Die Kreuzfahrt zu den Trauminseln im Atlantik mit der DEUTSCHLAND vom 02.-22.08.2022 heißt eigentlich Traumreise zu den Inseln des Atlantiks. Ob es eine Traumreise ist, lässt sich zu Beginn natürlich nicht beurteilen. Ich werde am Ende im Fazit noch einmal darauf zurückkommen.
Die Reise zu den Trauminseln im Atlantik beginnt und endet in Bremerhaven. Rund drei Wochen wird die DEUTSCHLAND unterwegs sein, um die Azoren, Madeira und viele weitere Ziele zu besuchen. Die Routenführung ist außergewöhnlich, denn normalerweise wird das Zielgebiet der Azoren mit einer Flug An- /Abreise angeboten. Wir kommen nun ohne Flugzeug bis zu den Azoren und auch wieder zurück. Dazwischen liegen viele interessante Destinationen.
Die Anreise nach Bremerhaven erfolgt reibungslos und zügig, da wir nur rund 100 Kilometer entfernt wohnen und den PKW gewählt haben. In Bremerhaven wird am Terminal der Impfstatus kontrolliert und ein gültiger Corona Antigentest ist zusätzlich für das Boarding erforderlich. An Bord der DEUTSCHLAND gilt zum Zeitpunkt der Reise eine Maskenempfehlung, auf die im Verlauf der Reise jedoch so konsequent hingewiesen wird, dass die Empfehlung eher einer Maskenpflicht gleichkommt. Für die Außendeckbereiche gilt diese nicht. Ob man das nun als positiven oder negativen Aspekt empfindet, sollte jeder persönlich beurteilen. Ich werde im weiteren Verlauf dieses Reiseberichts nicht weiter auf das Thema eingehen. Zu schnell ändern sich auch die Bedingungen dieser dynamischen Lage wieder. Ich nehme vorweg, dass ich mich während der gesamten Reise zu keinem Zeitpunkt unwohl oder nicht sicher an Bord gefühlt habe. Es gab keinerlei Probleme in Zusammenhang mit diesem Thema. Die Stimmung an Bord war jederzeit ausgezeichnet.
Schneeweiß liegt das 175m lange, 22.496 BRZ große, 1998 in Dienst gestellte, ehemalige ZDF-Traumschiff DEUTSCHLAND am Columbus Cruise Center in Bremerhaven. Vom Sommer ist nicht viel zu erkennen, der Himmel ist grau. Die Sonne scheint dann aber sofort beim Betreten der DEUTSCHLAND, denn der Empfang ist wie immer sehr herzlich. Ganz dem Motto „Willkommen zu Hause“. Die Kabine, in diesem Fall eine Mini Suite auf Deck 8, bietet alle erdenklichen Annehmlichkeiten zum Wohlfühlen. Die französischen Balkone sind wunderbar, denn so kann man nachts bei Meeresrauschen einschlafen. Einziger Wehmutstropfen ist die geringe Anzahl an Steckdosen. Sicherlich kommt es selten vor, dass jemand Handy, Laptop und mehrere andere Akkus gleichzeitig laden möchte. Der Fernseher ist im Vergleich zum Suiten-Standard der anderen Phoenix-Schiffe kleiner. Es werden während dieser Reise nahezu durchgehend alle gängigen Satellitenprogramme empfangen. Nur auf den Azoren hakt es hier und da.
Dann ist es soweit und die aus dem Fernsehen bekannte Traumschiff-Melodie von James Last ertönt aus den Lautsprechern. Die DEUTSCHLAND hat den Titel „Das Traumschiff“ zwar inzwischen an die AMADEA abgegeben, aber die Musik passt einfach immer noch zur wunderbaren Atmosphäre an Bord. Kapitän Mario Schäfer manövriert die DEUTSCHLAND langsam ins Fahrwasser der Weser und in der Wesermündung klart es schließlich sogar auf. Drei Seetage liegen nun vor uns, bis wir den ersten Hafen dieser Reise erreichen. Ein herrlicher Abend. Zur Einstimmung geht es direkt in die Bar „Zum alten Fritz“ am Heck des Schiffes. Schnell entsteht das Gefühl „angekommen“ zu sein.
Sehr gelungen ist der Great Gatsby Gala-Abend sowie die anschließende Great Gatsby Gala Show am zweiten Abend dieser Reise. Auf eine festliche Abendgarderobe wird an Bord der DEUTSCHLAND weiterhin sehr viel Wert gelegt. Abendliche Durchsagen weisen an den Galaabenden deutlich darauf hin. Alternativ hat an den Galaabenden das Lido-Buffet-Restaurant geöffnet. Dort gilt die abendliche Kleiderempfehlung ebenfalls.
