Kreuzfahrten & mehr

Reisebericht Teil 1: Antarktis Kreuzfahrt mit der MS Hamburg von Plantours Kreuzfahrten

Anreise von Deutschland nach Ushuaia, Fahrt durch die Drake Passage und Panoramafahrten

 

Tag 1: 02. Januar 2017 Flug von Hamburg über München nach Buenos Aires

Unser Plan war, beim Verfassen der ersten Zeilen zu diesem Antarktis Reisebericht im Palmgarten der MS Hamburg zu sitzen, einen leckeren Cocktail von der Bar nebendran auf dem Tisch stehen zu haben und alle Tageserlebnisse mehr oder weniger zeitnah festzuhalten. So wie wir es bisher pflegten zu tun. Diesmal sollte jedoch alles anders kommen. Wir sind inzwischen längst wieder daheim, der Alltag hat uns eingeholt, die vielen Bilder sind gesichtet. Was ist geschehen, was war im Vergleich zu den bisherigen Kreuzfahrten anders? Nun, wenn wir den Bericht direkt von Bord aus geschrieben hätten, wäre er gewiss anders formuliert als in der aktuellen Fassung. Vor uns liegt nicht mehr das große Unbekannte, vor uns liegen keine Erwartungen mehr, die vielleicht zunächst nicht so richtig erfüllt wurden. Aber immer der Reihe nach.

Beginnen wir mit der Anreise, die am frühen Vormittag von Hamburg aus nach München führt. Die Koffer werden bereits am Schalter der Lufthansa in Hamburg von den freundlichen Mitarbeitern im Empfang genommen und tauchen auch erst rund 15.000 Kilometer später in der Kabine der MS Hamburg wieder auf. Ein komisches Gefühl, denn was passiert wenn das Gepäck unterwegs irgendwo stehenbleibt, wie es uns auf anderen Reisen bei Flugzeugwechseln im letzten Jahr mehrfach passierte? Die Antarktis ist ein denkbar schlechter Ort um sich neue Winterkleidung zu kaufen. Im Gepäck sind diesmal Gummistiefel, Handschuhe, Schal, Mütze, dicke Winterpullover, Wollsocken und Thermohosen. Die Winterjacke haben wir bereits an, denn in Hamburg zeigt das Thermometer -2 Grad, es hat leicht geschneit. Der Flug wird sich aus diesem Grund eine Stunde verspäten. In München erwartet uns kurz darauf eine geschlossene Schneedecke und es schneit unaufhaltsam weiter. Die Räumfahrzeuge sind pausenlos im Einsatz, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten. Durch die Verspätung schmilzt unsere Aufenthaltszeit in München auf ein Minimum zusammen, das Boarding für unseren Langstreckenflug beginnt unmittelbar nach unserem Eintreffen am Gate. Die weiße Pracht sorgt dafür, dass unser Lufthansa Airbus A 340-600 vor dem Start auf einer Außenposition eine Stunde lang aufwändig enteist werden muss. Ob unser Gepäck mit an Bord ist? Das kann uns zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. Wir lassen uns überraschen.

