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Reisebericht Amazonas Kreuzfahrt MS Hamburg von Manaus nach Barbados mit Iquitos, Trinidad & Tobago vom 01.01.-27.01.2015

Teil 6 auf dem Amazonas mit Parintins, Alter do Chao, Santarem, Paraiso, Amazonas-Delta, Breves-Kanäle, Afuá und Äquator-Überquerung

 

Tag 14: 14. Januar 2015, Fahrt mit der HAMBURG auf dem Amazonas und Besuch in Parintins, Brasilien

Der verregnete Vormittag eignet sich wunderbar als Verschnaufpause, denn schon um 12:00 Uhr ist das nächste Ziel erreicht. Die HAMBURG lässt den Anker vor der Stadt Parintins in die braunen Fluten des Amazonas fallen.

Die Stadt Parintins ist die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Amazonas und liegt auf der Insel Tupinambarana, 461 km entfernt von Manaus. In Parintins leben etwa 109.000 Einwohner auf einer Fläche von 7.069m².

Parintins 14.01.2015

Foto: Parintins 14.01.2015

Bekannt ist die Stadt Parintins weniger wegen ihrer Sehenswürdigkeiten oder Naturschönheiten sondern durch das alljährliche, Ende Juni stattfindende Volksfest rund um den bekannten Tanz-Zyklus Bumba-meu-boi, was soviel bedeutet wie „Steh auf, mein Ochse!“, der die Auferstehung eines Ochsen thematisiert. Das Boi Bumba Festival ist eines der größten in ganz Brasilien. Der Besucher taucht ein in eine Welt der Magie, Farben, Musik, Tanz und Folklore.

Parintins Boi Bumba Show am 14.01.2015

Foto: Parintins Boi Bumba Show am 14.01.2015

Es konkurrieren während des Festivals die Parteien der Blauen (Boi Caprichoso) und der Roten (Boi Garantido) um die gelungenste Aufführung des Tanzspiels in einem monatelang von der ganzen Stadt vorbereiteten Umzug. Das eigentliche Fest findet alljährlich in einem großen Stadion in Parintins statt. In Anlehnung an das Sambódromo beim Karneval in Rio nennt man das Stadion in Parintins Bumbódromo. Für die Show außerhalb der Festival-Saison verkleiden sich viele Tänzer und Musiker mit den Original Kostümen der Sommerdarbietungen und treten in einer kleineren Arena auf.

Boi Bumba Show in Parintins am 14.01.2015

Foto: Boi Bumba Show in Parintins am 14.01.2015

Für die Gäste der HAMBURG wird die spektakuläre Folklore-Show heute exklusiv aufgeführt. Wer die Gelegenheit hat, sich dieses Spektakel in Parintins anzuschauen, der sollte sie definitiv nutzen. Boi Bumba in Parintins versprüht brasilianische Lebensfreude und zieht die Besucher sofort in seinen Bann. Leider ist Parintins von Deutschland aus nicht ganz einfach zu erreichen, so dass sich ein kurzfristiger Besuch im Sommer schwierig ist. Mit dem Straßenkarneval in Deutschland ist Boi Bumba übrigens nicht zu vergleichen, wir würden ihn jedenfalls sofort gegen diese grandiose Darbietung eintauschen – natürlich mit den dazugehörigen Außentemperaturen. Die liegen heute bei 35 Grad.

Boi Bumba in Parintins am 14.01.2015

Foto: Boi Bumba in Parintins am 14.01.2015

Neben der Boi Bumba Show hat Parintins zwei ganz hübsche Kirchen sowie einige Straßen die recht sehenswert sind. Die Promenade entlang des Amazonas ist ebenfalls einen Abstecher wert.

Um 18:00 Uhr verlässt die HAMBURG Parintins und nimmt Kurs auf Alter do Chão in Brasilien.

Tag 15: 15. Januar 2015, Fahrt mit der HAMBURG auf dem Amazonas und Besuch in Santarem, Brasilien

Der Amazonas und seine Wetterkontraste – „alles in Grau“ ist das Ergebnis beim morgendlichen Blick aus dem Kabinenfenster.