Das Wetter ist an den drei Seetagen durchwachsen und in der Biscaya bekommen wir den Ausläufer eines Sturms zu spüren. Insgesamt bleibt es aber ruhig. Während der drei Tage auf See lässt sich die klassisch stilvolle Atmosphäre an Bord der DEUTSCHLAND ausgiebig genießen. Wie könnte ein Tag schöner beginnen als bei einem frischen Kaffee und Meerblick im Lido-Restaurant?! Auch der Poolbereich sowie der Salon Lili Marleen sind tagsüber ideale Rückzugsorte. Als eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe überhaupt verfügt die DEUTSCHLAND über einen Innenpool auf dem Kurdeck. Dort befindet sich auch der Spa- und Wellnessbereich sowie ein Frisör. Das Shuffleboard-Feld liegt dagegen etwas verwaist auf der geschlossenen Galerie vom Kommodore Deck.
Der Tag in Leixoes (Porto), dem ersten Hafen dieser Reise, verläuft wenig sommerlich. Die Stadt Porto steht in der Regel ganz oben auf der Ausflugsliste, wenn man mit dem Kreuzfahrtschiff in Leixoes festmacht. Porto wird auch als die heimliche Hauptstadt Portugals bezeichnet und das zu Recht. Die zweitgrößte Stadt des Landes gilt als eine der schönsten Metropolen Europas und steht oft im direkten Vergleich zur Hauptstadt Lissabon. Aufgrund mehrerer Besuche der Stadt in den letzten Monaten bleibt es heute bei einem kurzen Rundgang und einem Besuch des legendären Majestic Cafés. Im Café Majestic wird man zurückversetzt in das Porto der 20er Jahre. Weitere Details zu Porto sind in meinem Reisebericht mit der AMADEA von Hamburg nach Nizza zu lesen <<Link>>.
Einen Tag später passiert die DEUTSCHLAND am frühen Morgen den Torre de Belem und das Entdecker-Denkmal, um anschließend unter der mehr als 2km langen Hängebrücke Ponte 25 de Abril durchzufahren. Es gibt keinen Zweifel, wir sind in Lissabon. Die Brücke verbindet Lissabon mit Almada. Die DEUTSCHLAND macht für 12 Stunden am Cruise Terminal Santa Apolonia fest. Lissabon stand im letzten Jahr ebenfalls im Routenplan meiner Reise mit der AMADEA. Heute ist die Stadt im Vergleich zum letzten Mal sehr voll. Als sich am Mittag die Wolken auflösen, ist kaum noch ein Platz in einem der zahlreichen Straßencafés zu bekommen. Vor den Stationen der historischen Straßenbahn-Linie 28 stehen lange Menschenschlangen. Ein freier Platz ist heute schwer zu ergattern.
Nicht entgehen lassen sollte man sich die leckeren Pastéis de Belém, die es frisch gebacken in zahlreichen Cafés zu kaufen gibt. Nach einem Shopping-Nachmittag im eleganten Chiado-Viertel empfiehlt sich ein Abendessen im Stadtviertel Bairro Alto. Unweit des Platzes Praca Luis de Camoes befindet sich eine der schönsten Straßen der Welt. In der Hauptsaison stellt sie eines der beliebtesten Motive für Influencer dar - die Rua da Bica de Duarte Belo. Highlight ist hier der Elevador da Bica, eine von drei Standseilbahnen der Stadt. Wenn man über Nacht in Lissabon ist, dann darf man einen abendlichen Besuch in einem Restaurant mit Fado-Musik nicht versäumen.
Um 20:00 Uhr geht die Reise weiter. Die DEUTSCHLAND nimmt nun Kurs auf den offenen Atlantik. Nach einem weiteren Seetag und 492 zurückgelegten Seemeilen erreichen wir die Insel Porto Santo.
Mitten im Atlantischen Ozean und nur rund 40km nordöstlich von Madeira entfernt liegt die kleine Insel Porto Santo. Sie ist mit 11km Länge und 6km Breite überschaubar groß und lässt sich in wenigen Stunden komplett erkunden. Nur kleine Kreuzfahrtschiffe können die Insel anlaufen. Selbst die nur 175m lange DEUTSCHLAND ist für den vorhandenen Pierplatz im Hafen von Vila Baleira einige Meter zu lang, wenn gleichzeitig auch noch die von Madeira kommende Fähre ihn nutzt. Mit den bordeigenen Tendern geht es im regelmäßigen Pendelverkehr schnell an Land. Wer nicht an einem gebuchten Landausflug teilnimmt, kann die Insel auch individuell erkunden. Der Weg vom Hafen in die Inselhauptstadt Vila Baleira ist nur etwa einen Kilometer lang. Bei Ebbe lässt es sich herrlich am Strand entlang wandern (ein kostenpflichtiger Bustransfer wird angeboten). Da die DEUTSCHLAND auf Porto Santo keinen Liegeplatz an einer Pier hat, ist es nicht möglich, Fahrräder auszuleihen.
