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Reisebericht Teil 1: Mekong Flusskreuzfahrt mit Saigon, Angkor Wat und Bangkok

Anreise von Deutschland nach Saigon und Fahrt mit der Lan Diep bis Chau Doc in Vietnam

Tag 1-3: 05.-06. April 2017  

Anreisemöglichkeiten nach Ho Chi Minh City gibt es von Deutschland aus grundsätzlich mehrere. Es empfiehlt sich die im Reisepaket von Phoenix Reisen angebotene, denn bei dieser sind die örtlichen Transfers bereits enthalten und im Falle von Flugverspätungen etc. bleibt man garantiert nicht einsam am Airport stehen oder verpasst gar das Schiff.

Je nachdem wie sich die Flugzeiten im Detail darstellen und welche Ankunftszeit am Airport in Ho Chi Minh City sich daraus ergibt, gestaltet sich das Tagesprogramm in Saigon, wie die Stadt von einem Großteil der Vietnamesen auch heute noch genannt wird.

In der Regel dürfen sich die Gäste nach der Landung auf einen direkten Transfer zu ihrem schwimmenden Hotel, MS Lan Diep freuen. Die Transferzeit variiert sehr stark zwischen 30-60 Minuten, je nach Verkehrslage.

Der Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Saigon zeigt sich relativ überschaubar, abends legen hier unter anderem auch Partyschiffe zur so genannten „Dinner-Cruise“ auf dem Mekong River ab. Größere Kreuzfahrtschiffe können den Hafen in der City nicht direkt anlaufen, denn sie müssen die im Jahr 2009 eröffnete, 2.100m lange Phu My Bridge unterqueren, die eine maximale Durchfahrtshöhe von 45m erlaubt. Die Phu My Bridge ist 27m breit, jeder der zwei Brückenpfeiler hat eine Höhe von 145m, sie stehen 380m weit auseinander.

Blick von MS Lan Diep auf Saigon

Foto: Blick von MS Lan Diep auf Saigon 06.04.2017

Der Nachmittag sowie der Abend sind frei gestaltbar. Auch wenn wir schon mal in Saigon gewesen sind – oder gerade deshalb – zieht es uns nach einer ersten Erkundung unserer kleinen Land Diep noch einmal in die City von Saigon.

MS Lan Diep Restaurant

Foto: MS Lan Diep Restaurant

Aber beginnen wir mit einem kurzen Rundgang über unser Flusskreuzfahrtschiff Lan Diep, welches unter der Charterflagge von Phoenix Reisen in Bonn fährt. Der Name Lan Diep bedeutet Romeo und Julia auf Vietnamesisch, am Heck weht die kambodschanische Flagge. Es sorgen sich insgesamt 22 Besatzungsmitglieder um die maximal 44 Passagiere. Die im Jahr 2007 in Dienst gestellte und im Kolonialstil erbaute Lan Diep ist 450 BRZ groß, 49,5m lang und 10 m breit. Der Tiefgang beträgt nur 1,5m und macht das Schiff damit zur perfekten Reiseart für den Mekong River bzw. den Tonle Sap River, welcher in Phnom Penh in den Saigon River mündet. Die Lan Diep ist maximal 29 km/h schnell und wird von 2 VOLVO Hauptmotoren mit je 750 PS angetrieben.

Maschinenraum MS Lan Diep Flussschiff mit VOLVO Motoren

Foto: Maschinenraum MS Lan Diep Flussschiff mit VOLVO Motoren 

Übernachtet wird an Bord in individuell klimatisierten Kabinen, die einheitlich 13m² groß und komplett mit Holz verkleidet sind. Die Lan Diep ist erst 8 Jahre alt, verkörpert aber den Stil eines historischen Flussschiffes aus dem letzten Jahrhundert. In der gemütlichen Lounge werden Vorträge gehalten oder abends Filme gezeigt. Ebenso dient die Lounge als Aufenthaltsort, die integrierte Bar ist gut sortiert.

MS Lan Diep Lounge mit Bar

Foto: MS Lan Diep Lounge mit Bar

Die Kabinen unterstützen diesen einmalig schönen Charakter noch einmal erheblich. Der Standard an Bord ist auf einem hohen Niveau und schaut man auf die Details sowie die technischen Einzelheiten, dann lässt sich das junge Alter gut erkennen. Die Lan Diep zeigt sich fast makellos und lässt die Herzen aller Fans klassischer Schiffe höherschlagen. Das Schiff ist beinahe komplett aus Holz gebaut, bei uns in Europa wäre das gar nicht mehr bezahlbar. Obwohl die Lan Diep zum Großteil mit echten Teakholz verkleidet bzw. die Aufbauten aus diesem bestehen, werden alle notwendigen Sicherheitsstandards erfüllt oder übertroffen.  

Lan Diep Kabine 08

Foto: Lan Diep Kabine 08

Die Betten in den Kabinen lassen sich individuell verstellen, es stehen ein Safe, Bademäntel, Fön, Dusche/WC und genügend Abstellflächen zur Verfügung. Die Klimaanlagen sind alle einzeln steuerbar und lassen sich auch komplett abschalten.

Nun heißt es aber „Auf in die pulsierende und weltoffene Stadt Saigon!“

Stadtdetails

Saigon bzw. Ho-Chi-Minh-Stadt hat eine Bevölkerungsdichte von 3.400 Einwohnern je km², insgesamt leben hier knapp 8 Millionen Menschen. Es ist die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum von Vietnam, stellt aber abgesehen von der Kernstadt kein klassisches, zusammenhängendes Stadtgebiet dar, sondern ist eher mit einer kleinen, dicht besiedelten Provinz vergleichbar. Ho-Chi-Minh-Stadt liegt etwas nördlich des Mekong-Deltas auf dem Westufer des 225km langen Saigon-Flusses. Der alte Name Saigon, unter dem die Stadt bis April 1975 Hauptstadt der Republik Vietnam war, wird weiterhin von einer großen Anzahl der Bevölkerung verwendet. In Ho-Chi-Minh-Stadt sind Universitäten, Theater, Kinos, Museen, Baudenkmäler und Parks zu finden.

