Der Vormittag eignet sich perfekt für ein Shuffleboard-Spiel auf dem Sonnendeck, die Temperaturen liegen wieder bei über 30 Grad und auch die Sonne gibt erneut ihr Bestes, wie so oft auf dieser Kreuzfahrt. Die Luftfeuchtigkeit allerdings ist etwas gesunken, was sich sofort angenehm bemerkbar macht.
Links und Rechts ziehen nochmals die saftig grünen Regenwälder Brasiliens vorbei, kleine Dörfer unterbrechen das ansonsten durchgängig grüne Band.
Etwas früher als geplant erreicht die HAMBURG die Reede vor der Gemeinde Anori, der Anker fällt kurz darauf auf den sandigen Grund des Amazonas.
Für den heutigen Nachmittag sind noch einmal Rundfahrten mit den Zodiacs vorgesehen. Zwar wäre auch ein Besuch an Land in der Gemeinde Anori möglich, aber interessanter ist es auf jeden Fall, noch einmal in ein Überschwemmungsgebiet zu fahren und in die faszinierende Welt des brasilianischen Urwalds einzutauchen.
Foto: Zodiac Tour am 12. Januar 2015 auf dem Amazonas
Wir fahren vorbei an einzelnen Häusern, aus denen uns die gewohnt freundlichen Gesichter entgegen schauen. Die Männer sind bereits vom Fischen zurück, die Frauen bereiten das Mittagessen zu, Kinder spielen vor den Häusern. Die Herzlichkeit der Menschen hier ist sicherlich etwas, dass sich am meisten in unserem Kopf eingebrannt hat und uns noch für ganz lange Zeit in Erinnerung bleiben wird.
Foto: Familie in Anori am 12.01.2015
Die Häuser sind hier übrigens nicht auf den bekannten Pfählen erbaut sondern als eine Art Floß oder Hausboot. Mit dem stetig steigenden Wasser des Amazonas schwimmen sie quasi einfach mit in die Höhe. Vor einem der Holzhäuser wird jede Menge Mais getrocknet, der anschließend weiter verarbeitet wird.
Foto: Mais Trocknung am Amazonas am 12.01.2015
Wir dringen weiter ein in das Überschwemmungsgebiet und entdecken neben diversen Geiern, Reihern, Eisvögeln und anderen Raubvögeln auch einige interessante Pflanzen. Dazu gehört zweifelsfrei die im Amazonasgebiet wachsende Victoria Amazonica, eine der Riesenseerosenarten.
Foto: Victoria Amazonica am Amazonas am 12.01.2015
Die Fahrt mit dem Zodiac führt weiter hinein in das Überschwemmungsgebiet am Urwaldrand und bietet malerische Szenen und völlig unberührte Natur. In diesem Zusammenhang sei auch zu erwähnen, dass im Laufe der Kreuzfahrt seitens einiger Mitreisender die Frage gestellt wurde, warum denn keine „echten“ Expeditionsfahrten tief in den Dschungel hinein gemacht wurden und weshalb keine Entdeckungswanderungen durch selbigen erfolgten. Wir sprachen vor einigen Tagen mit einem ortskundigen Reiseführer über dieses Thema, der dringend davon abgeraten hat in den Dschungel zu laufen. Keine 100 m weit würden wir kommen, ohne nicht von einem der vielen, giftigen Urwaldbewohner gestochen oder gebissen worden zu sein. Eine Dschungeltour ist nur mit Guide und sorgfältiger Vorbereitung ratsam. Betrachten wir nun das expeditionsfreudige Publikum an Bord, welches zum Teil nicht einmal einen normalen Landgang schadlos übersteht und Anweisungen seitens der Reiseleitung befolgt, dann scheint ein weiter Bogen um die Gefahren des Regenwaldes nur sinnvoll.
Foto: Zodiac Rundfahrt am Rand des Regenwaldes am Amazonas am 12.01.2015
Auf dem Rückweg fahren wir wieder vorbei an den kleinen Holzhütten am Ufer des Amazonas und sind mal wieder die Attraktion des Monats, wenn nicht sogar der letzten Jahre. Zwar ist die HAMBURG nicht das einzige Kreuzfahrtschiff, welches den Amazonas zwischen Manaus und Iquitos befährt, aber sicherlich eines der ganz wenigen, die hier jemals Halt gemacht haben.
Die meisten Menschen hier am Amazonas können sich immer noch nicht vorstellen, dass wir den weiten Weg aus Europa kommen, nur um zu sehen wie sie leben. Die meisten wissen mit dem Begriff „Tourismus“ überhaupt nichts anzufangen. Brasilien hat eine der jüngsten Bevölkerungen weltweit – mehr als 50 % ist unter 18 Jahre alt. Nirgendwo sonst haben wir so viel Kinderwäsche auf den Wäscheleinen vorgefunden, nirgendwo sonst haben wir so wenig alte Menschen gesehen.
Eine Amazonas Kreuzfahrt zwischen Manaus und Iquitos ist sicherlich eine der faszinierendsten Kreuzfahrten die man machen kann. Nun hängt das natürlich auch immer etwas von den persönlichen Vorstellungen und der Bereitschaft neue Dinge zu entdecken ab. Diese Kreuzfahrt hat sicherlich viele landschaftliche Reize zu bieten und es sind auch viele unterschiedliche Tiere zu entdecken; der größte Schatz dieser Reiseregion sind jedoch die Menschen. Wer sich diesen öffnet und von ihrer Lebensfreude mitreißen lässt, der wird ganz großartige Momente erleben. Wir hätten gerne noch viel mehr Dörfer hier besucht… J
Foto: MS Hamburg auf dem Amazonas bei Anori am 12.01.2015
Um 17:30 Uhr lichtet sich das letzte Mal auf dieser Kreuzfahrt der Anker und die HAMBURG nimmt Kurs auf Manaus, dort wo am 02. Januar die Reise auf dem Amazonas begonnen hat.