Im dichten Schneetreiben hebt der Langstreckenjet mit einer Stunde Verspätung um 19:30 Uhr von der Piste in München ab und nimmt Kurs auf Buenos Aires. Es ist ein Charter-Sonderflug von Plantours Kreuzfahrten in dem sich ausschließlich Kreuzfahrtpassagiere befinden. Die Flugdistanz beträgt rund 12.000 Kilometer, die Flugzeit wird heute mit rund 14 Stunden berechnet. Die Strecke zählt zu einer der längsten, die im Passagierverkehr ohne Zwischenlandung geflogen werden. Es sind zwei Lufthansa-Crews an Bord, welche sich die lange Dienstzeit auf diesem Flug teilen. Das Bordprogramm sorgt für reichlich Unterhaltung und auch kulinarisch können wir uns nicht beklagen. Letztendlich vergehen die vielen Stunden sprichwörtlich „wie im Flug“. Im Bereich der innertropischen Konvergenzzone wird es etwas turbulent an Bord. Heftige Winde lassen unseren Airbus auf und ab springen, folglich viele Passagiere aus dem Schlaf erwachen. Der Pilot weckt mit einer Durchsage kurz darauf die wenigen noch schlafenden Gäste. Er klärt mit ruhigen Worten die Lage auf und.berechnet umgehend eine Ausweichroute, welche zwar erneut Zeit kostet aber die Turbulenzen weitgehend minimiert. Die innertropische Konvergenzzone ist eine Tiefdruckrinne mit einer Breite von wenigen hundert Kilometern im Bereich des Äquators. Hier treffen die von Norden und Süden kommenden Winde aufeinander, sorgen regelmäßig für extrem heftige Unwetter und Luftverwirbelungen, auch in jenen Luftschichten in denen Langstreckenjets fliegen. Über der Inselgruppe Fernando de Noronha verläuft unser Flug schließlich wieder auf normalem Kurs. Eine Inselgruppe, die Erinnerungen an den Air France Flug AF 445 von Rio de Janeiro nach Paris hervorruft, dessen Schicksal in jenem Gebiet im Jahr 2009 einen tragischen Verlauf nahm. Beginnend damit, dass kein Ausweichmanöver vor ähnlichen Unwettern geflogen wurde.

Änderung Flugroute Unwetter innertropische Konvergenzzone

Foto: Änderung Flugroute Unwetter innertropische Konvergenzzone

Die sehr erfahrene und professionelle Lufthansa Crew bei uns an Bord hat die Situation routiniert im Griff, schnell kehrt wieder Ruhe ein. Somit steht einem entspannten, restlichen Flugverlauf entlang der Ostküste Südamerikas nichts im Wege. Mit weiterhin einer Stunde Verspätung im Gepäck setzt unser A340-600 auf dem Flughafen Ministro Pistarini in Buenos Aires auf.

 

Tag 2: 03. Januar 2017 Flug von Buenos Aires nach Ushuaia

Aufgrund der Verspätung und der geringen Menge an Kerosin, die für unsere letzte Etappe getankt werden muss, dürfen alle Gäste während der Abfertigung des Flugzeugs an Bord bleiben. Das spart enorm Zeit und am Ende heben wir fast planmäßig in Richtung Ushuaia ab. Weitere 3 Stunden Flugzeit und rund 3.000 Kilometer liegen vor uns. Der Anflug auf den kleinen Flughafen von Ushuaia erfolgt parallel zum Beagle-Kanal. Leider versperren dichte Wolken die Sicht auf diesen sowie auch auf die Bucht, den Hafen und das Stadtgebiet. Um 11:15 Uhr landen wir in der südlichsten Stadt der Welt. Der Zeitunterschied zur Winterzeit in Deutschland beträgt -4 Stunden.

Großraumjet im Miniatur Wunderland

Die Einreise auf dem kleinen aber sehr schicken Flughafen von Ushuaia erfolgt nach neuesten Sicherheitsvorschriften. Fingerabdrücke wergen gescannt, Fotos aller Einreisenden gemacht. Flugzeuge in der Größe eines Airbus A 340-600 landen nur sehr selten in Ushuaia, das Flughafengebäude gerät schnell an seine Leistungsgrenze. Neben der fast 76m langen A340-600 wirkt das Terminal wie ein Modellbausatz im Hamburger Miniatur Wunderland. Um die Wartezeit vor den Schaltern bei der Einreise so bequem wie möglich zu gestalten, werden die Passagiere beim Ausstieg auf eine begrenzte Anzahl an Sitzreihen limitiert. Rund 60 Minuten vergehen, bis auch wir in der letzten Reihe das Flugzeug verlassen dürfen. Immerhin haben wir bequem gewartet und es ergaben sich nette Gespräche zwischen Fluggästen und der Crew. Die Einreiseformalitäten sind, Dank voller Besetzung aller sechs Schalter im Terminal, in wenigen Minuten erledigt. Vor dem Flughafenterminal warten bereits die Transferbusse und bringen die Reisenden in nur 10 Minuten zum Hafengelände.

