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18-Tage Kreuzfahrt MS Hamburg Indischer Ozean vom 01.02.-18.02.2014

Reisebericht Teil 8 Sansibar, Tansania

 

Tag 10: 11.02. 2014 in Sansibar, Tansania - Kreuzfahrt MS HAMBURG im Indischen Ozean vom 01.-18. Februar 2014 mit Mauritius, Madagaskar, Kenia, Sansibar und den Seychellen

Der Tag begann wieder sehr früh mit dem Sonnenaufgang, den man auch heute wieder nicht bestaunen konnte. Allerdings sah der Himmel immerhin sehr vielversprechend aus. Früher als geplant lag die MS HAMBURG fest an der Pier im Hafen von Sansibar und immer mehr kämpfte sich die Sonne durch den über der Stadt liegenden Dunst. Die Luft roch nach Gewürzen, es wehte kein Lüftchen und auf dem Wasser rauschten bunte, ostafrikanische Holzsegelboote, die Dhaus, vorbei in Richtung Hafen.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: eine iranische Dhow auf dem Weg in den Hafen von Sansibar

Eine malerische Idylle zeigte sich an diesem feucht-heißen Morgen. Schon der Name dieser Insel an der Ostküste Afrikas weckt Sehnsüchte wie kaum eine andere Destination. Stärker noch als auf dem Festland leben auf Sansibar seit beinahe 2.000 Jahren die unterschiedlichsten Kulturen auf engem Raum zusammen. Bei einer Stadtbesichtigung empfiehlt sich besonders ein Besuch in der Altstadt Stonetown. Die Architektur der Stadt reflektiert bis heute die faszinierende Suaheli-Kultur Sansibars. Das Bild ist geprägt von Kolonialbauten, Kirchen, Hindu-Tempeln, Moscheen, afrikanischen Märkten , britischen Handelshäusern, einem omanischen Fort sowie geschnitzten Holztüren. Besonders der Gewürzmarkt belebt täglich die Altstadt Stone Town. Gehandelt werden dort Vanille, Nelken, Zimt und Kardamon. Sansibar liegt ca. 40 km vor der Küste Ostafrikas entfernt im Indischen Ozean, 6 Grad südlich vom Äquator. Sansibar ist die Hauptstadt der Insel Unguja und bedeutet übersetzt Küste der Schwarzen. Die Inselgruppe Sansibar ist ein autonomer Teil des Staates Tansania und hat etwa 1 Million Einwohner. Sansibar ist international durch den Flughafen Sansibar erreichbar, der etwa sechs Kilometer südlich von Stone Town liegt.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: im Dhow-Hafen von Sansibar werden alle erdenklichen Waren umgeschlagen

Als Alternative zur Altstadt bietet sich ein Ausflug in den Jozani Forest zu den roten Affen. Der Jozani Forest wurde im Jahr 1964 als Schutzgebiet eingerichtet und im Jahr 2004 zum Nationalpark erhoben. Bis zur Erhebung zum Nationalpark diente der Wald der einheimischen Bevölkerung als Ressource für Baumaterial. Die Mangroven in der Chwaka-Bucht sind der perfekte Lebensraum für Fische, Grüne Mambas, Kobras sowie diverse Reptilienarten. Mungos und Zibetkatzen wird man dagegen tagsüber kaum entdecken können.

Unser Fokus lag heute jedoch auf der Altstadt Stone Town, die seit dem Jahr 2000 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht. Die meisten der gemauerten Häuser wurden vor etwa 150 Jahren aus Korallengestein gebaut.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: es gibt ungefähr 60 verschiedene Schiffstypen der Dhows

Bevor wir uns auf eigene Faust in Richtung Stone Town auf den Weg machten, zog uns das geschäftige Treiben im Dhow Hafen magisch an. Beinahe im Minutentakt legten die faszinierenden Holzboote im kleinen Hafen von Sansibar an. Beladen waren sie mit allen erdenklichen Dingen von Obst und Gemüse bis hin zu Eisen und Schrotteilen. Es ist beeindruckend, welches Ladevolumen diese Boote aufweisen und in welcher Form sie von den Inselbewohnern be- und entladen werden. Im Grunde hätte man einen halben Tag lang diesem überaus faszinierenden Schauspiel zusehen können. Anfänglich wurde man etwas skeptisch beäugt und es war auch eine mündliche Absegnung des Sicherheitspersonals am Eingang zum Dhow Hafen erforderlich, dort Fotos machen zu dürfen. Authentischer und faszinierender kann eine Hafenatmosphäre kaum sein, teils bekam man das Gefühl sich in einer Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu befinden.