In Vila Baleira angekommen gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Aufenthalt zu gestalten. Für einen ausgedehnten Shoppingbummel wartet man besser bis zum nächsten Hafen Funchal, obwohl es einige Boutiquen und Geschäfte in Vila Baleira gibt. Die Promenade lädt zu einem Spaziergang mit anschließendem Besuch in einem der zahlreichen Cafés oder Restaurants ein. Wer mag, sollte die Spezialitäten der Insel probieren. Zum Beispiel Espetada de vaca grelhada em pau de louro (Rindfleischspieß) oder Bolo do caco (in der Pfanne gebackenes Fladenbrot) bzw. Pão com batata-doce (Brot mit Süßkartoffeln).
Da es in Porto Santo keine hohen Berge gibt, fällt auf der Insel weniger Regen als zum Beispiel auf der Nachbarinsel Madeira. Das ist auch an der Vegetation erkennbar, die recht karg ist. Dafür sind die Strände umso schöner. Der Hauptstrand ist 9km lang, fällt flach ins Meer ab und wird von 17-22° warmem Wasser umspült.
Am Nachmittag verlassen wir diese kleine Trauminsel wieder und nehmen Kurs auf Madeira. Nur vier Stunden später macht die DEUTSCHLAND in Funchal an der North Pier fest, also dem Liegeplatz in direkter Stadtnähe. Die Liegezeit über Nacht sollte unbedingt genutzt werden, um eines der wunderschönen Restaurants der Inselhauptstadt zu besuchen. In der Rua Dom Carlos, in dessen Nähe sich auch die Talstation der Seilbahn befindet, reihen sich die schönsten und besten Restaurants aneinander. Die Atmosphäre bei Live Musik ist abends phantastisch.
Der nächste Tag steht komplett für eine Erkundung der Insel zur Verfügung. Was man sich genau anschauen möchte, obliegt natürlich jedem selbst. Unser erster Stopp erfolgte unweit von Funchal entfernt, am Cabo Girao Skywalk. Der Aussichtspunkt Miradouro Girao am Cabo Girao zählt mit rund 500m Höhe zu den höchsten der Welt. Die Aussicht von dort oben ist spektakulär. Es lohnt sich oftmals morgens dorthin zu fahren, da sich ab mittags Wolken rund um die Berge bilden und dann die Aussicht behindern. Das wissen natürlich auch viele andere Besucher. Deshalb ist der Parkplatz in der Hauptsaison sehr voll.
Vom Cabo Girao aus geht es über die VE4 einmal über die Insel in Richtung Sao Vicente. Die dort liegenden Lavagrotten Sao Vicente Caves sind für Rund ein Jahr geschlossen. Die Fahrt führt weiter über die landschaftlich sicher schönste Straße, die VE2, bis nach Porto Moniz an der Nordwestspitze von Madeira. Der Ort ist bekannt für seine Naturschwimmbäder und seine Lage unterhalb der hohen Berge im Nordwesten. Zahlreiche Restaurants laden zu einem längeren Besuch ein, denn die Aussicht auf den offenen Atlantik ist herrlich. Mehrere Aussichtspunkte in den Bergen von Porto Moniz überbieten sich gegenseitig mit einer guten Sicht auf den Ort.
Im weiteren Verlauf der heutigen Inselrundfahrt geht es zurück über die VE2 via Sao Vicente, wo die VE2 in die VE1 übergeht, bis nach Santana. Der Ort Santana ist bekannt für seine mit Stroh bedeckten, bunten Häuser, die hier überall im Ort verteilt stehen. Die zum Teil heute noch bewohnten Häuser, deren Strohdächer bis zum Boden reichen, wurden über Jahrhunderte als Ställe und Wohnhäuser von den Einheimischen bewohnt. Die Eigentümer haben meist liebevoll Gärten vor den Häusern angelegt, was die malerische Kulisse hervorhebt.