Es regnet bei Temperaturen knapp oberhalb vom Gefrierpunkt. Da es in Ushuaia kein Kreuzfahrtterminal gibt, erfolgt die Einschiffung - ebenfalls in kleineren Gruppen - direkt über die schiffseigene Gangway im Eingangsbereich der MS HAMBURG. Die Busse halten unmittelbar vor der Gangway, somit muss keiner der Passagiere unnötig im Regen stehen. Ein Großteil der Gäste ist allerdings bereits mit entsprechender Polarkleidung ausgestattet und die Stimmung trotz der langen Anreise sehr ausgelassen. Letztendlich klappt alles reibungslos und zügig. Es wurde sprichwörtlich niemand im Regen stehen gelassen.

Gespenstische Ruhe statt bunte Cocktails

Auch wenn uns die MS HAMBURG von Plantours Kreuzfahrten längst vertraut ist, starten wir zunächst einen obligatorischen Rundgang über die Decks. Ja, alles ist wie immer. Oder, nein, nicht ganz. Wir kennen die MS HAMBURG praktisch nur in warmen Fahrtgebieten, in denen rund um den Pool stets eine ausgelassene und fröhliche Stimmung herrscht, die Gäste im Pool auf dem Sonnendeck schwimmen, die Kellner einen Cocktail nach dem anderen auf den Tischen im Außenbereich abstellen. Und wo sind all die bunten Früchte am Obstbuffet und die Sonnenschirme geblieben? Es herrscht eine gespenstische Ruhe, keine Spur von bunten Cocktails ist zu entdecken. Die Kellner laufen in dicker Winterkleidung herum und frieren sichtlich, obwohl auf der Südhalbkugel Sommer ist. Es regnet immer noch.

Was sind die Erwartungen an eine Antarktis Kreuzfahrt?

An Deck treffen wir Erika und Gerd S. aus Süddeutschland, kommen ins Gespräch. Ihnen ist die MS HAMBURG ebenfalls bestens vertraut – aus warmen Fahrtgebieten. So wie wir vermissen sie ein wenig die heitere Deckatmosphäre. Der Pool wird wohl während dieser Kreuzfahrt leer bleiben. Wir stellen die Frage, was sie denn von einer Antarktis Kreuzfahrt erwarten. Die Antwort fällt relativ zügig: „Pinguine, Eisberge, Schnee, Abenteuer, Natur und hoffentlich etwas Sonnenschein.“ Nach letzterem schaut es derzeit überhaupt nicht aus. Immerhin hat es aufgehört zu regnen, die Wolken hängen aber immer noch tief über den Berggipfeln rund um Ushuaia. Jeder hat wohl vor einer solchen Antarktis-Kreuzfahrt im Internet bereits Reiseberichte anderer Reisender durchgelesen und sich Bilder auf entsprechenden Webseiten angeschaut. Die Eindrücke und Erlebnisse schwanken zum Teil extrem, ebenso wie das Wetter während einer solchen Reise. Wir sind gespannt und hoffen auf viele interessante Eindrücke, ebenso wie Familie S. aus Süddeutschland.

Stadtrundfahrt Bus am Hafen von Ushuaia

Foto: Stadtrundfahrt Bus am Hafen von Ushuaia

Rundgang durch Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt

Nach dem Mittagessen hört es auf zu regnen. Wir nutzen die Zeit für einen Rundgang durch die Straßen von Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Zunächst wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass mehrere Städte den Anspruch erheben, die südlichste Stadt der Welt zu sein. Dazu zählen Puerto Williams und Punta Arenas in Chile ebenso wie Ushuaia in Argentinien. Der Unterschied fällt beim Vergleich der Einwohnerzahl auf. Mit mehr als 120.000 Einwohnern ist Punta Arenas demnach zweifelsfrei die südlichste Großstadt der Welt, Puerto Williams an der Nordküste der Insel Navarino am Beagle-Kanal mit knapp 2.600 Einwohnern aber - der Definition nach - nicht einmal eine Kleinstadt und Ushuaia somit die südlichste Stadt der Welt. Bei der letzten Volkszählung lebten hier mehr als 64.000 Menschen, eine Zahl die in den letzten Jahren bedeutend gestiegen sein dürfte. Wir erfahren, dass inzwischen die Marke von 70.000 Einwohnern geknackt wurde. Wie auch immer, Ushuaia liegt ohne Zweifel am Ende der Welt, das ist sicher und so fühlt es sich auch an. Überall stehen Wegweiser - die sogenannten Signposts – mit aufgemalten Kilometerzahlen bzw. Entfernungen zu bekannten Weltmetropolen. Nach Berlin etwa sind es, glaubt man dieser Angabe, 14.105 Kilometer.