Der offizielle Namenswechsel von Saigon zu Ho-Chi-Minh-Stadt erfolgte im Jahre 1976, nachdem Nord- und Südvietnam wiedervereinigt wurden. Namensgeber war Ho-Chi-Minh, welcher im September 1945 die Demokratische Republik Vietnam proklamierte und später die Führung des Landes als Staats- und Ministerpräsident übernahm.

Ho-Chi-Minh-Stadt liegt durchschnittlich 19 Meter über dem Meeresspiegel, die Entfernung zum Südchinesischen Meer beträgt ca. 40 Kilometer, vom nördlichen bis zum südlichen Teil der Stadt sind 120 Kilometer zurückzulegen. Die Gründung der Stadt geht in das 17. Jahrhundert zurück.

Blick auf Saigon von der Dachterrasse des Sunland Hotel

Foto: Blick auf Saigon von der Dachterrasse des Sunland Hotel

Die moderne Hochhauskulisse von Ho-Chi-Minh Stadt ist beeindruckend, denn in den Köpfen hat man vor seinem ersten Besuch in der Regel ein anderes Bild. Das hochmoderne Glasfassadenpanorama erinnert eher an eine US-Metropole und macht neugierig auf das, was sich hinter dieser schillernden Fassade verbirgt.

Schon unmittelbar nach Verlassen des Hafengeländes wird dem Besucher sehr schnell bewusst, dass er sich tatsächlich nicht in irgendeiner US-Metropole sondern im alten Saigon befindet. Eine ganz besondere, faszinierende und auch chaotische aber dennoch geordnete Atmosphäre ist in den Straßen von Saigon zu erkennen. Mehrere Millionen Motorroller düsen durch die Straßen, unterbrochen wird da Gewimmel nur von vereinzelten Luxuslimousinen Deutscher Hersteller. Was für Gegensätze! Und solche Gegensätze prägen das komplette Stadtbild, denn historische Gebäude stehen in selber Reihe wie die modernen Banktower. Irgendwie ist es ein unwirkliches Bild, welches wir hier zu sehen bekommen. Der Mix aus Tradition und Moderne könnte ausgeprägter kaum sein. Überall stoßen wir derzeit auf Baustellen, auf denen die Fundamente neuer Wolkenkratzer gegossen werden. Sie schießen aus dem Boden wie Pilze und die Geschwindigkeit mit der sich das Stadtbild verändert, die ist beängstigend.

Einen dieser schillernden Bankpaläste haben wir uns tagsüber bereits im letzten Jahr angesehen, den Bitexco Financial Tower, der über eine Aussichtsterrasse, eine Bar und eine Diskothek verfügt.

Skydeck Bitexco Tower Saigon 49. Etage

Foto: Skydeck Bitexco Tower Saigon 49. Etage

Der Bitexco Financial Tower ist ein Wolkenkratzer im District 1 von Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam. Mit einer Höhe von 265,5 m war er bei seiner Fertigstellung 2010 das höchste Gebäude in Vietnam. 2011 musste der Bitexco Financial Tower diesen Titel an den Hanoier Keangnam Hanoi Landmark Tower abgeben. Die Aussichtsetage Saigon Skydeck (49. Etage) ist täglich 9:30 bis 21:30 für einen Eintrittspreis von 200.000 VND (ca. 7,20 €) zugänglich. Der Zugang zum Cafe (50. Etage), zum Restaurant (51. Etage) und zur Bar (52. Etage) ist frei, es wird allerdings ein Verzehr erwartet. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Bar besucht, weil wir den auf der Rückseite des Gebäudes gelegenen Eingang zum Skydeck nicht gefunden haben. Der Eingang zur Bar befindet sich dagegen innerhalb des Gebäudes. Die Skybar liegt 3 Etagen oberhalb vom Skydeck, ermöglicht aber nur einen Blick auf  die dem Saigon River abgewandte Stadtseite.  

360 Grad Rundumblick über Saigon

Wir haben uns diesmal also für einen Besuch auf dem Skydeck in der 49. Etage entschieden und wissen inzwischen auch wo sich der Eingang befindet. Die von außen deutlich sichtbare, überstehende Plattform dient übrigens auf  der 50. Etage als Hubschrauberlandeplatz. Die 49. Etage lässt sich einmal komplett umrunden und somit bietet sich von allen Seiten aus ein wunderbarer Ausblick über das Stadtpanorama. Auf der 49. Etage finden sich auch einige Souvenirgeschäfte und „picture-points“, auf denen man sich als Tourist mit dem Stadtpanorama fotografieren kann. Morgen Abend wollen wir noch einmal auf das Skydeck zurückkehren.

Blick auf Saigon vom Bitexco Tower

Foto: Blick auf Saigon vom Bitexco Tower

Nach diesem phantastischen Höhenausflug kehren wir auf die Lan Diep zurück und lassen den Tag mit einem kühlen Cocktail auf dem Sonnendeck ausklingen. An Bord der Lan Diep gibt es neben einer größeren Auswahl regulärer Cocktails auch leckere Tagescocktails zu vergünstigten Preisen.

Das Abendessen wird, je nach Tagesprogramm, zwischen 18:30 und 19:00 Uhr im Restaurant an Bord serviert. Dabei findet ein täglicher Wechsel zwischen einem Buffet und einem à la carte Abend statt. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn so kommen Liebhaber klassischer Buffetabende und jene Reisende auf ihre Kosten, die sich gerne mit schmackhaften Spezialitäten am Tisch verwöhnen lassen. Das Essen orientiert sich an der regionalen Küche von Vietnam und Kambodscha, was die meisten Reiseteilnehmer sehr zu schätzen wissen.