Dhow-Hafen in Sansibar

Foto: im Dhow-Hafen herrscht ein reges Treiben

Wie schon die Pirogen, so sind auch die Dhows ein überaus interessanter Segelschifftyp. Die Dhow ist praktisch in allen Häfen des Indischen Ozeans zu finden. Die Bezeichnung Dhow steht dabei nicht für einen einzelnen Schiffstyp sondern eine ganze Familie unterschiedlicher Schiffstypen mit zum Teil gravierenden Unterschieden. Einige davon konnte man im Hafen von Sansibar bestaunen. Derzeit gibt es ungefähr 60 verschiedene Schiffstypen von kleinen einmastigen Booten bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen. Das gemeinsame Merkmal aller Dhows ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht. Wann genau die erste Dhow über die Meere gefahren ist, kann man nicht genau sagen. Es wird vermutet, dass sie seit dem 4. Jahrhundert existieren und von Indien aus über den Indischen Ozean zur arabischen Halbinsel und nach Ostafrika ausbreitete.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Blick auf den Strand vor der Altstadt Stone Town

So faszinierend dieser Hafen und die Dhows letztendlich auch gewesen sind, wir haben uns von der sagenhaften Atmosphäre losgelöst und unseren Fußmarsch in Richtung Altstadt fortgesetzt. Die Sonne brannte inzwischen vom leicht diesigen Himmel und erhitzte die Straßen auf Backofentemperatur.

Der Zeitpunkt wäre ideal gewesen, im Mercury´s Restaurant einzukehren und bei Musik von der weltbekannten Band „Queen“ ein kühles Getränk zu sich zu nehmen. Der Frontmann der Band, Freddie Mercury, wurde am 05. September 1946 unter dem Namen Farrokh Bulsara in Stone Town auf Sansibar geboren. Im Restaurant erinnern viele Unikate an die Band und an Freddie Mercury, der 1991 in England verstarb. Wir beschränkten unseren Aufenthalt jedoch auf einen kurzen Blick in das Restaurant und waren nun gespannt auf die Altstadt von Sansibar.

Restaurant Mercury´s auf Sansibar

Foto: Restaurant Mercury´s in dem einst auch Freddie Mercury anzutreffen war

Nach wenigen Gehminuten erreichten wir zunächst die Alte Apotheke, die Old Dispensary, die mit ihren filigranen Balkonen als eines der schönsten Bauwerke von Sansibar gilt und im 17. Jahrhundert errichtet wurde. Nur wenig später ist sofort das Haus der Wunder (Beit-Al-Ajaib) ins Auge gefallen. Dieses sagenhafte Bauwerk wurde im Jahr 1883 für den Sultan Barghash bin Said, den zweiten Sultan von Sansibar, gebaut und bis 1911 von ihm genutzt.

Alte Apotheke in Sansibar

Foto: die Alte Apotheke in Sansibar

Den Namen Haus der Wunder verdankt es der Tatsache, dass es das erste Gebäude in Sansibar war, welches über fließend Wasser und Strom verfügte und als erstes Gebäude in Ostafrika einen Fahrstuhl installiert bekam. Heute ist das Haus der Wunder, nach einer wechselvollen Geschichte, ein Museum für Sansibars Kultur und Geschichte. Nur durch eine Straße und eine ansehnliche Strandpromenade getrennt befindet sich der recht schöne Sandstrand von Sansibar City in direkter Nähe.

