Die Anreise von Düsseldorf nach Manaus erfolgt mit einer Air Berlin Sondermaschine, einem Airbus A330-200 von Düsseldorf via Punta Cana in der Dominikanischen Republik. Der Abflug ist um 21:30 Uhr Ortszeit in Düsseldorf. Die Zwischenlandung in Punta Cana ist aufgrund der Dienstzeiten der Kabinencrew und der Cockpitbesatzung erforderlich, denn unser Flug beförderte nicht nur die Reisegäste mit Reisebeginn am 02. Januar in Manaus, sondern auch die Passagiere der MS Hamburg, deren Reise an selbigem Tag endet.
Letztendlich gestaltet sich die Wartezeit im neuen Flughafengebäude von Punta Cana als durchaus akzeptabel, wenngleich nicht nachvollziehbar ist weshalb die Fluggäste ganze 30 Minuten in einem geschlossenen Gang und sitzend auf dem Boden ausharren müssen bevor sie in den neuen Transitbereich dürfen.
Der Anflug auf den Flughafen von Manaus bietet nach 3 ½ weiteren Flugstunden eine interessante Szenerie aus undurchdringlichem Urwald, kilometerlangen Flusssystemen und einsamen Siedlungen die scheinbar abgeschnitten von der Außenwelt sind. Erschreckend ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass sich weite Teile des Urwaldes rund um die Großstadt Manaus in einem erbärmlichen Zustand zeigen. Überall sind Spuren der Abholzug erkennbar.
Unmittelbar nach der Landung informieren Plantours Mitarbeiter über den weiteren Ablauf zur Einreise und den ca. 30-minütigen Bustransfer zum Hafen.
Die Einreise nach Brasilien
Die Einreise gestaltet sich zunächst rekordverdächtig schnell, wird dann durch die noch nicht beginnende Dienstzeit der Zollbeamten deutlich ausgebremst. Die Aufgabe der Zollbeamten erschließt sich uns bis zuletzt dann jedoch nicht, denn die sorgfältig ausgefüllten Einreisepapiere will niemand sehen.
Direkt nach Verlassen des Sicherheitsbereiches stehen Mitarbeiter einer örtlichen, von Plantours Kreuzfahrten beauftragten, Agentur sowie Reiseleiter der MS HAMBURG quasi mit wegweisenden Informationen für alle Reisegäste bereit. Die Koffer müssen lediglich aus dem Sicherheitsbereich heraus gebracht werden (Kofferwagen stehen kostenfrei in großer Anzahl zur Verfügung) und bleiben unmittelbar danach an einer Sammelstelle stehen. Von dort an hat der Reisegast mit seinem Gepäck nichts mehr zu tun, er findet es bald darauf auf der Kabine der HAMBURG wieder. Die Reisegäste fahren mit separaten Reisebussen direkt zum Hafen.
Manaus entpuppt sich als faszinierende Metropole
Unser erster Eindruck von Manaus ist erstaunlich gut. Erwartet hatten wir eine chaotische, dreckige Stadt mit extrem hoher Kriminalitätsrate und ungepflegtem Stadtbild. Das kündigen zumindest viele Erfahrungsberichte im Internet an.
Nach insgesamt etwas über 31 Stunden Anreisezeit empfängt uns die HAMBURG Crew mit einem herzlichen Lächeln und kalten Begrüßungsgetränken an der Gangway, Vielfahrer begrüßen sich mit einer vertrauten Umarmung und trotz starker Ermüdung der meisten Reisegäste herrscht eine wunderbar heitere Stimmung. Schnell wird einer der vielen Unterschiede zwischen einem Megaliner mit mehreren tausend Gästen und einem kleinen, individuellen Kreuzfahrtschiff wie der HAMBURG deutlich. Man kennt sich und fühlt sich sofort wie zu Hause. Eine Eingewöhnungsphase stellt sich zumindest bei allen Reisegästen mit HAMBURG Erfahrung nicht ein. Sofort bei Betreten des Schiffes ist man angekommen. Ein Schiffsportrait der HAMBURG hatten wir bereits in der Vergangenheit geschrieben >> Link <<.
Für uns heißt es nun gleich wieder „raus in die Millionenstadt“, wir folgen nicht der Einladung zur offiziellen Begrüßung in die Schiffslounge, sondern laufen entlang im quirligen Getümmel der Uferpromenade von Manaus.