Signposts in Ushuaia

Foto: Signposts in Ushuaia

Die Stadt Ushuaia liegt an der Südseite der Insel Isla Grande de Tierra del Fuego am Beagle-Kanal. Zugleich ist Ushuaia die Hauptstadt der argentinischen Provinz Tierra del Fuego, also von Feuerland. Außer endloser Natur und viele tausend Kilometer Einsamkeit gibt es nichts in der Nähe! Ushuaia ist vom Rest der Welt praktisch abgeschnitten, immerhin entdecken wir ein kleines Kino in dem drei Filme laufen. Im weiteren Verlauf unseres Rundgangs finden wir ein Postamt, einen Golfplatz, eine Pizzeria und diverse Restaurants in denen hervorragendes, argentinisches Steak angeboten wird. Die zwei größten Souvenirgeschäfte liegen sich praktisch gegenüber, in Hafennähe direkt an der Haupteinkaufsstraße Av. San Martin. Etwas außerhalb der Stadt wurde ein modernes Einkaufszentrum errichtet, das Paseo del Fuego Shopping Center.

Die Häuser der Stadt sind in bunten Farben angepinselt, die Dächer meist mit Wellblech belegt, die Straßen steil und die öffentlichen Plätze sehr zahlreich. Typische, südamerikanische Sakralbauten sucht man hier vergeblich, selbst die größte Kirche der Stadt - Nuestra Señora de la Merced ist unscheinbar und erinnert in ihrem gelben Farbkleid und der Wellblechoptik eher an ein Einkaufscenter auf einer bunten Karibikinsel. Schaut man allerdings weniger auf die Details und lässt den Blick durch die Straßen schweifen, dann könnte der Eindruck entstehen, sich in einem Wintersportort irgendwo in der Schweiz zu befinden. Ushuaia hat sich in den letzten Jahren stark herausgeputzt und entwickelt, der besondere Charme ist der Stadt dabei aber bisher nicht verloren gegangen. Ushuaia ist inzwischen mehr als nur Ausgangspunkt für eine Kreuzfahrt in die Antarktis, wenngleich der Tourismus hier in den wenigen Sommermonaten zwischen Oktober und Februar die Haupteinnahmequelle ausmacht. Die Stadt ist ein Touristenmagnet am Ende der Welt und wird sich in den kommenden Jahren sicherlich weiterhin rasant verändern. Das Angebot an Stadtrundfahrten, Rundflügen, Bootstouren, Wanderungen und Bustouren ist schon jetzt recht üppig.

Flagge von Argentinien und Touristinfo am Hafen in Ushuaia

Foto: Flagge von Argentinien und Touristinfo am Hafen in Ushuaia

Dreht man sich einmal um 180 Grad und schaut hinaus in Richtung Beagle-Kanal, dorthin wo die Regenwolken den Himmel, das Wasser und die Berge zu einem undurchsichtigen Nichts verwischen, dann kommt tatsächlich so etwas wie Abenteuerromantik auf. Weiter südlich geht es jetzt nur noch mit dem Schiff oder einem kleinen Flugzeug zu einer der Forschungsstationen in der Antarktis. Es beginnt wieder zu regnen. Wir entschließen uns dazu, unseren Rundgang durch Ushuaia am Ende der Kreuzfahrt in die Antarktis fortzusetzen. Viel schlimmer kann das Wetter dann auch nicht sein, hoffen wir.

MS Hamburg im Hafen von Ushuaia

Foto: MS Hamburg im Hafen von Ushuaia

Wieder zurück an Bord folgt nun die obligatorische Seenotrettungsübung und um 18:00 Uhr heißt es „Leinen los zur Kreuzfahrt in die Antarktis“. Bevor wir die berüchtigte Drake Passage erreichen, liegt eine etwa sechsstündige Fahrt auf dem Beagle-Kanal vor uns. Zu sehen ist von diesem erst einmal nichts, denn die Regenwolken hüllen die Berge in einen fast geheimnisvollen, grauen Schleier.