Haus der Wunder in Sansibar

Foto: das Haus der Wunder

Wenige Meter neben dem House of Wonders folgten wir nun den Ratschlägen unserer Ausflugsleiterin Jenny von Bord der MS HAMBURG und bogen ab in die verwinkelten Gassen von Stone Town. Zunächst beschleicht den Besucher ein befremdliches Gefühl, denn einen Straßenplan gibt es nicht und richtige Orientierungspunkte lassen sich auch nicht erkennen. Nicht einmal die Sonne diente als Hilfe zur Richtungsfindung, denn die Straßen sind so eng und verwinkelt gebaut, dass man sie nicht sehen kann. Kaum im Straßengewirr angekommen, waren die Temperaturen spürbar angenehmer als noch auf den Hauptstraßen. Berührungsängste mit den Stadtbewohnern sollte man nicht haben, denn diese schauen zeitweise recht finster, entpuppen sich dann aber als überaus freundliche und herzliche Menschen. Auffällig war der sehr starke, islamische Glaube. So waren die meisten Frauen in lange Kleider mit Kopftuch oder in Burkas gehüllt.

in Sansibar herrscht ein strenger, islamischer Glaube

Foto: viele Frauen sind auf der Insel in Burkas gehüllt, es herrscht ein strenger, islamischer Glaube

In der Altstadt empfiehlt es sich, einfach abzuschalten und die Außenwelt auszublenden. Verlaufen wird man sich ohnehin, daher lässt man sich einfach unbeschwert durch die kühlen Gassen treiben und nimmt die Eindrücke mit allen Sinnen auf. Letztendlich ist es ratsam den Blick unaufhaltsam zwischen Fußboden und Himmel wandern zu lassen, denn nur so entdeckt man zum Teil wirklich beeindruckende Dinge. Auf dem Boden findet man zwar in erster Linie nur Stolperfallen aber nur wenige Zentimeter höher beginnt man zu begreifen, warum die UNESCO diese Stadt zum Weltkulturerbe ernannt hat. Die alten Bauwerke begeistern mit ihrem fast schon morbiden Charme dermaßen, dass man eigentlich viel mehr Zeit benötigen würde um ihrer Faszination gerecht zu werden. Die Nutzung der einzelnen Häuser ist recht unterschiedlich und reicht vom privaten Wohnhaus über stilvolle Restaurants bis hin zum luxuriösen Hotel.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Fotos: die Stromleitungen sind mit viel Sorgfalt und System verlegt ;-)

Wenn man Stone Town durchstreift, entdeckt man die verschiedenen kolonialen Einflüsse an den Gebäuden. So finden sich zum Beispiel äußerst massive und imposante Türen, die damals mit Messingdornen versehen wurden, um so angreifende Elefanten abzuwehren. Hinter den Geschäftsfassaden indischer Häuser befinden sich oft ein Innenhof und wunderschön verzierte Balkone.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: von diesen massiven Türen findet man in Stone Town noch zahlreiche Exemplare

Weiß getünchte Wände, flache Terrassen und kleine Fenster sind dagegen das Erkennungsmerkmal arabischer Häuser. Die kleinen Fenster wurden eingebaut, um die Frauen vor allzu neugierigen Blicken fremder Männer zu schützen. In früherer Zeit existierten sogar Fußgängerwege, die über die Dächer der Stadt hinweg führten und in erster Linie von den Frauen genutzt wurden. Die Männer sitzen wie es schon vor Jahrhunderten Sitte war, auf den Barazas – einer kleinen Terrasse – und trinken Tee, spielen oder unterhalten sich angeregt miteinander.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: die Bauwerke in "Stone Town" versprühen einen einzigartigen Charme

Schaut man nun nach ganz oben in Richtung Himmel, so würde vermutlich jeder Elektroinstallateur seine Hände über dem Kopf zusammen schlagen! Für die Entknotung der Stromleitungen wären mehrere Tage nötig. Zum Teil sind unzählige Kabel und Leitungen einfach verlängert worden, nicht isoliert und nach Lust und Laune befestigt. Aber alles scheint mehr oder weniger zu funktionieren.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Straßenszene in "Stone Town"

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: so wird der Drahtesel zum Schwerlasttransporter