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Tag 4: 07. April 2017

Ein Tag in Saigon / Ho-Chi-Minh Stadt

Good Morning Vietnam!

Wir haben gut geschlafen in den Betten an Bord der Lan Diep, der Morgen beginnt mit einem Blick aus der Kabine und wir fühlen uns fast wie auf einer Zeitreise. Warum?

Die Kabinen sind so angeordnet, dass sie nicht direkt außen an der Schiffswand enden und der Kabinengang durch die Schiffsmitte verläuft, wie es allgemein von Kreuzfahrtschiffen und Flusskreuzfahrtschiffen bekannt. Die Kabinen sind in der Schiffsmitte platziert, folglich befinden sich die Kabinentüren jeweils an der Flussseite. Eine elegante Promenade trennt die Kabinenwand von der Schiffsreling. Beim Verlassen der Kabine stehen wir also auf einer wunderschönen Holzpromenade mit Blick auf den Fluss. Ein kleines Bisschen entsteht das Gefühl, sich auf einem historischen Nilschiff längst vergangener Tage zu befinden.  

Auf dem Saigon River ziehen Ansammlungen von Wasserhyazinthen vorbei, das Thermometer zeigt schon um 06:00 Uhr 28 Grad und in der Luft liegt ein leicht würziger Geruch.

Auf zum Frühstück

Das Frühstücksbuffet lockt sogleich mit einer recht großen Auswahl an Früchten, Müsli, Fruchtsäften und Aufschnitt. Sicherlich reicht die Auswahl nicht an die sonst von den Phoenix-Flussschiffen bekannte Vielfalt heran aber nun sind wir auch nicht auf dem Rhein oder auf der Donau sondern auf dem Mekong River. Was wir nicht erwartet haben – der Kaffee ist hier phantastisch! Und er steht nahezu 24 Stunden lang auf dem Sonnendeck in einer großen „Kaffeekanne“ bereit, wird laufend frisch zubereitet. Top! Natürlich gilt das auch für Tee. Die Auswahl an Teesorten ist in Ordnung, heißes Wasser ist rund um die Uhr verfügbar. 

Teil vom Frühstücksbuffet als Beispiel MS Lan Diep

Foto: Teil vom Frühstücksbuffet als Beispiel MS Lan Diep

Um 08:00 Uhr beginnt der offizielle Ausflug, eine große Stadtrundfahrt mit mehreren Programmpunkten. So besuchen wir das Chinesische Viertel Cholon, ein Wasserpuppentheater, den Ben Than-Markt, die Post, das Kriegsmuseum, den Thien Hau Temple, Chinatown, die Lacquerware gallery und die Notre Dame Cathedral. Sehenswert ist auch das Rathaus von Ho-Chi-Min Stadt, die City Hall.

Das eindrucksvolle Gebäude der Hauptpost, deren Metallrahmen von Gustave Eiffel stammt, befindet sich in einem wunderschönen Kolonialbau aus dem Jahr 1886. Es soll das schönste Postamt in ganz Asien sein und das glauben wir gerne, denn die Haupthalle erinnert eher an eine alte Markthalle oder einen historischen Bahnhof als an eine Post.

Saigon Central Post Office Haupthalle

Foto: Saigon Central Post Office Haupthalle

Direkt in Sichtweite ragen die beiden Zwillingstürme der zwischen 1877 und 1880 im neuromanischen Stil erbauten Kirche Notre Dame in den Stadthimmel.

Zum Pflichtprogramm gehört der Besuch eines Wasserpuppentheaters, denn diese gibt es nur in Vietnam. Auch wenn die Ursprünge nicht ganz klar sind, sind sie vermutlich seit dem 11. Jahrhundert bereits ein Bestandteil des kulturellen Lebens in Vietnam. Die Kunstform wurde früher innerhalb der Familie von den Alten an die Jungen weitergegeben, war in den 1980er Jahren beinahe verschwunden und schließlich durch eine französische Organisation zu neuem Leben erweckt.

Der Zuschauer wird während einer Aufführung im Wasserpuppentheater von Ho-Chi-Minh musikalisch von einem kleinen Orchester begrüßt und durch die gesamte Aufführung begleitet. In einem Wasserbecken, welcher ursprünglich der Dorfteich oder ein See war, stehen hinter einem Vorhang aus geflochtenem Bambus die Akteure und „bespielen“ rund 4m lange Stangen, an deren Enden Wasserpuppen montiert sind. Die Stangen befinden sich dabei unterhalb des Wassers, die Puppen oberhalb davon. Die zwischen 40-90cm großen Holzpuppen sind lackiert und mit beweglichen Gliedmaßen versehen, die durch Seilzüge gesteuert werden. Das rund 30-minütige Programm im Wasserpuppentheater ist meist von Szenen des Landlebens in Vietnam geprägt. Insgesamt nicht nur für Kinder sehenswert.

Wasserpuppentheater Saigon

Foto: Wasserpuppentheater Saigon

Zum Mittagessen kehren wir in das luxuriöse Hotel Majestic ein, welches 1925 im Kolonialstil erbaut wurde. Es war das erste 5-Sterne Hotel in Saigon und feierte im Jahr 2015 seinen 90. Geburtstag. Der Blick vom Restaurant auf der Dachterrasse ist einmalig. Die Qualität des Mittagessens – naja, es ist ein 5-Sterne-Haus, was will man da über die Qualität sagen?! Top! Wahlweise steht eines von zwei Menüs der vietnamesischen Küche zur Auswahl – Fisch oder Fleisch. Vegetarier erhalten auf Wunsch ebenfalls ein entsprechendes Menü.