Um 07:30 Uhr erreicht die HAMBURG den Reedeplatz vor Alter do Chão (Rio Tapajos)/Brasilien.

Alter do Chão wird auch als Karibik Amazoniens bezeichnet, denn die schneeweißen Badestrände in diesem Gebiet sind wunderschön. Alter do Chão ist ein Badeort am rechten Ufer des Rio Tapajós - einem Zufluss des Amazonas. Alter do Chão ist ein kleiner Fischerort, der etwa 35 km westlich von Santarém am Rio Tapajós liegt.

Der Rio Tapajós ist der einzige bedeutende Zufluss des Amazonas in dieser Region und führt ein beinahe kristallklares Wasser mit sich. An der Stelle, an dem er mit seinem reinen und warmen Gewässer den „Lago Verde“ – den grünen See – formt, hat er nicht umsonst den Spitznamen „Süßwasser der Karibik“ bekommen. Rund um den Badeort vor den Toren der kolonialen Nachbarstadt Santarém gelegen, kann man hier eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Natur pur und jeder Menge Erholung erleben.

Die Anlandung erfolgt mit den Tenderbooten zu einem Ponton direkt am Strand. Prinzipiell sind schon die Strände direkt an der Anlegestelle wunderschön, schneeweiß und gaukeln dem Besucher vor, sich inmitten der Karibik zu befinden. Läuft man nun aber ca. 800 m in den kleinen Ortskern hinein, dann stellt sich ein richtiger „Wow-Effekt“ ein. Auch wenn der Sand heute nicht unter gleißendem Sonnenschein glitzert und das klare Wasser mangels Sonnenschein kaum Farbnuancen aufweist, so ist es einfach paradiesisch. Im Ort finden wir einige Souvenirgeschäfte, Bars und Restaurants. Von der höher gelegenen Strandpromenade aus bietet sich ein phantastischer Blick hinüber zu einer großen, dicht bewachsenen und nur etwa 200 m entfernten Insel.

Alter do Chao Amazonas 15.01.2015

Foto: Alter do Chão, Amazonas 15.01.2015

Die Strände stehen denen in der Karibik in nichts nach, sind unserer Meinung nach sogar noch attraktiver als so manch ein von Touristen überfüllter Strand in besagter Region. Den kurzen Weg hinüber zur Insel legen wir mit einem örtlichen, kleinen Ruderboot (alternativ gibt es auch kleine Motorboote) zurück. Die einfache Fahrt kostet umgerechnet ca. 2 US $. Anders ist die Stelle nicht zu überbrücken – doch, schwimmend. Auf der anderen Seite angekommen, erwarten den Besucher ein Kilometer langer, unberührter Sandstrand sowie in der Nähe der Landungsstelle einige Getränkestände und Strandbars.

Aus unserer Sicht ist ein Besuch dieser paradiesischen Region eine echte Empfehlung. Und ein Bad im glasklaren Wasser des Rio Tapajos wird jedem Besucher für eine lange Zeit im Gedächtnis bleiben, insbesondere wenn man über viele Tage nur das braune Wasser des Amazonas gesehen hat. Wir beschränken uns jedoch auf ein Fußbad, denn zu abenteuerlich sind die Geschichten um manche Wasserbewohner hier im Fluss – seltsam in diesem Zusammenhang auch, dass keine Einheimischen im Wasser zu sehen sind.

Um 11:30 Uhr heißt es Anker lichten mit Kurs auf Santarem in Brasilien.

Santarém (Amazonas, Brasilien), erreichen wir nach dem Zurücklegen einer kurzen Distanz von ca. 40 Kilometern bereits um 13:30 Uhr.

Stadt Santarem und Kirche am 15.01.2015

Foto: Stadt Santarém und Kirche am 15.01.2015

Santarém (Amazonas)/ Brasilien

Santarém liegt im Norden von Brasilien, etwa 700 km westlich von Belém bzw. recht genau zwischen Belém und Manaus. Santarém hat ca. 270.000 Einwohner, die hauptsächlich von Rinderzucht, Fischfang, Keramikartikel, Hängematten und Baumwolle leben. Außerdem wird mit Edelhölzern, Para-Nüssen, Sojabohnen, Pfeffer und diversen Gewürzen gehandelt. Wie auch in Manaus gibt es in Santarém ein interessantes Naturschauspiel zu beobachten. Es treffen sich das grüne Wasser des Rio Tabajós und die braunen Fluten des Amazonas. Beide Gewässer fließen etwa 6 Kilometer nebeneinander her, bevor sie sich langsam vermischen. Die Fließgeschwindigkeiten und Temperaturen beider Flüsse sind unterschiedlich.