Nach so vielen, phantastischen Eindrücken wird es Zeit die Rückfahrt in Richtung Funchal anzutreten. Madeira bietet natürlich unzählige weitere Sehenswürdigkeiten, doch bis zur Abfahrt der DEUTSCHLAND um 19:00 Uhr bleibt nicht mehr viel Zeit. Noch einmal fahren wir, diesmal über Ribeiro Frio, durch die zerklüftete und von Bewässerungskanälen durchzogene Vulkanlandschaft der Insel. Auf der Insel gibt es etliche Weingüter, die den Likörwein Madeira produzieren. Für Wanderer ist Madeira ebenso ein Paradies wie für Naturliebhaber. Madeira wird auch „Blumeninsel“ genannt und liegt ca. 800km vom afrikanischen Festland entfernt. Die Entfernung zu den Kanarischen Inseln beträgt 400km und nach Lissabon ca. 1.200km. Im Vergleich zur Nachbarinsel Porto Santo gibt es auf Madeira keine weißen Naturstrände, dafür ist die Insel erheblich grüner und abwechslungsreicher.
Nach einem weiteren Seetag kommen die Azoren in Sicht. Genauer gesagt der Hafen Ponta Delgada auf der Azoreninsel Sao Miguel. Die DEUTSCHLAND macht hier direkt am Cruiseterminal im Stadtzentrum fest. Sao Miguel ist mit einer Länge von 63,7km und einer Breite von 16,1km die größte Insel der Azoren. Die Insel ist, wie alle Azoreninseln, vulkanischen Ursprungs. Mein letzter Besuch auf Sao Miguel liegt erst einige Monate zurück. Im Frühjahr ließ das Wetter allerdings zu wünschen übrig. Heute sieht es bedeutend besser aus. Wer in die Berge fahren möchte, sollte vorher immer einen Blick auf die Webcams werfen, denn oftmals scheint in Ponta Delgada die Sonne und die Berge liegen komplett in den Wolken. Ein Blick auf die relevanten Berge, bei denen es sich jeweils um Vulkane handelt, ist vom Hafen aus nicht möglich. Am Hafen gibt es mehrere Mietwagenanbieter. Zuerst steht der wohl spektakulärste Aussichtspunkt der Insel auf dem Programm, der sehr wechselhaften Wetterbedingungen unterliegt - der Boca do Inferno an der Caldera von Sete Cidades. Er liegt auf einer Höhe von 1.000m und ist mit dem Auto nicht direkt erreichbar. Vom nächstgelegenen Parkplatz aus (limitierte Parkmöglichkeiten!) läuft man ca. 15-20 Minuten zu Fuß über einen Schotterweg und später auf einem Naturpfad. Der Aussichtspunkt Vista do Rei ist deutlich überlaufener und wird von nahezu allen Reisegruppen angesteuert, da sich ein Parkplatz in direkter Nähe befindet. Entstanden ist die Landschaft aus sieben Seen durch eingestürzte Vulkankrater. Die Vulkane im Gebiet von Cete Cidades und in anderen Bereichen der Insel sind jedoch keinesfalls erloschen.
Je weiter man sich von der Inselhauptstadt Ponta Delgada entfernt, umso ursprünglicher und schöner wird die Insel. In einigen Dörfern ist der Ochsenkarren immer noch das wichtigste Transportmittel. Weiter geht es quer über die Insel in Richtung Ribeira Grande, der größten Stadt im Norden der Insel. Die Stadt wird durch den gleichnamigen Fluss in zwei Hälften geteilt. Schon auf dem Weg dorthin gibt es immer wieder Aussichtspunkte, die mal mehr und mal weniger spektakulär sind. Die Landschaft ist wunderschön. Jetzt im Sommer stehen außerdem die Hortensien in voller Blüte und verwandeln die Insel in ein Blütenmeer.
Über den Fluss führt in der Stadt eine kleine Brücke, unter der ein kleiner Wasserfall für eine herrliche Szenerie sorgt. Der Fluss, der hier über einen Wasserfall zurück in das tiefergelegene Flussbett fällt, mündet schließlich in den Atlantischen Ozean. Ein kleiner Park lädt im letzten Abschnitt des Flusses zum Verweilen ein. Auch die zahlreichen Cafés im Zentrum von Ribeira Grande sind durchweg sehr einladend.
Etwa 15 Autominuten weiter entlang der Küstenstraße in Richtung Osten befindet sich die familiengeführte Teefabrik Chá Gorreana. Auf dem Gelände gibt es ein Café mit Aussicht über die Teeplantagen und die Küste sowie einen Verkaufsbereich. Es besteht die Möglichkeit an einer Führung durch die Fabrik teilzunehmen und durch die weitläufigen Plantagen zu wandern. Letzteres ist auch ohne Guide möglich. Mit etwas Glück kann man bei der Teeernte zusehen.