Sehr sehenswert sind der Anglikanische Dom und der Sklavenmarkt. Zu Zeiten der Sklaverei wurden hunderte von Sklaven zusammen gekettet und täglich öffentlich vorgeführt. Um den Verkaufserlös zu steigern wurden die Frauen mit Henna verziert, mit Stoff verhüllt und die Männer mussten als Demonstration ihrer Härte und Zähigkeit brutale Schläge ertragen. Auf das Drängen von David Livingstone, der die Britische Regierung wachrüttelte, schaffte man die Sklaverei schließlich ab. Die britische Verwaltung kaufte das Grundstück und Bischof Edward Steer war die treibende Kraft hinter der Errichtung einer Kathedrale. Noch vor ihrer Fertigstellung im Jahre 1880 wurde am 1. Weihnachtstag 1877 die erste Messe unter freiem Himmel gehalten. Der Bischof fand hinter dem Altar seine letzte Ruhestätte. Heute erinnert eine Gedenkstätte an die grausame Sklaverei von einst.

Anglikanischer Dom und Sklavenmarkt in Sansibar

Foto: Anglikanischer Dom und Sklavenmarkt

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: in solchen Erdlöchern wurden die Sklaven damals vorgeführt

Nach alle den faszinierenden Eindrücken haben wir tatsächlich auch wieder einen Weg aus der Altstadt heraus gefunden und uns entschlossen die Markthalle, den Darajani Market, von Sansibar zu besuchen. Vor wenigen Minuten noch nahmen wir all die Eindrücke einer malerischen Altstadt von Sansibar in uns auf und nun sollte ein echtes Kontrastprogramm auf uns warten. Neben landestypischen Gewürzen, Obst und Gemüse werden auf dem Darajani Market auch frischer Fisch und Fleisch angeboten.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: auf dem Darajani Market in der Fischhalle

Fischhändler auf dem Darajani Market in Sansibar

Foto: Fischhändler auf dem Darajani Market

Entsprechend beansprucht wurden die Geruchsrezeptoren in unseren Nasen, die eine Mischung aus Gewürzen, Fisch, Fleisch, Staub und dem Schweiß der Marktbesucher präsentiert bekamen. Die Szenerie in der Markthalle sprach für sich und wird noch lange in Erinnerung bleiben. Die eigentliche Markthalle ist unterteilt in kleine Parzellen aus Beton, in denen Händler ihren Fisch säubern, zerkleinern und direkt vor Ort verkaufen. Die gleiche Prozedur zeigt sich im nächsten Teil der Halle, in dem Fleisch verkauft wird. Die Tiere werden vor Ort zerlegt und die einzelnen Bestandteile an dicken Haken hängend zum Verkauf angeboten. Die einzige Gasse in der Mitte der Markthalle war verstopft von Käufern und Händlern, nur mühsam war es möglich sich einen Weg zu bahnen. Nicht zu vergessen sind die Temperaturen von weit über 30 Grad und die Tatsache, dass die Halle keineswegs gekühlt war!

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: einer der vielen Fleischhändler auf dem Darajani Market

Nicht weniger bizarr zeigten sich die Obst- und Gemüsestände vor der Halle. Wir wurden als Besucher an diesem besonderen Ort bzw. an den einzelnen Ständen herzlich empfangen und sicherlich auch etwas belächelt, denn so ganz ließen sich unsere erstaunten Blicke nicht verbergen. 

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: auf  dem Darajani Market werden neben Fisch und Fleisch auch Obst, Gemüse und Gewürze verkauft

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Reis, Sojabohnen und Gewürze gibt es auf dem Darajani Market in großen Mengen

Auch für den Rückweg wählten wir den Weg mitten durch Stone Town. Noch einmal haben wir so die Möglichkeit erhalten diese besondere Atmosphäre zu erleben und in unserem Gedächtnis zu speichern. Aufgrund einer kleinen Wegänderung machten wir noch einen Abstecher zum Portugiesischen Fort. Die Araber fürchteten damals Vergeltungsmaßnahmen für die Vertreibung der Portugiesen und errichteten ein Fort aus Korallenstein und Kalk auf dem Gelände einer zerstörten Kirche des 18. Jahrhunderts.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: in den Straßen der Altstadt "Stone Town"