Sehenswürdigkeiten:

  • Kilometerlange Sandstrände wie Alter do Chão, Das Haus der sieben Türen des Barons São Nicolau von Santarêm, Die Praça Mirante do Tapajos, Die Kirche "Nossa Senhora da Conceição"

Treffen der Wasser des Rio Tabajos und des Amazonas in Santarem 15.01.2015

Foto: Treffen der Wasser des Rio Tabajós und des Amazonas in Santarem 15.01.2015

Auch wenn die Stadt Santarém einen Besuch wert wäre, so entschließen wir uns doch, eine Fahrt in Richtung Maica-See zu unternehmen. Die Fahrt wird mit historischen Booten direkt vom Anleger aus der HAMBURG durchgeführt. Zunächst befährt das Ausflugsboot für ca. 30 Minuten den Rio Tabajós. Sehr schön zu beobachten ist das Treffen der Wasser, der Zusammenfluss der beiden Flüsse Rio Tabajós und Amazonas. Wir beobachten – wie schon so oft auf dieser Kreuzfahrt mit der HAMBURG - sehr viele Delphine, die in diesem Gebiet einen reichlich gedeckten Tisch aufgrund zahlreicher Fischvorkommen haben.

Der Maica-See ist ein einzigartiges Refugium für eine Vielzahl endemischer Vogel- und Fischarten am Amazonas. Ein ortskundiger, englischsprachiger Reiseführer erklärt zwischendurch immer wieder die Besonderheiten der einzelnen Dörfer hier in Amazonien und macht die Unterschiede bei der Lebensweise deutlich. Sehr professionell werden die zuvor mit „Adleraugen“ gesichteten Tierarten beschrieben und lassen den Ausflug zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Alle Erklärungen werden für die Ausflugteilnehmer übrigens auf Deutsch übersetzt.

Faultier im Baum am MAica-See am 15.01.2015

Foto: Faultier im Baum am Maica-See am 15.01.2015

Der Maica-See ist über einen kleinen Seitenarm mit dem Amazonas verbunden, den wir komplett befahren. Am heutigen Tag bahnen sich ausschließlich die Ausflugboote mit Gästen der HAMBURG hier in der idyllischen Region ihren Weg. Die kleinen, weißen Holzboote sind meist um die 60 Jahre alt und schlängeln sich Meter für Meter durch den engen Kanal. Das Ufer ist teilweise zum Greifen nah, Libellen fliegen zu Hunderten um unser Boot herum, kleine Holzhütten schmiegen sich an das Urwaldgrün, Fischer angeln sich ihr Mittagessen und irgendwie versprüht diese Fahrt ein Flair längst vergangener Tage. Im Laufe der Fahrt sehen wir Faultiere, große Leguane, Affen und eine Menge weiterer Tiere an den Ufern, bevor wir den eigentlichen Maica-See erreichen.

Ausflugsboote auf dem Maica-See in Brasilien am 15.01.2015

Foto: Ausflugsboote auf dem Maica-See in Brasilien am 15.01.2015

Der Maica-See an sich ist aufgrund seiner Größe weniger reizvoll als die schmale Verbindung zum Amazonas, die wir mit den kleinen Booten nutzen. Aus diesem Grunde ist dort der Wendepunkt und die Fahrt geht zurück, entlang der üppigen Vegetation und vorbei an beschaulichen Holzhütten bis in den Amazonas. Während eines Stopps auf halber Strecke dürfen alle Gäste eine Schnur mit Angelhaken und Köder ins Wasser werfen… in der Hoffnung, einer der vielen Piranhas beisst an. Die sind aber offenbar schlauer und kennen unsere Touristenfalle bereits, denn die Köder werden sauber vom Angelhaken abgeknabbert und die possierlichen Fische bleiben uns im braunen Wasser verborgen.