Auf dem Rückweg in Richtung Ponta Delgada lohnt unbedingt ein Stopp an einem der Aussichtspunkte zum Lagoa do Fogo. Der See ist mit einer Länge von 3km und einer Breite von 2,5km der zweitgrößte der Insel. Der Lagoa do Fogo ist wie auch Cete Cidades ein eingestürzter Vulkankrater (Caldera), in dem sich ein See bildete. Der See befindet sich in einer Höhe von nur 575m. Dennoch ist er oftmals von Wolken umhüllt. Das Warten lohnt manchmal. Mit etwas Glück bildet sich in der dichten Wolkendecke eine Lücke, die einen sensationell schönen Blick auf den See freigibt. Diese Wolkenlücken können manchmal nur 1-2 Minuten andauern, bis sie sich wieder schließen. Eine mystische Stimmung entsteht so. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass man genügend Zeit einplanen sollte, um sie zu bestaunen. Lieber eine kürzere Tour mit längeren Aufenthalten planen. Wer einen Ausflug mit dem Bus bucht, wird die individuellen Möglichkeiten, sich die Zeit einzuteilen oder länger zu warten, nicht haben.
Jeder Aussichtspunkt am Lagoa do Fogo verführt dazu anzuhalten. Nicht nur das Wasser vom Lagoa do Fogo schimmert bei Sonnenschein in allen Türkis- und Blautönen. Die Hügel sind so grün als hätte sie gerade jemand angemalt und immer wieder verändern vorbeiziehende Wolken die dramatische Szenerie. Den spektakulärsten Blick hat man vom Pico da Barossa (am Sendemast), der heute leider von Wolken verhüllt bleibt, ebenso wie der Miradouro da Barossa (am Parkplatz). Die Sicht am Miradouro da Lago do Fogo ist jedoch kaum weniger beeindruckend. Von dort besteht die Möglichkeit, in nur 15 Minuten zum Seeufer zu wandern. Lagoa do Fogo bedeutet übrigens Feuerlagune.
Der Titel dieser Reise müsste unbestritten „Reise zu den Trauminseln im Atlantik“ heißen, Übertrieben wäre er nicht. Wobei man letztendlich die Reise dann auch als die benannte Traumreise bezeichnen kann. Aber warten wir mal ab, es werden ja noch einige Destinationen folgen.
Nach der Rückkehr in Ponta Delgada bleibt noch ausreichend Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. Das wohl auffälligste Merkmal ist das Stadttor Portas da Cidade in Hafennähe. Die Stadt Ponta Delgada ist schön, doch wer hier ankommt sollte bei idealen Wetterbedingungen die Insel erkunden. Die MS Deutschland liegt noch bis 23:00 Uhr im Hafen, bevor es in Richtung Faial auf der Insel Horta weitergeht.
Horta ist die Hauptstadt der Insel Faial. Die Stadt hat so viele Besonderheiten zu bieten, dass die Entscheidung, wie schon bei meinem Besuch im Frühjahr, gegen eine Inseltour fällt. Im Vergleich zum letzten Besuch ist das Wetter diesmal herrlich. Die Marina von Horta, die 1986 eingeweiht wurde, gehört zu den farbenprächtigsten und wichtigsten der Welt. Rund 300 kleine Schiffe finden einen Platz an der Ozean-Marina, die einen perfekten Schutz vor Winden aus allen Richtungen bietet. Seeleute aus aller Welt legen hier einen Zwischenstopp ein und malen ihr ganz persönliches Gemälde, sowohl auf die Betonmauer, als auch auf den Fußboden der Marina. Diese Erinnerungen und Kunstwerke machen den Hafen von Horta zu einer gigantischen Freilicht-Gemäldeausstellung.
Dem maritimen und einzigartigen Charakter des Hafens schließt sich das weltberühmte Peters Café Sport an. In diesem Café trifft sich nicht nur die internationale Segelszene, sondern auch Reisende aus aller Welt. Die Einrichtung ist einzigartig und besteht aus Erinnerungsstücken der internationalen Seefahrt. Ein Besuch in Peters Café Sport ist ein Muss. Das Café findet oft Erwähnung bei Schriftstellern und Journalisten. Nicht selten wird es als eine der besten Bars der Welt gelistet. Aber Horta hat natürlich noch mehr zu bieten. Alle Sehenswürdigkeiten im Zentrum lassen sich zu Fuß erkunden.