Ach ja, unser Koffer ist übrigens tatsächlich angekommen und wurde trotz fehlender Kofferbanderole, auf dem Kabinennummer und Name stehen, auf unsere Kabine gebracht. Perfekt! Nun müssen wir nicht mit den Pinguinen um die Wette stinken.

Der Beagle-Kanal

Der insgesamt 240km lange Beagle-Kanal stellt im östlichen Teil die natürliche Grenze zwischen Argentinien und Chile dar und ist eine natürliche Wasserstraße zwischen dem Atlantik und Pazifik. Benannt ist der Kanal, welcher neben der Magellanstraße die einzige Umgehung der berüchtigten Drake Passage darstellt, nach dem Forschungsschiff HMS Beagle. Bei der HMS Beagle handelte es sich um eine Brigg (zweimastiges Segelschiff mit Rahsegeln an beiden Masten), mit welcher der britische Marineoffizier Robert FitzRoy diese Wasserstraße 1831 im Rahmen einer Weltreise (1831-1836) entdeckte. Mit an Bord war seinerzeit der bekannte Robert Charles Darwin.

Es ist 21:00 Uhr, als wir uns dazu entschließen unsere Kabine für die Nachtruhe aufzusuchen. Die lange Anreise macht sich nun doch in Form von Müdigkeit bemerkbar. Aus diesem Vorhaben wird jedoch nichts, denn völlig unerwartet reißt die Wolkendecke auf und versetzt die noch an Deck verbliebenen Reisegäste erstmals auf dieser Kreuzfahrt ins Staunen.

Landschaft am Beagle-Kanal, Feuerland, Argentinien

Foto: Landschaft am Beagle-Kanal, Feuerland, Argentinien

Die Eindrücke, die sich nun bieten, begeistern auch erfahrene Kreuzfahrer und lassen überall die Speicherkarten glühen. Magellan Pinguine umkreisen munter die MS HAMBURG und scheinen die neuen Touristen in dieser Region willkommen zu heißen. Bunte Regenbogen, dunkle Wolken und unaufhaltsam wechselnde Lichtspiele an den Flanken der Berge sorgen für absolute Begeisterung bei den Kreuzfahrtgästen. Die Natur hat hier eine Bühne geschaffen, wie sie dramatischer kaum bespielt werden kann. Das faszinierende Lichtspektakel scheint nicht enden zu wollen, bis die Sonne um kurz vor Mitternacht das große Finale einleitet und hinter dem Horizont verschwindet. Der verregnete Nachmittag in Ushuaia ist schnell vergessen, zu beeindruckend war dieser Reisebeginn schlussendlich.

Die MS HAMBURG hat derweil den Atlantischen Ozean erreicht und steuert in der Dämmerung der Drake Passage entgegen. Nun endet dieser Tag auch für uns.

Wolkenformation über den Bergen am Beagle-Kanal, Chile

Foto: Wolkenformation über den Bergen am Beagle-Kanal, Chile

  • Komplette Bildergalerie vom 03. Januar  <<hier>>

 

Tag 3: 04. Januar 2017 ein Tag auf See

So ein Tag auf See an Bord der HAMBURG lässt sich in der Regel nach Belieben gestalten. Die meisten Reisegäste nutzen den Morgen, um sich von der langen Anreise zu erholen. Die See ist relativ ruhig, was in der Drake Passage äußerst selten vorkommt. Der Himmel zeigt sich heute grau, erste Schneeflocken umkreisen die HAMBURG und der Wind nimmt im Verlauf des Tages leicht zu.