Foto: HAMBURG an der Pier in Manaus
Die Kaianlagen an der die HAMBURG festgemacht hat, sind als schwimmende Pontonkonstruktionen konzipiert, da der Wasserstand des Rio Negro zwischen der Regen- und Trockenzeit zum Teil bis zu 16 Meter schwankt. Die Rekord-Wasserstände sind auf einer Metalltafel gut erkennbar am Hafen verewigt. Die großen Schwankungen resultieren nicht aus einem natürlichen Rhythmus der Gezeiten, sondern begründen sich durch die unterschiedlichen Regenmengen im Laufe des Jahres. Das regelmäßig auftretende Hochwasser ist auch nicht zu verwechseln mit einer Überschwemmung oder einer Naturkatastrophe, sondern Teil des natürlichen Gleichgewichts am Amazonas, wie uns später ein Einheimischer berichtet.
Foto: Wasserstandstafel am Hafen Manaus
Das Wetter am heutigen Tag zeigt sich leicht bewölkt bis wolkig bei maximalen Temperaturen von 33 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit. Für uns Europäer, bei denen gerade Winter ist, ein geradezu mörderisches Klima.
Die Stadt Manaus in Brasilien im Detail
Die an der Mündung des Rio Negro liegende Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas war bis 1910 durch den Kautschukboom bekannt. Über viele Jahre hinweg war die Region der einzige Lieferant für den Milchsaft des Kautschukbaumes. Die 92 m hoch liegende Stadt Manaus ist komplett vom Regenwald umgeben, liegt elf Kilometer westlich des Zusammenflusses mit dem Rio Solimões inmitten des dichten Dschungels. Die Hauptsehenswürdigkeit Manaus ist zweifelsfrei das Teatro Amazonas, ein am 31. Dezember 1896 eingeweihtes Opernhaus. Die Stadt Manaus liegt 1.700 km Kilometer von der Mündung des Amazonas in den Atlantischen Ozean entfernt. Manaus ist in sechs Zonen, vierzehn Distrikte und 222 Stadtteile aufgeteilt. Das pulsierende Zentrum befindet sich in der Zona Sul, direkt am Rio Negro um den Hafen herum.
Aufgrund der Nähe zum Äquator (3° südliche Breite) weicht die Tageslänge im jahreszeitlichen Verlauf nur minimal voneinander ab. Sonnenaufgang ist meist gegen 06:00 Uhr und der Sonnenuntergang um kurz nach 18:00 Uhr. Das Klima ist das ganze Jahr über tropisch heiß und feucht.
Wir setzen unseren kleinen Stadtrundgang in Manaus fort und durchstreifen zunächst die unter Denkmalschutz stehende Markthalle, deren Eisengerüst von Gustav Eiffel in Paris hergestellt und der Pariser Markthalle Les Halles nachempfunden ist. Im direkten Vergleich zu vielen anderen Markthallen, die wir weltweit besucht haben, zeigt sich das Bild der Markthalle in Manaus insgesamt sehr gepflegt und sauber. Selbst in der separierten und sehr großen Fischhalle durchdringt nur ein mäßiger Fischgeruch die heiße Luft. Neben Fleisch und Fisch werden Getränke, Melonen, Bananen und unzählige Gewürze dort angeboten. Ein Besuch ist in jedem Fall ein lohnender Einstieg in das pulsierende Leben dieser Stadt am Rio Negro.
Foto: alte Markthalle Manaus
Der Rio Negro, an dem Manaus liegt, bedeutet „schwarzer Fluss“. Die dunkle Farbe verdankt der Schwarzwasserfluss dem hohen Gehalt an Huminsäuren, die in Humusböden und Torf vorkommen. Diese werden vom Regen in seinem Einzugsgebiet ausgewaschen. Zusätzlich sorgen organische Säuren und verschiedene Pflanzensäfte für eine weitere Einfärbung des Rio Negro. Der Rio Negro ist mit einer Länge von 2.253 Kilometern, nach dem Rio Madeira, der zweitgrößte Nebenfluss der Welt. In der Rangliste der wasserreichsten steht er auf Platz 6 und unter den längsten Flüssen der Welt findet man den Rio Negro auf Platz 60 wieder.