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Foto: Fleischspieße frisch vomn Grill in "Stone Town"

Es sollte der königlichen Familie und der Insel Schutz bieten. Auch wenn der Rachefeldzug der Portugiesen nie erfolgte, spielte das Bauwerk in der Geschichte immer wieder eine Rolle und wurde sogar als Reparaturhalle für Lokomotiven, als Gefängnis und Sitz der Pfadfinder Mädchen genutzt. Heute finden sich dort zahlreiche Kunst- und Handwerksstände sowie eine Bar und ein Restaurant. An den Wochenenden finden Taarab-Vorführungen statt. Taarab ist eine Mischung aus afrikanischen, arabischen und indischen Musikelementen, die auf Sansibar entwickelt wurde.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Schulkinder in Stone Town

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: in den Straßen von "Stone Town"

Zurück auf der MS HAMBURG reichten die verbleibenden Stunden des Tages kaum noch aus, um einen der weißen Sandstrände der Insel zu besuchen. Die verlängerte Liegezeit der MS HAMBURG ermöglichte aber wenigstens ein intensives Erlebnis von Stone Town. Und man glaubt es kaum, sogar bei durchaus gutem Wetter.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: die MV "Maendeleo" kommt vom Festland an der Ostküste Afrikas und läuft in den Hafen von Sansibar ein

Nach einem entspannten Mittagessen unter der Äquatorsonne näherte sich von Seeseite her ein zumindest optisch recht betagtes, verhältnismäßig großes Schiff dem Hafen. Voll beladen mit Menschen und Waren. Es war die 1980 von Tsuneishi Shipbuilding in Fukuyama, Japan gebaute MV „Maendeleo“. Das kombinierte Fracht- Passagierschiff ist 77,5 m lang, 12,5 m breit und hat immerhin 1.431 BRZ. Die Ladekapazität beträgt offiziell 1.001 Tonnen. Die „Maendeleo“ fährt unter der Flagge von Tanzania mit dem Heimathafen Zanzibar und legte in direkter Nähe zur MS HAMBURG an. Von Landseite aus hat man keine Chance den Liegeplatz im Hafen einzusehen, die MS HAMBURG wurde aber für die folgenden 1,5 Stunden zur Tribühne und die „Maendeleo“ mit ihren Passagieren war das Theaterstück. Noch nicht einmal angelegt sprangen Inselbewohner von der Pier über die Dalben an die Bordwand der MV „Maendeleo“ und zogen sich dort hinauf.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: spannende Szenen bei der Entladung der "Maendeleo"

Als Kletterhilfe dienten dabei Bullaugen aus denen vermutlich schon vor Jahren die Scheiben entfernt wurden. Die Faszination, die von der Löschung dieses Schiffes ausging, kann man im Grunde nicht beschreiben. Selbst unser Sohn folgte dem Schauspiel fast über den kompletten Zeitraum. Faszinierend waren aber nicht nur die Szenen die sich im Rahmen der Löschung abspielten sondern auch die Ladung selbst.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Betten, Schränke, Mopeds... alles wurde von der "Maendeleo" entladen

Transportiert wurden Hühner, Mopeds, komplette Möbelstücke wie Schränke und Betten, Elektroteile, Matratzen, ganze Bananenstauden und Obstkörbe. Alle Gegenstände wurden vom Oberdeck der „Maendeleo“ aus in Richtung Pier geworfen. Dort fing sie eine weitere Person aus der Familie wieder auf. Meistens zumindest, denn ein Koffer ging im Hafenbecken baden und tauchte auch nicht wieder auf. Die museumsreife Gangway stellte sich schnell als Nadelöhr heraus. Nach getaner Arbeit verholte die „Maendeleo“ zu einem Ankerplatz in der Bucht vor dem  Hafen von Sansibar.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Gegenverkehr? kein Problem!