Blick vom Majestic Hotel auf Saigon

Foto:  Blick vom Majestic Hotel auf Saigon

Das Kriegsmuseum, auch als Kriegsopfer-Museum oder Kriegsreste-Museum bekannt, ist der jüngsten Geschichte Vietnams gewidmet. Dieser Programmpunkt darf gerne mit gemischten Gefühlen betrachtet werden, denn das Museum zeigt in beklemmender Weise eine Dokumentation aus 10 Jahren Kriegsgeschehen. Den Besucher erwartet zunächst ein weitläufiges Museumsgelände, auf dem Panzer, Hubschrauber und andere Kriegsmaschinerie ausgestellt ist. Innerhalb des Gebäudes sind verschiedene Räume zu erkunden, die in erster Linie recht einseitig die Kriegsverbrechen amerikanischer Soldaten dokumentieren. Das Bildmaterial in einigen Räumen ist sehr umfangreich und zeigt auch die Folgen von Napalm, Agent Orange sowie von Folterwerkzeugen und der Kriegsmaschinerie. Man braucht keine fundierten Vorkenntnisse über den Vietnamkrieg um das Gezeigte zu verstehen. Ein Besuch lohnt auf jeden Fall, denn er gibt einen Einblick in das heutige Vietnam und hilft, die Mentalität und Sichtweise der Vietnamesen zu verstehen.

Kriegsmuseum Ho-Chi-Minh City

Foto: Kriegsmuseum Ho-Chi-Minh City

Der Thien Hau Temple in Chinatown ist ein chinesischer Tempel der chinesischen Seegöttin Mazu. Das Innere dieses Tempels unterteilt sich in mehrere Bereiche, der große Hof ist zum Großteil überdacht und am Ende des Tempels steht der Altar der Göttin Mazu. In den offenen Teilen des Hofes hängen Weihrauchbrenner an den Deckenverstrebungen und überall stehen mit Sand gefüllte Porzellankrüge in denen hunderte Räucherstäbchen glimmen. Die “Brenndauer” der großen Räucherspiralen an der Decke beträgt bis zu 30 Tage. Bemerkenswert sind die Porzellanverzierungen an der Decke, welche Szenen aus einer chinesischen Stadt im 19. Jahrhundert zeigen.

Thien Hau Temple Chinatown Saigon

Foto: Thien Hau Temple Chinatown Saigon

Vietnam ist natürlich auch für seine Handwerkskunst bekannt und so besuchen wir eine der großen Lackfabriken, in der sehr hochwertige Arbeiten in einer aufwändigen Prozedur hergestellt werden. Wir bekommen das Herstellungsverfahren in Kurzform erklärt, was für uns Touristen schon sehr detailliert erscheint. Neben Tabletts, Untersetzern, Flaschenhaltern, Schüsseln, Vasen, Möbeln, Bechern und Bildern werden auch Essstäbchen, Teller und Verzierungen hergestellt. Die hochpreisigsten Arbeiten bestehen aus bis zu 100 Lackschichten, die jeweils 5-7 Tage für die Trocknung benötigen. Am Ende kostet z.B. ein Tisch dann mehrere tausend Dollar. Die Lichtbeständigen Lacke werden aus Perlmutt oder Eierschalen hergestellt.

Lacquerware gallery Saigon

Foto: Lacquerware gallery Saigon

Einkaufen rund um die Uhr

Unbedingt einen Besuch wert ist der Ben Thanh Markt im Herzen der Stadt, der allerdings auch recht touristisch geprägt ist. Das Angebot auf dem Markt ist extrem groß, im Grunde kann man hier alles kaufen was das Herz begehrt. Wir entdecken alle Arten von Kleidung, Kunsthandwerk, Utensilien für Tiere, Gewürze und Lebensmittel, Technikartikel, Accessoires und jede Menge Restaurants. Die berühmten vietnamesischen Ao Dai-Kostüme sind natürlich auch auf dem Ben Thanh Markt zu erwerben. Beeindruckender als die Markthalle selbst, ist das Leben vor- und um die Halle herum. Lohnenswert ist es, die Nebenstraßen zu durchkreuzen und um den großen, der Markthalle vorgebauten Platz herum zu laufen. Angelegt ist er wie so mancher prunkvoller Platz in einer europäischen Großstadt. Der Verkehr wird gegen den Uhrzeigersinn herumgeführt und lässt nicht die kleinste Lücke erkennen. Als Fußgänger hat man nur die Möglichkeit, einfach durch dieses Verkehrschaos hindurch zu laufen oder auf Ewig am Straßenrand stehen zu bleiben. Wer die Straßen in Ho-Chi-Minh-Stadt überqueren möchte der darf nicht warten, bis die Autos oder Rollerfahrer anhalten. Das wird nicht passieren. Selbst an einem Zebrastreifen lautet die Devise „Augen zu und durch“. Zu unserem Erstaunen funktioniert das einwandfrei und Unfälle sind die Ausnahme.

U-Bahnen für Saigon

Der große Platz wird sich künftig in einem neuen Gesicht zeigen, denn hier wird der Eingang für eine U-Bahn-Station gebaut. In Saigon sind insgesamt sechs Linien in Planung, von denen derzeit zwei gebaut werden und im Jahr 2020 eingeweiht werden sollen. Für die verstopften Straßen der Stadt dürfte das eine enorme Entlastung geben.