Der Amazonas ist zwar der mit Abstand wasserreichste Fluss der Welt, jedoch mit einer Länge von 6.448 km nicht der längste. Platz eins belegt der 6.852 km lange Nil. Der Amazonas entspringt in den peruanischen Anden aus zwei Haupt-Quellflüssen im Nevado Mismi Bergmassiv auf einer Höhe von ca. 5.600 m. Der nördliche Quellfluss ist der 1.600 km lange Maranón, der südliche Quellfluss ist der 2.670 km lange Ucayali. Der Amazonas ist nicht ohne Grund der wasserreichste Fluss der Erde, denn es fließen ungefähr 10.000 Nebenflüsse in den Strom von denen mehr als 100 mit dem Schiff befahrbar sind. Beeindruckend ist weiterhin, dass 17 dieser Nebenflüsse eine Länge von mehr als 1.600 km aufweisen. Im Vergleich dazu ist der Rhein mit seinen 1.233 km Länge fast winzig. Noch beeindruckender wird der Unterschied, wenn man die mittlere Wasserführung der beiden Flüsse vergleicht. Beim Rhein liegt sie bei ca. 2.300m³/s, was zunächst recht viel klingt. Schaut man sich nun den Amazonas an, so wird es richtig beeindruckend. Die mittlere Wasserführung des Amazonas ist mehr als 90x höher als die des Rheins und liegt bei etwa 209.000m³/s!
Unser Weg führt weiter entlang der Uferpromenade auf der ein reges Treiben örtlicher Händler herrscht. Das Angebot richtet sich nicht etwa an Touristen sondern an die einheimische Bevölkerung. Überhaupt haben wir das Gefühl, Touristen bewegen sich in diesem Teil der Stadt eher selten.
Foto: Handelsschiffe an der Uferpromenade von Manaus
Faszinierend sind die Eindrücke die wir hier sammeln. Faszinierend ist das Leben, der Alltag dieser Menschen. Wir beobachten die Verladung von Lebensmitteln, Handelsgütern, Autos, sehen Personenfähren und unzählige kleine Boote die wie an einer Perlenkette gereiht am Flussufer liegen. Überall entdecken wir freundliche und lachende Gesichter, man begrüßt uns und zeigt sich vollkommen offen. Wir können uns kaum losreißen und irgendwie zieht die Atmosphäre immer weiter an wie ein Magnet. Man möchte immer tiefer eintauchen in das authentische Leben hier am Flussufer. Schließlich stehen wir inmitten der Anlegestelle für die Fähren und Handelsschiffe am Flussufer. Der ideale Ort um seine Gedanken treiben zu lassen und den Alltag zu vergessen. Die Sonne brennt derweil senkrecht vom Himmel und treibt sowohl die Temperaturen als auch die Luftfeuchtigkeit immer weiter in die Höhe.
Foto: Flussufer und Favelas in Manaus
Wir drehen einen kleinen Bogen, streifen die große Gemüse-Markthalle in der zum Großteil Bananen und Melonen gehandelt werden und kehren nach gut zwei Stunden zur HAMBURG zurück.
Die anschließende Stadtrundfahrt führt uns noch einmal zur Halle des Obst- und Gemüsemarktes, der historischen Markthalle, zum neuen und alten Regierungsgebäude sowie zu einem weiteren Highlight in Manaus, dem Teatro Amazonas. Für das Theater und auch den sehr ansprechenden Bereich um das Theater herum sollte mindestens eine Stunde Zeit eingeplant werden. Ein Besuch im Teatro Amazonas ist aus unserer Sicht Pflicht für alle Touristen in Manaus und wird mit beeindruckenden Eindrücken belohnt. Es ist in jedem Fall empfehlenswert auch die oberen Etagen des Gebäudes sowie die eleganten Ränge anzusehen.
Foto: die Halle des Teatro Amazonas
Der Tag hat für uns inzwischen eine Länge von nahezu 40 Stunden in denen wir nicht mehr als 2 Stunden geschlafen haben. Zu sehr waren wir gespannt auf die für uns unbekannte Stadt Manaus. Unser Fazit am heutigen Tag fällt durchweg positiv aus, auch wenn das Stadtbild insgesamt nicht klinisch rein ist, wird überall restauriert, erneuert und aufgehübscht. Die Bevölkerung ist aufgeschlossen und hat keine Berührungsängste mit Touristen. Diese sollten sich natürlich auch entsprechend respektvoll verhalten und trotz aller Freundlichkeit und Toleranz immer ein wachsames Auge auf Schwarze Schafe haben. Wie in jeder Großstadt gibt es Taschendiebe, Betrüger und Gegenden die unbedingt zu meiden sind.
Wir verlassen Manaus mit der HAMBURG pünktlich um 19:00 Uhr mit Kurs auf Iquitos in Peru. Für uns beginnt die Reise dort, wo sie für die meisten Kreuzfahrtgäste endet. Neben der HAMBURG können nur noch sehr wenige Kreuzfahrtschiffe den Amazonas zwischen Manaus und Iquitos befahren. Wir sind gespannt auf das, was uns in den kommenden Tagen erwarten wird.