Einen besonders schönen Blick auf die Stadt hat man vom Aussichtspunkt Monte da Guia aus. Der 145m hohe Aussichtspunkt befindet sich auf einem alten Vulkan, dessen Krater eingestürzt und an der Seite zum Atlantik offen ist – es entstand die Caldeira do Inferno. Von dort oben ist der Blick frei auf Porto Pim, das alte Hafenbecken, Horta und den schönsten Sandstrand der Insel. Besonders sehenswert ist das Stadtzentrum mit der Kirche Sao Salvador aus dem frühen 16. Jahrhundert. Außerdem gibt es einen kleinen, liebevoll angelegten Park (Florencio Terra), den Torre do Relogio, das Teatro Faialense und einen kleinen Botanischen Garten. Das Stadtzentrum ist außerordentlich schön und lädt zum Staunen ein. Überall stehen penibel getünchte Herrenhäuser, historische Gebäude und Kirchen im typischen Azoren-Look. Die Fassaden sind weiß gestrichen und von schwarzen Bassaltsteinen unterbrochen. Die Parkanlage Florencio Terra wurde 1875 angelegt. Horta ist eine Stadt mit vielen Facetten.
Die vielleicht schönste Aussicht auf Horta, die Küste und die Nachbarinsel Pico erhält man vom Miradouro do Monte Carneiro aus. Der Blick auf den 2.351m hohen Vulkan Ponta do Pico ist meist von Wolken versperrt. Heute Abend lockern die Wolken um den Gipfel herum kurzzeitig auf - Herrlich. Horta ist der Inbegriff einer malerischen Hafenstadt der Azoren geworden. Einer Stadt kann Horta allerdings nicht das Wasser reichen, unserem nächsten Zielhafen.
Ein letzter Spaziergang noch entlang der schönen Hafen- und Uferpromenade noch und dann endet dieser Tag mit vielen neuen Eindrücken.
Am frühen Morgen fällt der Anker in der Bucht vor Angra do Heroismo. Der Name bedeutet „Bucht des Heldentums“. Seit 1983 gehört die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe. Angra ist die älteste Stadt der Azoren und begeistert jeden Besucher sofort durch ihre einzigartige Schönheit. Die Stadt bietet zahlreiche architektonische Sehenswürdigkeiten, die sich alle in einem sehr guten Zustand befinden. Der Grund dafür ist ein schweres Erdbeben 1980, bei dem viele Gebäude zerstört und anschließend originalgetreu wieder aufgebaut wurden. Von der Terrasse des Denkmals Memoria a D. Pedro IV aus erhält man einen sehr guten Überblick über die Stadt. Direkt unterhalb des Denkmals befindet sich, auf mehreren Ebenen angelegt, der Duke of Terceira Garden. Diesen Garten sollte man unbedingt besuchen und die durch diesen Park führenden Wege zum Denkmal hinauf bzw. hinunter wählen.
Da eine Straße schöner als die andere im Ortskern ist, lässt man sich einfach eine Zeit lang durch diese treiben und genießt den Anblick der wunderschönen Hausfassaden. Die schönsten Kirchen im Ort sind die Igreja da Misericordia aus dem 18. Jahrhundert, sowie die Kathedrale Santissimo Salvador da Se aus dem 16. Jahrhundert. Viele Informationen über die Insel erhält man im Museum von Angra do Heroismo. Eine weitere schöne Aussichtsmöglichkeit ist der 250m hohe Monte Brazil. Aber auch von der Hafenpromenade aus und der Straße „Estrada Gaspar Corte-Real eröffnen sich traumhafte Blicke auf Angra. Für die kleine Pause zwischendurch lohnt ein Besuch in der Konditorei Athanasio, direkt gegenüber der Kathedrale Se an der Rua da Se. In Angra lebt die Geschichte längst vergangener Zeiten.
Nach einem Besuch der alten Festung Forte de Sao Sebastiao, die im Jahr 1580 erbaut wurde und komplett restauriert ist, wird es Zeit für die Rückfahrt mit dem nächsten Tenderboot zur DEUTSCHLAND. Eine Besonderheit ist noch zu nennen. Die meisten Kreuzfahrtschiffe machen im rund 20km entfernten Hafen Praia da Vitoria fest. Die Stadt ist zwar ebenfalls recht sehenswert aber nicht zu vergleichen mit Angra do Heroismo, die dann nur in Form eines Ausflugs besucht werden kann.
Leider heißt es auch schon Abschied nehmen von den Azoren, die man zweifelsfrei als Trauminseln im Atlantik bezeichnen kann. Zwei Seetage mit einem abwechslungsreichen Bordprogramm liegen nun vor dem nächsten Zielhafen Vigo in Spanien.