Strassenszene in Saigon mit vielen Rollerfahrern

Foto: Straßenszene in Saigon mit vielen Rollerfahrern

Das ist Saigon aus unserer Sicht

Die Stadt bietet außerordentlich viele Sehenswürdigkeiten, von denen wir natürlich auch bei unserem erneuten Besuch noch lange nicht alle erkundet haben. Letztendlich reichen die Eindrücke aber aus um Saigon bzw. Ho-Chi-Minh City als wirklich sehenswert zu bezeichnen. Diese Stadt versprüht ihren ganz eigenen Charakter und die Bewohner haben sehr viel Lebensfreude, sind überaus gastfreundlich und herzlich. Saigon ist chaotisch, laut, schrill und weltoffen. Man sollte mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Stadt laufen und idealer Weise mehrere Tage hier verweilen. Gerade aus fotografischer Sicht liegen insbesondere in den Nebenstraßen – abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten – richtige Schätze versteckt. Saigon ist postmodern, Saigon ist klassisch, Saigon ist authentisch und macht Lust auf mehr. Wenn der Besucher sich dieser Stadt und seinen Bewohnern öffnet, dann wird er begeistert sein von den Eindrücken und dem einzigartigen Lebensstil.

Ein Highlight steht heute aber noch aus, welches nicht im regulären Tagesprogramm steht. Es ist jedoch offiziell möglich, vor dem Ende der Stadtrundfahrt in der City zu bleiben und den Abend frei zu gestalten. Wir besuchen noch einmal den Bitexco Financial Tower  bzw. das Skydeck in der 49. Etage. Heute zur wohl schönsten Zeit des Tages, nämlich zum Sonnenuntergang.

Dämmerung über Saigon mit Blick vom Bitexco Tower

Foto: Dämmerung über Saigon mit Blick vom Bitexco Tower

Saigon bei Nacht ist Pflicht

Auf den Begrüßungscocktail und das Willkommens-Abendessen verzichten wir gerne und bleiben bis kurz vor Mitternacht in der City. Die absolut richtige Entscheidung, wie sich abschließend herausstellt. Saigon bei Nacht ist eine Märchenwelt aus Lichtern, schallenden Musikklängen, fröhlichen Menschen und einer mitreißenden Stimmung, wie wir sie bisher nur sehr selten in einer anderen Stadt erlebt haben. Das Beste aber ist, dass die Stadt relativ sicher ist und wir samt Fotoequipment zu keiner Zeit Sorge hatten uns durch die großen Straßen zu bewegen.

Saigon City Hall bei Nacht

Foto: Saigon City Hall bei Nacht

Zurück an Bord der Lan Diep endet für uns ein erlebnisreicher Tag. Morgen heißt es dann Abschied nehmen von dieser wunderbaren Stadt und „Leinen los“ – die Flusskreuzfahrt mit der Lan Diep beginnt!

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Tag 5: 08. April 2017

Um 05:30 Uhr locken bereits der frisch gebrühte Morgenkaffee auf dem Sonnendeck und die bevorstehende Abfahrt aus Saigon. Pünktlich zum 06:00 Uhr gibt Kapitän Minh Duc das heiß ersehnte Kommando „Leinen los“ und schon drückt das Bugstrahlruder die Lan Diep in Richtung Flussmitte. Nun soll es tatsächlich losgehen. Die Sonne geht gerade auf und spiegelt sich in den Glasfassaden der Wolkenkratzer. Was für ein herrlicher Morgen hier in Vietnam.

Saigon Abfahrt MS Lan Diep

Foto: Saigon Abfahrt MS Lan Diep

Wir fahren vorbei an lebhaften Hafenanlagen und nach rund 30 Minuten unter der zu Beginn beschriebenen Phu My Bridge hindurch. Es bleibt genügend Zeit, das Frühstücksbuffet zu genießen bevor ab ca. 10:00 Uhr eine spannende Passage bevorsteht. Vorher gibt es an den Ufern kleine Dörfer, Schiffswerften, Marineschiffe, Vogelzuchtfarmen, Hafenanlagen, lebhafte Uferstraßen, endlose Felder und das quirlige Leben der Vietnamesen am Flussufer zu bestaunen.

MS Lan Diep kurz vor der Phu My Brücke bei Saigon

Foto: MS Lan Diep kurz vor der Phu My Brücke bei Saigon  

Rauf auf die Schiffsautobahn

In einer engen Linkskurve biegt unsere Lan Diep schließlich in den engen Cho Gao Kanal ein. Diese 27 Kilometer lange Wasserstraße wird täglich von mehr als 4.000 kleinen Schiffen befahren und wurde überwiegend per Hand gegraben. Hier lohnt es sich nun wirklich, die kompletten 3 Stunden – so lange dauert die Passage bis My Tho – an Deck zu verbringen. Es ist unglaublich, was man für wunderbare Szenen zu sehen bekommt. An den Ufern liegen kleine Wohnschiffe, Lastkähne werden be- und entladen, Fähren kreuzen die enge Fahrrinne und die vielen Schiffe reihen sich im Kanal mitunter auf wie an einer Perlenkette. Spektakuläre Überholmanöver sind auf dem Kanal keine Seltenheit und die Kapitäne sitzen nicht etwa immer in ihrem Führerhaus sondern häufig auf ihrer meterhoch aufgetürmten Schiffsladung. Die Verbindung zum Steuerruder wird mit provisorischen Holzstangen hergestellt und die Geschwindigkeit muss nicht kontrolliert oder geändert werden – Vollgas ist die Devise. Kaum zu glauben, dass Unfälle auf diesem Kanal die Ausnahme darstellen.  Unser Kapitän sitzt nun zusammen mit seinem Sohn, welcher ebenfalls das Kapitänspatent besitzt, auf der Brücke der Lan Diep – vier Augen sehen mehr als zwei. Wir kommen uns vor wie auf einer Schiffsautobahn.

Radartechnik gibt es bislang keine und alle Schiffe werden nach Sicht gefahren, auch unsere Lan Diep. Daher finden unsere Passagen auch ausschließlich am Tage oder bei Vollmond statt.

Auf den meisten Schiffen sind am Bug große Augen aufgemalt, vielleicht helfen diese dem Bootsführer zusätzlich beim perfekten Steuermanöver.