Unsere MS HAMBURG hat den Hafen von Sansibar pünktlich um 18:00 Uhr verlassen und Kurs auf die Hafenstadt Dar es Salaam genommen. Aufgrund der sehr kurzen Entfernung von nur 39 sm bzw. 72 km erreichte die MS HAMBURG den Lotsen bereits um 22:00 Uhr am gleichen Abend. Die Ausfahrt aus Sansibar führte entlang der kompletten Altstadt und auch von dieser Seite aus erstrahlten die historischen Bauten in bestem Glanz. Vorbei ging es nach einer stimmungsvollen Verabschiedung am Dhow-Hafen, dem House of Wonders, dem Tembo Hotel, dem Africa House Hotel und den weißen Sandstränden in Richtung dem offenen Meer. Die Strände waren im Vergleich zum Vormittag nun gut besucht von den Bewohnern der Stadt und kleine Dhows fuhren ein ungleiches Wettrennen mit der MS HAMBURG.

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Das House of Wonders von Bord der MS HAMBURG beim Auslaufen

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: eine Dhow segelt der MS HAMBURG hinterher

Kreuzfahrt MS HAMBURG, Sansibar, Tansania

Foto: Blick auf Stone Town und einige Dhows von Bord der MS HAMBURG aus

Sansibar wird uns in allerbester Erinnerung bleiben!

Den Abend ließen wir mit einem Poolbesuch und anschließendem Abendessen ausklingen. Zumindest offiziell. Denn natürlich warteten noch die ersten Eindrücke einer Partnerstadt Hamburgs auf uns, die der großen Hafenstadt Dar es Salaam. Mit mehr als 3 Millionen Einwohnern ist Dar es Salaam die größte Stadt in Tansania.  Die Bedeutung des arabischen Namens ist Haus oder Hafen des Friedens.

Bei Dunkelheit hätte man nun fast den Eindruck bekommen, in eine US-Hafenstadt einzulaufen, denn Wolkenkratzer strahlten um die Wette, die Uferpromenade zeigte sich ebenfalls in Festbeleuchtung und die Lampen spiegelten sich in modernen Glasfassaden der Hotels. Zweifelsfrei waren wir nun abermals in einer anderen Welt angekommen. Mehr zu dieser auf ihre Weise interessanten Stadt folgt im nächsten Teil unserer Reiseberichte…

Eigentlich würden wir diesen Tagesbericht nun hier schließen. Es ereignete sich jedoch noch ein kleiner, technischer Defekt, der die Nacht zu einer ganz besonderen werden ließ. Zurück in der Kabine traf uns fast der Schlag! Die Temperatur lag in jedem Fall bei deutlich über 30 Grad und ein Blick an die Decke ließ den Grund dafür erahnen. Die Klimaanlage war verstummt. Ein kurzer Gang zur Rezeption brachte entsprechende Klarheit, einige Kabinenabschnitte waren von einem Generatorausfall betroffen. Dieser fand seinen Tod in der heutigen Gluthitze von Sansibar.

Nun, die Nacht war warm und die Stadtkulisse äußerst interessant. Während sich unser Sohn scheinbar ungestört von diesen stickigen Saunatemperaturen in sein Bett verabschiedet hat und meine Frau sich mit kalten Handtüchern etwas Kühle verschaffte, zog ich die Variante der Liegen an Deck vor. Diese eignen sich nämlich durchaus auch für eine gewisse Zeit als Schlummerstätte. Leider wurde dieser Plan um etwa 02:00 Uhr nachts von einem heftigen, tropischen Regenschauer durchkreuzt. Wieder hellwach und nass wagte ich einen erneuten Blick in die Kabine und wurde beinahe von arktischen Temperaturen empfangen. So kühl war es seit Beginn der Reise an in der Kabine nicht. Der neue Generator verrichtete also offenbar deutlich besser seinen Dienst als der alte. Den Temperaturregler in der Kabine hochgedreht und die letzten Wassertropfen des Regens entfernt endete der Tag dann letztendlich doch noch im Bett der Kabine… Das Versprechen von Mirko Scheffe zu Beginn der Kreuzfahrt wurde schon jetzt eingehalten, denn diese Reise hat mit einer normalen Kreuzfahrt nichts zu tun.

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