Pünktlich um 08:00 Uhr erreicht die DEUTSCHLAND schließlich das spanische Festland und macht in Vigo fest. Die Stadt ist in erster Linie Ausgangspunkt für einen Tagesausflug ins rund 100km entfernte Santiago de Compostela. Ein ausgedehnter Rundgang, durch die lebendige Hafenstadt an den Rías Baixas, ist als Alternative zu empfehlen. Zu den Hauptattraktionen zählen die Altstadt, die Uferpromenade, das Fischerviertel und die Aussicht vom Burgberg. In Vigo leben rund 300.000 Einwohner. Damit ist Vigo die größte Stadt in Galicien. Vigo hat nicht nur eine sehr schön anzusehende Architektur zu bieten, sondern auch hervorragende Restaurants. Zu den lokalen Spezialitäten von Vigo gehören Austern, die in unmittelbarer Nähe gezüchtet werden. Es gibt zahlreiche Restaurants entlang der Rúa Pescadería oder im alten Fischerviertel Barrio de Berbés. Der Stadtteil befindet sich südwestlich der Kathedrale.
Vom Liegeplatz der Kreuzfahrtschiffe aus, ist die Uferpromenade in wenigen Gehminuten zu erreichen. In unmittelbarer Nähe zum Gebäude des Real Club Nautico de Vigo steht eine auffällige Skulptur von Jules Verne am Wasser. Malerisch ist der Blick von der Festung O Castro, die in 149m auf dem Monte do Castro thront. Um 17:00 Uhr gibt Kapitän Schäfer das Kommando „Leinen los“ und wenig später dreht sich der Bug der DEUTSCHLAND in Richtung der offenen See. Der Abend ist herrlich und geradezu perfekt für einen leckeren Cocktail auf dem Sonnendeck.
Nach einem weiteren Seetag, während dem wir wieder die Biscaya durchquert haben, ist der nächste Hafen am Morgen des 19.08.2022 gar nicht zu sehen. Das Nebelhorn der DEUTSCHLAND ertönt in regelmäßigen Abständen. Es regnet. Langsam nähert sich das Schiff dem vorgesehenen Ankerplatz vor St. Peter Port auf der Kanalinsel Guernsey. Da sich das Wetter schnell bessern soll, wird geankert. Und so kommt es schließlich. Zur Mittagszeit ist der Himmel fast makellos blau.
Das Stadtbild von St. Peter Port zeigt sich auf den ersten Blick in typisch englischem Stil, ist aber auch sehr von französischen Einflüssen geprägt. Die Straßen sind verwinkelt. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten gehören das Guernsey Museum, das Haus des Dichters Victor Hugo, der Victoria Tower und das Castle Cornet, das auf einem Felsen vor der Stadt thront. Am Nachmittag wird der Anker gelichtet und die letzte Etappe dieser abwechslungsreichen Kreuzfahrt steht bevor.
Schon einen Tag später kommen die weißen Klippen von Dover in Sichtweite, die im Morgenlicht unter dem blauen Himmel besonders malerisch wirken. Nach einer Wendung im Hafenbecken sind die Leinen fest. Ein Großteil der Gäste wird heute in die Metropole London fahren. Mein Tagesplan sieht vor, die Klippen von Dover komplett zu erwandern. Mein letzter Besuch auf den Klippen liegt rund 30 Jahre zurück. Es wird Zeit für neue Eindrücke. Das Wetter könnte nicht schöner sein.
Der Spaziergang führt vom Hafen aus zunächst der Dover Marina bis zu einer kleinen Straße an deren Ende der Wanderweg hinauf zu den bis zu 106m hohen Klippen beginnt. Er führt zunächst oberhalb des großen Fährhafens vorbei, kurz danach ist auf der linken Seite das Dover Castle zu sehen. Danach kann man auf unterschiedlichen Wanderwegen weiterlaufen. Die Aussicht ist von allen Wegen aus atemberaubend. Nach rund 6km Wanderung lädt das historische South Foreland Lighthouse zu einem kleinen Stopp ein. Im Leuchtturm befindet sich ein bezauberndes Café. Mein Spaziergang führt noch etwas weiter, vorbei am St. Margaet´s Beach in St. Margarets Bay bis zum Dover Patrol Memorial. Die Dover Patrol war ein britisches Royal-Navy-Kommando im ersten Weltkrieg, dem hier ein großes Denkmal gewidmet wurde.
Der Rückweg führt noch einmal entlang der Dover Marina und am Dover Beach, endet nach rund 25 Kilometern Gesamtstrecke schließlich an Bord der DEUTSCHLAND. Die markante weiße Farbe verdanken die Klippen übrigens ihrer Zusammensetzung aus weißem Kalziumkarbonat und schwarzem Feuerstein.