Brücke über den Cho Gao Canal bei My Tho in Vietnam

Foto: Brücke über den Cho Gao Canal bei My Tho in Vietnam

12:30 Uhr: Das Mittagessen ruft – wenn auch für uns nur kurz. Zu spannend ist das Treiben hier auf dem Wasser. Um kurz vor 13:00 Uhr erreichen wir erstmals den legendären Mekong River und um 13:00 Uhr fällt der Anker vor der Stadt My Tho. Hier waren wir bereits einmal im Rahmen eines Tagesausflugs von Saigon aus.

Der Mekong River

Der Mekong River gehört zu den längsten Flüssen der Welt (Platz 10) und ist zwischen 4.350 bis 4.500 km lang (je nach Quellen). Er entwässert eine Fläche von 795.000 km² und durchquert von seiner Quelle bis zum Delta insgesamt sechs Länder. Die genaue Quelle des Mekong ist bis heute nicht konkret festgelegt und befindet sich irgendwo in einem 5.200 m hoch gelegenen Berggebiet in Tibet. Etwa die Hälfte seiner Gesamtlänge liegt auf chinesischem Staatsgebiet, außerdem bildet er auf einer Länge von rund 200 km den Grenzfluss zwischen Myanmar und Laos.

14:00 Uhr: Beginn unseres Ausflugs. Wir fahren zunächst mit einem kleinen Boot von der Lan Diep zu einer Anlegestelle des Ortes My Tho. Unsere erste Station ist der Chua Vinh Trang Tempel.

Die älteste Pagode im Mekong Delta

Die weitläufige, beeindruckend schöne Tempelanlage besteht aus vier miteinander verbundenen Gebäuden, bestehend aus Eingangs- Haupt- Neben- und Andachtsgebäude. Die Atmosphäre in der wunderschönen Gartenanlage sowie in den Räumen der Tempelanlage ist zum Teil mystisch, wozu das leise Plätschern diverser Brunnen und Wasserläufe maßgeblich beiträgt. Besonders angenehm ist es, dass zum Zeitpunkt unseres Besuchs keine weiteren Touristengruppen vor Ort sind. Die Vinh Trang Pagode ist die älteste Pagode im Mekong Delta, wurde im Jahr 1849 erbaut. Auf dem Gelände befinden sich insgesamt 60 Buddhastatuen, von denen drei besonders ins Auge fallen - der „Liegende Buddha“, der „Lachende Buddha“ und ein stehender Buddha.

Chua Vinh Trang Temple My Tho, Vietnam

Foto: Chua Vinh Trang Temple My Tho Vietnam

Die Cao-Dai-Lehre

Nach diesem schönen Programm-Auftakt ist die nächste Station ein großer Cao-Dai Temnpel in My Tho.

Das Symbol der Cao Dai ist ein riesiges Auge, welches in der Regel deutlich sichtbar über dem Haupteingang angebracht ist. Es ist das Auge, das alles sieht und vom heiligen Meer, einem Dreieck und 9 Strahlen umgeben. Die Cao-Dai-Lehre entstand vor rund 90 Jahren und ist nur in Vietnam zu finden. Diese Religion wurde von einer Gruppe patriotischer Grundbesitzer, Unternehmer und Beamter in Saigon ins Leben gerufen und richtete sich im Süden des Landes gegen die damalige Herrschaft der Kolonialmacht Frankreich. Der Cao-Dai-Glauben setzt sich aus den drei Lehren des Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus zusammen, schließt aber auch Hinduismus und den Islam ein. Die Bauweise eines Cao-Dai-Tempels repräsentiert eine Mischung von buddhistischer Pagode, der Architektur der Khmer und einer Moschee. Die Cao-Dai-Lehre will die genannten Religionen unter einem Dach vereinen. Die Tempelanlagen sind innen besonders bunt und reich verziert. Gebetet wird vier Mal am Tag.

Cao Dai Temple My Tho Vietnam

Foto: Cao Dai Temple My Tho Vietnam

Zwischen Folklore, Puffreis und Schlangenschnaps

Nach einem kurzen Zwischenstopp an Bord der Lan Diep setzen wir, wieder mit einem kleinen Holzboot, auf die gegenüberliegende Flussseite über. Hier besuchen wir eine kleine Obstinsel im Mekong-Delta. Auch wenn dieser Programmpunkt eher touristisch ist, so stellt er sich als durchaus interessant dar. Wir lernen die süßen Versuchungen des Landes kennen, wozu verschiedene Früchte, Honig, Karamellbonbons und Puffreis sowie unheimlich köstlicher Tee zählen. Wer möchte, probiert den selbst hergestellten Schlangenschnaps, in deren Flasche eine tote Kobra treibt. Untermalt wird das Programm von einer Folkloredarbietung und zum Abschluss fahren wir mit Sampas Ruderbooten, den typischen Fischerbooten in Vietnam, durch den Nippa-Palmen-Wald.

Fahrt durch den Nippa-Palmen-Wald mit Sampas in Vietnam

Foto: Fahrt durch den Nippa-Palmen-Wald mit Sampas in Vietnam

Faszinierendes Mekong Delta

Das Mekong Delta

Das Mekong Delta umfasst eine wirtschaftlich nutzbare Fläche von 40.000m², hauptsächlich wird Reis angebaut. Daher trägt das Mekong Delta auch den Namen „Reiskammer von Vietnam“ und bekam aufgrund  seiner neun Flussarme von den Vietnamesen den Namen Cuu Long (Neun Drachen). Entstanden ist das Mekong Delta durch Sedimentation anstelle einer Meeresbucht und wächst weiterhin jährlich um etwa 80 Meter. Typisch für die Bauern in Vietnam auf den Feldern sind die konischen Hüte, welche auch als beliebtes Souvenir zu erwerben sind. Neben Reis werden Mais, Tabak, Zuckerrohr und verschiedene Obstsorten angebaut. Die Kultivierung vom Mekong Delta begann bereits im Jahr 1750 durch vietnamesische Herrscher, welche Kanäle bauten und Sümpfe trocken legen ließen. Die größte Erschließung ist jedoch den Franzosen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts zuzuschreiben. Heute bilden tausende kleiner Wasserwege ein atemberaubend großes Labyrinth inmitten undurchdringlicher Dschungel, Mangrovenwäldern und Reisplantagen.