Die Gesamtstrecke dieser Kreuzfahrt beträgt 2.316 Seemeilen bzw. 4.289 Kilometer, was eine beachtliche Entfernung ist, die auf dem Amazonas zurückgelegt wurde.
Randnotizen, Lob und Tadel der Kreuzfahrt:
Foto: MS Hamburg Amazonas 12. Januar 2015
Für uns wird die Dschungelmetropole Manaus nicht das Ende der Kreuzfahrt sein sondern ein Etappenziel.
Um 05:00 Uhr am Morgen läuft die HAMBURG in Manaus ein, auf dem Schiff herrscht bereits ein reges Treiben. Für uns ist es heute ein Ausschiffungstag ohne Ausschiffung und daher interessant zu beobachten. Um 08:00 Uhr stürzen wir uns noch einmal in die 1,8 Millionen Einwohner Metropole am Rio Negro.
Das Wetter meint es heute besonders gut mit uns, der Himmel ist makellos blau. Wir entscheiden uns dazu, die bei unserem letzten Aufenthalt im Rahmen der Stadtrundfahrt besuchten Ziele nun auf eigene Faust noch einmal in aller Ruhe anzusehen. Die lebhafte Promenade entlang des Flussufers mit seinen unzähligen bunten Handelsschiffen sowie den Mercado Municipal hatten wir uns ja bereits am 02. Januar angesehen und konzentrieren uns daher nun auf die Innenstadt.
Zunächst überqueren wir den Praca da Matritz mit seinem üppigen Baumbestand. Zwei große, ehemals elegante und pompöse Treppen, die in einem Halbkreis auf einer kleinen Anhöhe enden, weisen den Weg zur Cathedral Metropolitana de Manaus. Die Parkanlage wird gerade umfassend renoviert und modernisiert, denn die Spuren der Zeit und des feuchten Klimas sind überall deutlich zu erkennen.
Foto: Cathedral Metropolitana de Manaus am 13.01.2015
Von der Cathedral Metropolitana aus laufen wir die Av. Eduardo Ribeiro hinauf, eine der großen Einkaufsstraßen in Manaus und stehen wenig später vor dem Teatro Amazonas, dem Opernhaus. Wie bereits in unserem Reisebericht Teil 1 beschrieben, wurde dieser Prachtbau samt seiner Inneneinrichtung Stück für Stück von Europa nach Manaus gebracht – und das bereits vor über 100 Jahren als das Amazonasgebiet noch relativ unerforscht war. Im Jahr 1896 wurde die Oper feierlich eröffnet. Es lohnt sich in jedem Fall, diese zu besichtigen.
Foto: Teatro Amazonas in Manaus am 13.01.2015
Vom Teatro Amazonas aus gehen wir in Richtung der großen Avenida Getullo Vargas, einer mit großen Bäumen bestandenen Haupteinkaufstraße. Manaus bietet insgesamt recht gute Möglichkeiten zum Einkaufen. Es gibt international bekannte Kaufhaus- und Handelsketten sowie jede Menge gut sortierter Supermärkte. Die Preise orientieren sich in etwa an den bei uns.
Die Währung in Brasilien: Brasilianischer Real (BRL). Wechselkurs derzeit: 1,- BRL = 0,30 EUR und 1,- EUR = 3,27 BRL
Unser Ziel ist die Brücke Ponte de A. Placido, welche einen Seitenarm des Rio Negro überspannt und die Innenstadt mit den Favelas verbindet. Von der Brücke bietet sich ein interessanter Blick über das Wohngebiet der ärmeren Bevölkerungsschichten und über die bunten Handelsschiffe am Ufer des Rio Negro.
Foto: Favelas von Manaus am 13.01.2015
Im Anschluss daran haben wir noch einmal den Obst- und Gemüsemarkt angesteuert, den wir beim letzten Besuch aus Zeitgründen nicht anschauen konnten. Es lohnt sich mal wieder, mitten in das Getümmel zu stürzen und den Händlern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Tausende von Bananenstauden werden entladen, Melonen angeliefert, Zitronen ausgepackt – um nur einige der vielen Aktivitäten zu nennen. Das Obst stammt meist aus Regionen rund um das Amazonasgebiet und wird auf dem Wasserweg zum Teil mit einer Transportdauer von 10 Tagen nach Manaus geschafft.
Unser Tipp: unbedingt das frische Obst probieren! Insbesondere die dicken, fleischigen Bananen. Sie fallen mit ihrer Größe aus jeder EU-Norm, schmecken aber um ein Vielfaches besser. Schon die saftig gelbe Farbe des Fruchtfleisches ruft bei uns Begeisterung hervor.
Foto: Bananenanlieferung auf dem Obstmarkt in Manaus am 13.01.2015
Unsere letzte Station ist der Fischmarkt in Manaus, den wir zuletzt auch nur flüchtig besucht haben. Da wir nun zu einer deutlich früheren Uhrzeit dort sind, erleben wir die Anlieferung und Verarbeitung der frischen Amazonas-Fische hautnah.
Foto: auf dem Fischmarkt von Manaus am 13.01.2015
Am Nachmittag entschließen wir uns nochmals zu einem Besuch in der City von Manaus, diesmal aufgrund einer kleinen Shoppingtour.
„Leinen los“ um 19:30 Uhr und Abschied von Manaus mit Kurs auf die 470 km entfernte Hafenstadt Parintins am Amazonas.