Leguan im Baum am Amazonas am 15.01.2015

Foto: Leguan im Baum am Amazonas am 15.01.2015

Die Rückfahrt führt wieder vorbei am Zusammenfluss des Rio Tabajós und des Amazonas sowie der wunderschön von der Abendsonne angestrahlten Stadt Santarém.

MS HAMBURG verlässt den Pier von Santarém um 18:30 Uhr und nimmt Kurs auf Paraiso, nahe der Stadt Gurupa am Amazonas Delta. Die Entfernung beträgt 237 sm bzw. 439 km.

Tag 16: 16. Januar 2015, Fahrt mit der HAMBURG auf dem Amazonas und Zodiac Expedition in Paraiso, nahe der Stadt Gurupa

Wir erreichen den Ankerplatz mit der HAMBURG pünktlich um 08:00 Uhr. Für den Vormittag sind Ausfahrten mit den bordeigenen Zodiacs in einen Seitenarm des Amazonas geplant, die um 09:00 Uhr wie vorgesehen beginnen.

Zodiac Expedition in den Urwald am Amazonas-Delta 16.01.2015

Foto: Zodiac Expedition In den Urwald am Amazonas Delta am 16.01.2015

Lektor Niki Nikolaus übernimmt während der heutigen Ausfahrt das Kommando auf unserem Zodiac und lässt zunächst vorbei an dicken Urwaldriesen, Farnen und Palmen zu einer Ansammlung Bromelien und Farnen, die auf einem Ast über dem Wasser thronen, steuern. Zugegeben, die Namen der meisten Pflanzen können wir uns nicht merken, wir haben sie auch noch nie gesehen, aber ihr Anblick ist phantastisch. Sehr gut zu unterscheiden sind die unterschiedlichen Stockwerke des Regenwaldes, die im oberen Flussabschnitt zwischen Manaus und Iquitos so schön nicht zu differenzieren waren.

Zodiac-Fahrt in einem Seitenarm des Amazonas 16.01.2015

Foto: Zodiac-Fahrt in einen Seitenarm des Amazonas 16.01.2015

Richtig spannend wird es, nachdem wir den Seitenarm des Amazonas verlassen und in einen noch engeren Nebenlauf einbiegen. Dicke Äste und Wasserhyazinthen werden gekonnt umfahren, das Zodiac hat links und rechts gerade noch so viel Platz um sicher manövriert werden zu können. Einen offiziellen Fahrtweg gibt es nicht, gefahren wird bis es nicht mehr weiter geht. Ob hier wohl zuvor schon mal Touristen waren? Die Frage stellt sich in diesem völlig ursprünglichen Gewässer in jedem Fall. Wir entdecken Kautschukbäume, verlassene Hütten und lauschen den Geräuschen des Urwaldes. So macht der Dschungel richtig Spaß! Aussteigen möchten wir jedoch nicht, denn der Urwald scheint für seine Besucher nicht wirklich den roten Teppich auszurollen. Mit Dornen besetzte Stämme und Zweige scheinen nur eine seiner Spezialitäten zu sein, mit denen Stadtmenschen empfangen werden. Wir bleiben im Zodiac und bestaunen lieber die unzähligen Blumen, die wir links und rechts am Ufer sehen. Niki Nikolaus lässt seine Passagiere derzeit weiter an seinem umfangreichen Fachwissen teilhaben und erklärt ausführlich das, was wir sehen.

Foto: Blütenpracht am Amazonas

Auf der Rückfahrt sehen wir Webervögel, verschiedene Arten von Greifvögeln und Schmetterlinge im Überfluss. Auch der Prärie-Bussard, der eigentlich in Nordamerika beheimatet ist, fliegt uns vor die Kamera. Er überwintert hier am Amazonas-Delta.