Wir verlassen den Ankerplatz vor My Tho um 17:00 Uhr und nehmen Kurs auf Cai Be. Direkt hinter My Tho verbindet die im Jahr 2008 eröffnete Rach-Mieu-Schrägseilbrücke die beiden Provinzen Ben Tre und Tien Giang.

MS Lan Diep vor der Rach Mieu Bridge bei My Tho in Vietnam

Foto: MS Lan Diep vor der Rach Mieu Bridge bei My Tho in Vietnam  

Unser Reiseleiter Peter informiert in der Abendsonne auf dem herrlichen Sonnendeck der Lan Diep über die Programmpunkte der kommenden Stunden und verkündet außerdem eine kleine Änderung im Reiseablauf. Aufgrund anhaltend geringer Niederschläge führt der Tonle-Sap-See in Kambodscha, der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Gewässer der Welt, derzeit zu wenig Wasser und ist daher nicht schiffbar. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 2-3m und erhöht sich zur Regenzeit auf bis zu 14m. Dann stehen 1/3 der landschaftlich nutzbaren Fläche von Kambodscha unter Wasser. Das Alternativprogramm ist allerdings nicht weniger interessant und alle Teilnehmer sind froh, dass bislang täglich die Sonne scheint und der Regenschirm in den Kabinen bleiben kann. Alle Kabinen sind mit Regenschirmen ausgestattet.

Um 19:00 Uhr ruft das Abendessen und um 20:30 Uhr wird im Salon der bekannte Film „Gooood Morning Vietnam“ mit Robin Williams gezeigt.

Fast zur selben Zeit erreichen wir den Ankerplatz unweit vor Cai Be. Es wird dunkel über dem Mekong.

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Tag 6: 09. April 2017

Pünktlich zum Sonnenaufgang rattert die Ankerkette in den Ankerkasten und der Bug unserer Lan Diep gleitet langsam durch das goldgelbe Flusswasser in Richtung Cai Be, immer der aufgehenden Sonne entgegen. Ein herrlicher Morgen.

Knapp eine Stunde später haben wir das Ziel des heutigen Vormittags erreicht.

Sonnenaufgang auf dem Mekong bei Cai Be an Bord MV Lan Diep

Foto: Sonnenaufgang auf dem Mekong bei Cai Be an Bord MV Lan Diep

Die Tage sind gezählt

Die reizvolle Kleinstadt Cai Be war einst bekannt für die schönsten, schwimmenden Märkte in Vietnam. Diesen, aus touristischer Sicht, malerischen Anblick der kleinen Handelsboote wird es jedoch in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Noch werden von ihnen aus Fisch, Obst, Gemüse und andere Lebensmittel angeboten und verkauft. Allerdings herrscht in Vietnam derzeit ein Brückenbau-Boom, welche mit finanziellen Mitteln aus dem Ausland errichtet werden. So viele Brückenbaustellen wie in den letzten zwei Tagen haben wir bisher noch nirgendwo gesehen. Was für die Vietnamesen ein großer Fortschritt zu sein scheint, ist aus touristischer Sicht ein Stück Geschichte und Tradition, welche bald verloren geht. Durch den Brücken- und Straßenbau werden bisher abgelegene Gebiete erschlossen und auf dem Landweg erreichbar. Der Handel verlagert sich rasant in neue, moderne Großmärkte. Die Tage der schwimmenden Märkte in Vietnam sind definitiv gezählt. Wir schätzen, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre keiner der Märkte mehr in heutiger Form vorhanden sein wird.

Das wohl auffälligste Bauwerk ist die französische Kirche aus dem Jahr 1935, welche von den französischen Kolonialherren direkt an das Flussufer gebaut wurde.

Französische Kirche in Cai Be Vietnam, Mekong Delta

Foto: Französische Kirche in Cai Be Vietnam, Mekong Delta

Unbedingt sehenswert - der Markt von Cai Be

Wir fahren mit einem kleinen Holz-Motorboot etwa 30 Minuten durch die Seitenarme im Mekong Delta und besuchen ein typisches Dorf in dem wir eine Fabrik zur Herstellung von Puffreis, Oblaten und Fischsauce besuchen. Was sehr nach einem Bespaßungsprogramm für Touristen klingt, ist recht schnell als landestypischer Betrieb erkennbar, in dem täglich eben diese Dinge hergestellt werden. Nach einem ausgedehnten Rundgang durch die Fabrik und das kleine Dorf, nutzen wir eine der relativ neuen Brücken um zu einem lokalen Markt auf der anderen Flussseite zu gelangen. Der Markt von Cai Be ist wirklich phantastisch, denn er zeigt noch völlig unverfälscht das Leben und den Alltag hier im beschaulichen Örtchen Cai Be. Wir sehen ausschließlich Einheimische die sogar mit Motorrollern durch die engen Marktgassen düsen. In ihren Körben oder auf den Gepäckträgern sind lebende Tiere  festgezurrt, ein bizarres Bild. Frauen feilschen um die schönsten und dicksten Fische in der Auslage, Marktverkäufer häuten Frösche bei lebendigem Leib und Hühner verlieren im Minutentakt ihr Leben. In unseren Köpfen mag es an Tierquälerei grenzen und geschmacklos sein, hier in Cai Be geht es im wahrsten Sinne des Wortes ums Leben und Überleben. Deutlich beschaulicher ist der Abschnitt mit exotischen Früchten, Kräutern und anderen landwirtschaftlichen Produkten.