Den Abend lasse ich noch einmal an der gemütlichen Bar der Lido-Terrasse, mit Meerblick in Fahrtrichtung, ausklingen. Die bei vielen Kreuzfahrern beliebte Bar „Zum Alten Fritz“ wurde während der Reise nicht zu meiner Lieblingsbar. Der Außenbereich lädt zwar zu langen Abenden in geselliger Runde ein, ist aufgrund der Beliebtheit aber auch meist recht voll. Im Innenbereich darf geraucht werden, was mich nicht motiviert hat, dort länger zu bleiben. Die Möglichkeiten auf freien Meerblick von den Bars aus sind auf der DEUTSCHLAND insgesamt begrenzt. Auch von der Lido-Terrasse aus hat man ihn nur von einer kleinen Empore aus, auf der auch der weiße Flügel steht. Dafür ist die Lido-Terrasse deutlich heller und freundlicher als die Bar „Zum alten Fritz“. Eine Alternative ist der Salon Lili Marleen.
Am nächsten Tag steht noch ein Besuch in Amsterdam auf dem Programm, bevor die DEUTSCHLAND nach fast drei Wochen wieder zurück am Columbus Cruise Center in Bremerhaven ist.
Die Reiseroute ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen, denn wie zu Beginn gesagt sind die Azoren in der Regel nur in Verbindung mit einer Flug An- oder Abreise zu erleben. Die lange Distanz zwischen Deutschland und den Azoren wird mit interessanten Häfen „aufgelockert“, die dazwischen angelaufen werden. Die Route bot einen ausgewogenen Mix an Destinationen und erholsamen Tagen auf See. Die DEUTSCHLAND ist noch immer ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff und ohne Zweifel einzigartig, doch aus meiner Sicht ist die Bezeichnung „Grandhotel auf See“ nicht (mehr) zeitgemäß. Wenn ich mir die Schiffe der Mitbewerber auf dem internationalen Markt anschaue, dann würde die Bezeichnung „Boutique-Schiff“ den wahren Charme der DEUTSCHLAND besser beschreiben. Passend zum Stil eines exklusiven Boutique-Schiffes passt das elegante Restaurant Vier Jahreszeiten, welches aktuell als „Pichlers“ an Bord angeboten wird.
Von einem Grandhotel erwartet der anspruchsvolle Gast einen makellosen Zustand und den findet man auf der DEUTSCHLAND aktuell nicht in Perfektion vor. Auf eine Bebilderung verzichte ich bewusst, denn mir geht es nicht darum, negative Aspekte zu fokussieren. Aus meiner Sicht sind die anderen Schiffe der Phoenix-Flotte jedoch alle in einem besseren Pflegezustand als die DEUTSCHLAND. Das Schiff hätte in einigen Bereichen eine Auffrischung bzw. Renovierung nötig. Darüber hinaus habe ich das Schiff als relativ laut empfunden. Phoenix Reisen hat nicht nur bei der letzten Renovierung ihrer AMADEA eindrucksvoll gezeigt, was alles machbar ist. Das große Problem bei der DEUTSCHLAND ist in diesem Zusammenhang der jährliche Wintercharter von Semester @sea. Wenn man sich die Videos im Internet so anschaut, dann muss das Schiff bzw. das Interieur viel aushalten. Wer investiert schon gerne in ein Schiff, welches die Hälfte des Jahres von Studenten bewohnt und verwohnt wird?! Der Service, die aufmerksame Crew und das Phoenix-Team auf der DEUTSCHLAND reißen es am Ende raus, ebenso wie die Routen. Daher lautet das Fazit: Ja, die DEUTSCHLAND ist eine Empfehlung, wenn man über kleine Makel hinwegsieht, sich verwöhnen lassen möchte und der Fokus auf der Reiseroute liegt. Wer die DEUTSCHLAND als einzigartiges „Boutique-Schiff“ sieht, wird nicht enttäuscht. Zu guter Letzt: Auf der DEUTSCHLAND wird strikt auf die Kleiderempfehlung des jeweiligen Abends geachtet. Wer also keine Lust auf Smoking oder Abendkleid während seiner Reise hat, sollte ein anderes Schiff in Erwägung ziehen.
Bleibt ganz am Ende noch die zu Beginn gestellte Frage, ob der Titel dieser Reise wirklich zutreffend ist: „Traumreise zu den Inseln des Atlantiks“. Ja, auf jeden Fall. Natürlich sind die Destinationen nicht mit exotischen Südseeinseln zu vergleichen, die wir stets als „Traumziele“ im Gedächtnis haben. Doch auch die Azoren sowie Madeira und Porto Santo sind auf ihre Weise Trauminseln und wenn ich alle Aspekte dieser Reise zusammenfasse, dann ist sie auf ganz eigene Weise eine Traumreise gewesen.
In der Saison 2023 fährt die DEUTSCHLAND auf einer ähnlichen Route!
Alle Kreuzfahrten mit den Schiffen der Phoenix-Flotte können z.B. bei Kreuzfahrten-mehr.de gebucht werden. Senden Sie einfach eine unverbindliche Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie an unter 04893-4288535