Die HAMBURG berührt den Urwald – und die Herzen der Passagiere

Um 13:00 Uhr nimmt die HAMBURG Kurs auf die engen Breves-Kanäle im Amazonas Delta, die wir gegen 15:00 Uhr erreichen. Als Breves-Kanäle wird ein Teil der Amazonas- Verbindung zwischen Macapá und Belém bezeichnet. Die zum Teil schiffbaren Gezeitenkanäle nennt man Furos. Sie trennen auch die Insel Marajó, die das Nordufer des Rio Pará bildet, vom Festland ab. Rio Pará ist die Bezeichnung einer schmalen, tief ins Land greifenden Meeresbucht zwischen der Amazonasmündung und dem weiter südöstlich gelegenen Mündungsgebiet des Rio Tocantins. Die in der Amazonasmündung liegende Insel Marajó ist mit 48.000 km² so groß wie die Schweiz und somit die größte Flussinsel der Welt!

Das, was uns innerhalb der kommenden 3 Stunden erwartet, hätten wir kaum für möglich gehalten – nicht im Amazonas-Delta. Wir haben den Amazonas nun von Iquitos bis zum Delta komplett befahren und waren von seiner unglaublichen Breite überwältigt, die der Fluss selbst bei Iquitos noch hat. Nirgendwo haben wir eine Stelle durchfahren, die weniger als 800 m von der einen zur anderen Uferseite betragen hat. Das soll sich nun, in der letzten Etappe dieser eindrucksvollen Kreuzfahrt auf dem Amazonas ändern. Immer enger kommt das Ufer, immer schmaler wird die Fahrrinne für die HAMBURG. Handelsschiffe dürfen diesen Abschnitt überhaupt nicht befahren. Und von den Passagierschiffen, die hier aufkreuzen, reicht die HAMBURG an das Limit der zulässigen Schiffsgröße heran.

MS Hamburg und der Urwald des Amazonas am 16.01.2015

Foto: Die HAMBURG und der Urwald am Amazonas am 16.01.2015

Es ist schlicht eine unglaubliche Fahrt mitten durch den Urwald. Die HAMBURG biegt schließlich noch einmal rechts ab und scheint das Flussufer beinahe zu berühren. Wahnsinn! Die Ufer sind gesäumt von Holzhäusern und Hütten, überall stehen die Einheimischen am Ufer und winken uns zu. Sie kommen mit Booten angefahren, begleiten uns. Pfiffe und Rufe sind zu hören, Groß ist die Begeisterung auf beiden Seiten. Noch einmal stellt sich die Frage, wer hier eigentlich wen als Attraktion sieht!? Die Stimmung an Bord und an Land ist phantastisch, die Zeit läuft leider immer weiter. Zu gern möchte man inne halten und diesen Moment einfrieren. Die Nachmittagssonne zeigt noch einmal ihr ganzes Können und lässt die zum Teil farbenfroh gestrichenen Häuser am Ufer regelrecht erstrahlen. Was für eine Passage! Da zahlt es sich abermals aus, eine Kreuzfahrt mit einem kleinen Kreuzfahrtschiff zu machen. Abgesehen davon, dass wir Iquitos nicht hätten besuchen können, bleibt großen Kreuzfahrtschiffen auch diese wohl schönste Passage des ganzen Amazonas verwehrt.

Urwaldhuetten im Amazonas-Delta am 16.01.2015

Foto: Urwaldhütten im Amazonas-Delta am 16.01.2015

Den Gästen an Deck bleibt teilweise die Spucke weg. So kann die 68-jährige Helene aus Essen es immer noch nicht glauben, dass wir dem Dschungel so nahe kommen und die Einheimischen regelrecht ein Freudenfest veranstalten weil wir beinahe durch deren Wohnzimmer fahren. „Dass ich so etwas erleben darf!“, sagte sie voller Emotionen. Ja, diese Passage berührt die Herzen vieler Passagiere an Bord der HAMBURG. Ein schlechtes Gewissen zu haben, dass wir mit einem Kreuzfahrtschiff als wohlhabende Touristen nun Armut und Elend bestaunen, braucht niemand mehr. In dieser Region herrschen weder Armut noch Elend! Die urplötzlich im dichten Grün auftauchenden Häuser sehen zwar auf den ersten Blick nach Armut aus, schaut man aber nun genauer hin, dann ist ein gewisser Lebensstandard zu erkennen. SAT-Schüsseln mit Fernsehgeräten sind keine Seltenheit, ja man fotografiert uns beinahe aus jedem Haus heraus mit einem modernen Handy.