Lokaler Markt in Cai Be, Vietnam

Foto: Lokaler Markt in Cai Be, Vietnam

Wir schieben uns insgesamt etwa 30 Minuten lang durch das quirlige Marktleben und genießen die für uns völlig fremde, beeindruckende Szenerie, bevor uns das Motorboot wieder zurück in Richtung Lan Diep bringt. Insgesamt ist der Markt absolut sehenswert, denn Touristen verirren sich kaum hierher. Ein sehr schöner Vormittag mit einem abwechslungsreichen Programm liegt hinter uns.

Um 12:30 Uhr läuten die Glocken zum Mittagessen

Nach dem Verlassen des Ankerplatzes durchfahren wir ein Bauwerk der Superlative, die My Thuan Schrägseilbrücke (Freundschaftsbrücke), welche die höchste ihrer Art in Vietnam darstellt. Die beiden Pylone sind jeweils 151m hoch, die Länge der Brücke beträgt 1.535m und ihre Betonfundamente reichen bis in eine Tiefe von 100m ins Flussbett hinunter. Der Abstand zwischen den beiden Pfeilern beträgt 350m, die Einweihung fand im Jahr 2000 statt. Ein beeindruckendes Bauwerk!

My Thuan Schrägseilbrücke Cai Be, Vietnam

Foto: My Thuan Schrägseilbrücke Cai Be, Vietnam

Schöner als am Amazonas – ist das wirklich so?

Den nun folgenden Flussabschnitt kündigt Reiseleiter Peter als einen der schönsten im Reiseverlauf an. Wie sich schnell herausstellt, hat er nicht zu viel versprochen. Unsere Lan Diep biegt in einen kleinen Seitenarm ab, der so schmal wird, dass der Eindruck entsteht als würden wir mit der Lan Diep mitten durch den Vorgarten der Flussbewohner fahren. Und in der Tat, das Panorama ist beeindruckend! Frauen bereiten das Abendessen zu, Kinder waschen die Ochsen und Wasserbüffel im Flusswasser, die Männer verbrennen Holz und Unrat hinter den Häusern und auf den Feldern wird noch emsig im letzten Tageslicht die Arbeit verrichtet. Der schönste Platz an Bord ist auf  der kleinen Promenade der Lan Diep, mitten vor dem Führerhaus des Kapitäns. Wie ein Film zieht die Szenerie an uns vorbei.

Kinder mit Wasserbüffeln bei Chau Doc, Vietnam

Foto: Kinder mit Wasserbüffeln bei Chau Doc, Vietnam

Goldgelb färbt sich der Himmel, die feuchtwarme Luft riecht nach verbranntem Holz und Asche, zwischendurch mischen sich die Gerüche aus den Kochtöpfen darunter, Vögel ziehen kreischend ihre Bahnen und immer wieder stehen laut rufende und winkende Kinder zu beiden Seiten des Flussufers. Eine Mitreisende spricht es aus, was wir nun seit einer Stunde versuchen zu vergleichen „Hier ist es schöner als am Amazonas“, sagt sie. Nun, selbiger Gedanke ging uns auch bereits durch den Kopf aber man kann diese Regionen im Prinzip nicht vergleichen. Es wäre falsch zu sagen, am Amazonas ist es nicht so schön wie am Mekong. Der Amazons ist nur deutlich breiter und die Flussufer sind erheblich dünner besiedelt als es am Mekong der Fall ist. Dadurch erscheint das Landschaftsbild am Amazonas oftmals langweilig grün und eintönig. Die wenigen Ansiedlungen am Amazonas sind meist vom Schiff aus nicht sehr gut erkennbar, was das Erlebnis weniger beeindruckend erscheinen lässt. De Amazonas wird dann besonders erlebnisreich, wenn man mit einem möglichst kleinen Schiff die Seitenarme befährt und den Hauptstrom verlässt.

Im Mekong Delta bei Chau Doc, Vietnam

Foto: Im Mekong Delta bei Chau Doc, Vietnam

Unsere Meinung daher: „Nein, schöner als am Amazonas ist es hier am Mekong nicht!“ Es ist nur ganz anders! Das Leben am Mekong ist extrem nah zu beobachten, der Reisende wird quasi ein Teil davon und nimmt unheimlich viele Details und Einzelheiten mit allen Sinnen wahr. Unsere Schiffsführung unterstützt das Erlebnis auf besondere Weise, indem sie die Lan Diep so nah wie möglich an den interessanten Dörfern am Flussufer entlang steuert. Sie kennen den Fluss und seine Eigenheiten sowie das Schiff besser als die eigenen vier Wände, fahren demnach keine unkontrollierten Manöver sondern nur dort wo es auch wirklich möglich ist. 

Größere Flusskreuzfahrtschiffe müssen meist weiter in der Flussmitte fahren oder passen überhaupt nicht durch die besonders flachen und engen Seitenkanäle.

Sonnenuntergang an Bord der Lan Diep

Foto: Sonnenuntergang an Bord der Lan Diep

Um 19:00 Uhr erreichen wir den kleinen Anleger vor  dem Hotel Victoria in Chau Doc. Unseren Tag beenden wir mit einem kurzen Rundgang entlang der Uferpromenade von Chau Doc. Das Thermometer zeigt um 22:00 Uhr noch immer 33 Grad.

Im Salon läuft derweil der Film „Indochine“. Eine tolle Idee übrigens, täglich Filme zu zeigen welche entweder in dieser Region gedreht wurden oder diese inhaltlich zumindest aufgreifen.

  • Alle Bilder von Tag 6 finden sie hier in der Bildergalerie <<Link>>

Fortsetzung in Reisebericht Teil 2: Von Chau Doc in Vietnam über Phnom Penh, Kampong Chhnang und Kampong Tralach in Kambodscha