitet und in einer Art Fladenbrot gereicht wird. Die Zutaten wie Salat und Saucen nimmt man sich selbst von einer kleinen Servicestation. Eine gute Idee wie wir finden, denn so lässt sich die persönliche Geschmacksrichtung zwischen süß-sauer und scharf selbst festlegen.

Wir schauen uns den Postkartenstrand Maracas Beach genauer an und sind begeistert vom puderzuckerfeinen, weißen Sand.

Maracas Bay Trinidad 23.01.2015

Foto: Maracas Bay Trinidad am 23.01.2015

Das Wasser ist flach abfallend, wenn auch am heutigen Tag die Brandung recht stark ist.

Es fällt uns schwer, doch müssen wir diese Traumkulisse wieder verlassen. Wie gesagt sind die Entfernungen alle relativ groß und zudem stellt sich wechselhaftes Schauerwetter ein. Aus diesem Grunde kehren wir in die Hauptstadt zurück. In Port of Spain fahren wir vorbei an diversen historischen Häusern auf der Maraval Road. Ebenfalls sehenswert und auch vom Liegeplatz der HAMBURG aus leicht zu erreichen sind zum Beispiel das Red House, Cathedral of the Holy Trinity und auch das große Polizei Hauptquartier, welches offiziell nicht fotografiert werden darf, aber eine sehr schöne Fassade hat.

Polizei Hauptquartier in Port of Spain Trinidad 23.01.2015

Foto: Polizei Hauptquartier Port of Spain, Trinidad 23.01.2015

Das Leben auf den Straßen in Port of Spain ist lebhaft und ausgelassen. Jede internationale Fast-Food-Kette hat hier ihre Filiale, beinahe jedes Modegeschäft ist vertreten. Die Kulisse ist nicht nur von alten Prachtbauten sondern auch von glänzenden Fassaden neuer Wolkenkratzer geprägt. Sehr positiv ist das Engagement den Touristen gegenüber, denn in der Nähe des Terminals befinden sich überall fleißige Mitarbeiter des Tourismusbüros von Trinidad und weisen den Weg bzw. stehen für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung.

Nach unserer kleinen Rundfahrt über die Insel nutzen wir die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt um 19:00 Uhr für einen kleinen Stadtbummel. In der Dämmerung erwacht die wunderschön angelegte Hafenpromenade rund um das Kreuzfahrtterminal zum Leben. Kleine Cafés und Bars füllen sich in erster Linie mit Einheimischen. Als Tourist kann man sich durchaus problemlos in der Stadt bewegen und aufhalten. Allerdings ist es ratsam, keine Wertgegenstände offen zu zeigen, denn die Kriminalität ist insgesamt sehr hoch. Nach Einbruch der Dunkelheit meiden es sogar die Einheimischen, durch Nebenstraßen der Stadt zu laufen. Aufgrund der nahenden Abfahrtzeit der HAMBURG, kehren wir kurz nach Sonnenuntergang zurück.

Hafenpromenade in Port of Spain Trinidad am 23.01.2015

Foto: Hafenpromenade in Port of Spain, Trinidad am 23.01.2015

Der Abend schließt heute mit dem Gala-Abschiedsessen. Fast vier Wochen an Bord der HAMBURG gehen nun zu Ende – zurück bleiben unvergessliche Erinnerungen und einzigartige sowie bewegende Momente. Persönliche Reiseberichte und Bilderserien geben natürlich immer nur einen kleinen Anteil dieser Flut an Eindrücken wieder. Dennoch hoffen wir, dass wir einen kleinen Überblick verschaffen konnten über diese nicht alltäglich von Kreuzfahrtschiffen angelaufenen Destinationen.

Bis zum Hafen Tobago sind es 92 sm bzw. 170 km.