typische Haeuser am Amazonas-Delta am 16.01.2015

Foto: typische Häuser am Amazonas-Delta am 16.01.2015

Kurz vor dem Verlassen der engen Kanal-Passagen, bereitet ein schweres Unwetter dem Spektakel ein nasses Ende. Wie schon bei der Boi Bumba Show bricht sintflutartiger Regen über uns herein. Die Passage ist eines der Höhepunkte auf dieser Amazonas Kreuzfahrt.

Unwetter am Amazonas an Deck der Hamburg am 16.01.2015

Foto: Unwetter am Amazonas an Deck der HAMBURG am 16.01.2015

Damit endet unser heutiger Tag auf dem Amazonas an Bord der HAMBURG, die um 23:00 Uhr den Anker fallen lässt und die Fahrt nach Afuá am morgigen Sonntag fortsetzen wird.

Tag 17: 17. Januar 2015, Fahrt mit der HAMBURG auf dem Amazonas und Besuch in Afuá

Von 08:00 Uhr bis 13:00 Uhr liegen wir vor der kleinen Stadt Afuá, die über ca. 13.000 Einwohner verfügt. Geprägt ist die Stadt von einer kleinen Strandpromenade, vielen kleinen Geschäften, Lokalen, Bars und Plätzen. Die Haupteinnahmequelle ist die Büffel- und Rinderzucht, der Fischfang und der Holzhandel.

Die Anlandung erfolgt über einen kleinen Landesteg mit den Tenderbooten der HAMBURG. Afuá ist recht gut entwickelt und verfügt über eine relativ gute Infrastruktur und eine kleine Landepiste für Propellermaschinen.

MS Hamburg in Afua am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Foto: MS Hamburg in Afuá am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Es lohnt ein großer Rundgang durch die Stadt und die angrenzenden, sehr malerischen Wohnviertel. Die komplette Stadt ist, von der unmittelbaren City abgesehen, mehr oder weniger auf Holzpfählen errichtet und wirkt sehr sauber. Wir laufen zunächst links herum entlang der schön angelegten Promenade und entdecken ein Flussschwimmbad, welches gerade von Kindern genutzt wird. Überall sprüht das Leben, ertönt Musik aus den Häusern und Geschäften. Wir haben uns irgendwie in Brasilien verliebt, denn uns sind ausnahmslos liebenswerte und überaus gastfreundliche Menschen begegnet.

Dieser Eindruck soll auch in Afuá, der letzten Station in Brasilien auf dieser Kreuzfahrt, nicht weichen. Die Stadt Afuá ist nicht auf Touristen eingestellt, denn die lassen sich hier kaum blicken. Die meisten Kreuzfahrtpassagiere besuchen das auf der Nordseite des Deltas gelegene Macapá. Dennoch hat man als Tourist die Möglichkeit eine Menge einheimische Dinge zu erstehen, wie die bunten und sehr schönen Hängematten.

Wir verlassen den Stadtkern und laufen entlang der kompletten Uferpromenade, die auf Holzpfählen angelegt ist und fast schon den Charakter eines idyllischen Urlaubsortes versprüht. Im Wasser dümpeln bunt angestrichene Holzboote, kleine Transportschiffchen werden entladen, überall sehen wir kleine Sägewerke und Holz verarbeitende Betriebe.

Holzhandel in Afua am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Foto: Holzhandel in Afua am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Außer einigen Holzresten, die sich in Ufernähe angesammelt haben, wirken die gesamte Anlage sowie die angrenzenden Wohnviertel sehr sauber und aufgeräumt. In regelmäßigen Abständen sind recht große Sammelstellen für Müllsäcke angebracht, die ausnahmslos genutzt werden. Wir laufen durch die Wohnviertel hindurch und spüren einen gewissen Wohlstand, denn die meisten der bunt gestrichenen Holzhäuser sind mit hohen Gittern und Türen vom hölzernen Laufsteg abgetrennt. Zum Teil sind die Bereiche zwischen Laufsteg und eigenem Grundstück mit hochwertig anmutenden Fliesen oder anderen Materialien ausgekleidet.

idyllisches Afua am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Foto: idyllisches Afuá am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Jedes Haus verfügt prinzipiell über eine riesige Sat-Schüssel, Stromanschluss und sanitäre Anlagen. Von Armut sehen wir keine Spur. Zurück im Ortskern schauen wir uns die schöne , weiß/blau gestrichene Kirche an und schlendern vorbei an Bootsanlegestellen, Bars und Einkaufsgeschäften. Schließlich müssen wir aufbrechen und nutzen das letzte Tenderboot zurück zur HAMBURG.

Kirche und Vorplatz in Afua am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Foto: Kirche und Vorplatz in Afuá am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Im Tagesverlauf durchqueren wir noch einmal relativ enge Passagen durch den Dschungel auf dem Weg nach Macapá. Es werden die letzten Eindrücke sein, die wir vom dichten Urwald am Amazonas einfangen. Ganze 16 Tage haben wir nun auf dem Amazonas zwischen malerischen Dörfern und pulsierenden Städten zwischen Iquitos und dem Amazonas-Delta verbracht. Die Entfernung zwischen dem Mündungsdelta und der Stadt Iquitos in Peru beträgt mehr als 3.600 km.

Farbenpracht des Regenwaldes am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Foto: Farbenpracht des Regenwaldes am Amazonas-Delta am 17.01.2015

Drei Äquator-Überquerungen an einem Abend und frisches Obst dazu!

Gegen 18:00 Uhr nähern wir uns einem weiteren Höhepunkt des heutigen Tages – der Überquerung des Äquators. Genauer gesagt überqueren wir ihn gleich drei Mal! Zunächst überfahren wir die Null-Linie von Süden nach Norden, drehen dann Backbord ab und nehmen Kurs auf einen kleinen Anleger unweit der Stadt Macapá. Nur wenige Augenblicke später überqueren wir den Äquator abermals, diesmal von Norden nach Süden. Genau zum Zeitpunkt der Überquerung ertönt das Schiffshorn und über Lautsprecher erfolgt eine Durchsage auf alle öffentlichen Decks der HAMBURG.

In Macapá verabschieden sich unsere Amazonas-Lotsen und gehen von Bord, das Kommando liegt ab sofort wieder vollkommen alleine in der Hand von Kapitän Vladimir Vorobyov, dem ehemaligen Kapitän der MS Delphin der insolventen Passat Kreuzfahrten.

Aequator Ueberquerung am 17.01.2015

Foto: Äquator Überquerung am 17.01.2015

Kurz nach Sonnenuntergang werden wir Zeugen eines interessanten Manövers. Die HAMBURG geht in Küstennähe vor Anker, ein kleines Schiff mit vielen Säcken Kartoffeln, Obst und Kartons nähert sich unserer HAMBURG. Die Ware sollte eigentlich bereits in Manaus an Bord kommen, der Container ging jedoch samt einer kleinen Fähre im Amazonas unter. Zum Teil wurde die Ware geborgen, zum Teil ersetzt. Das kleine Schiff geht an der Backbordseite in Position und legt sich neben die Ladeluke der HAMBURG. In Windeseile wird der neue Proviant mit Muskelkraft an Bord geschafft, bevor die Kreuzfahrt nun mit vollen Lagerräumen weiter gehen kann. Gerade in abgelegenen Regionen ist es mit einer intensiven, logistischen Planung verbunden, überall frische Waren zu erhalten. Die Lösung die hier gefunden wurde, war sicherlich nicht die einfachste aber die beste. Zu merkbaren Engpässen ist es in den vergangenen Tagen an Bord trotz fehlender Ware nicht gekommen. Hier ist die Flexibilität der Küche gefragt, denn die Speisekarten wurden kurzerhand optimiert und es wurde auf die schönen Obstfiguren, die stets das Buffet zieren, verzichtet.

Proviantanlieferung fuer die Hamburg mit dem Motorboot vor Macapa am 17.01.2015

Foto: Proviantlieferung für die HAMBURG mit dem Motorboot vor Macapá.