Strenge Richtlinien für Kreuzfahrten in der Antarktis

Bevor ein Kreuzfahrtschiff in die Antarktis fährt, müssen strenge Richtlinien der IAATO (International Association of Antarctica Tour Operators) sowie der MARPOL (International Convention fort he Prevention of Marine Pollution from Ships) erfüllt werden. Die Antarktis bezeichnet die Region südlich des 60. Breitengrades. Fälschlicherweise wird oftmals der Begriff Antarktis für den Landteil, also den Kontinent, verwendet. Richtig ist, dass die Antarktis alle Land- und Meeresgebiete umfasst, welche um den Südpol herum liegen, also den Kontinent Antarktika und Teile vom Südlichen Ozean, Indischen Ozean und Atlantischen Ozean. Als ozeanografische Grenze gilt die antarktische Konvergenz, welche etwa bei 50° südlicher Breite liegt. In dieser Region sinkt das kalte antarktische unter das warme, subtropische Wasser ab. Das ist auch ein Grund, weshalb hier oftmals Stürme entstehen und die Wellen an der Oberfläche in verschiedene Richtungen zu laufen scheinen.

Alle Reedereien bzw. Betreiber von Passagierschiffen in der Antarktis sind Mitglied in der 1991 gegründeten IAATO, welche die Fahrtrouten der einzelnen Kreuzfahrt- und Expeditionsschiffe akribisch mittels Satellitenortung (AIS) überwacht. Diese Ortung dient der Kontrolle, wo sich die Schiffe befinden, wie lange sie sich an einem Ort aufhalten und darüber hinaus können in einem Notfall sofort Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden.

Die aktuellen Richtlinien sehen außerdem vor, dass immer nur 100 Passagiere gleichzeitig an einer Stelle bzw. von Bord eines Schiffes an Land gehen dürfen und bei Ausreizung dieser Grenze zusätzlich 5 gebietskundige Guides bereitgestellt werden müssen (pro 20 Passagiere = 1 Guide). Damit noch nicht genug, denn an einer Landestelle (Bucht) darf nie mehr als ein Schiff liegen und jedes Schiff hat ein maximales Zeitfenster von 4 Stunden, bis alle Passagiere wieder an Bord sein müssen. Daraus ergibt sich für kleinere Kreuzfahrtschiffe der Vorteil, dass die Gäste entsprechend einer niedrigeren Passagierzahl ein größeres Zeitfenster an Land verfügbar haben. Dieser Vorteil bzw. diese Exklusivität schlägt sich natürlich im Reisepreis nieder. So sind Expeditionskreuzfahrten wie beispielsweise mit der Ocean Nova, die maximal 68 Passagiere beherbergt, um ein Vielfaches teurer als eine Kreuzfahrt in die Antarktis mit der MS HAMBURG oder vergleichbar großen Kreuzfahrtschiffen.

Die IAATO-Richtlinien legen zusätzlich fest, dass Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 500 Passagieren gar keine Landgänge durchführen dürfen. Diese Regelung erübrigt sich eigentlich, denn es könnten innerhalb der begrenzten Liegezeit ohnehin nicht alle Gäste an Land gebracht werden.

Antarktis nur mit Landgängen ein echtes Erlebnis

Seit der Antarktissaison 2011/2012 wurden die bestehenden Richtlinien noch einmal angepasst und verschärft. Demnach darf kein Schiff, welches die Antarktis befährt, Schweröl in den Tanks mitführen. Viele Reedereien wie Celebrity Cruises, Princess Cruises und Holland America Line haben in den vergangenen Jahren reine „Passagen“ durch die Antarktis – meist durch den Neumayer-Kanal – angeboten, also Kreuzfahrten in die Antarktis ohne Landgänge. Das hat zwar die Reisepreise niedriger gehalten, ist unserer Meinung nach aber – nachdem wir nun einen Vergleich haben – kein wirklich schönes Antarktis-Erlebnis. So ist zum Beispiel die Zaandam von Holland America Line lediglich einmal um Anvers Island und durch den Neumayer-Kanal gefahren, eine reine Panoramafahrt ohne Landgang also. Der Haken bei einer solchen Panoramafahrt ist, dass die Passagierschiffe nur bis zur Grenze des 60. Breitengrades mit Schweröl fahren dürfen, danach nur noch mit dem deutlich teureren aber umweltfreundlicheren Marine Diesel. Entweder diese Reisen werden also komplett mit Marine Diesel durchgeführt, was zwangsläufig die Reisepreise in die Höhe treibt oder man fährt bis zur Antarktis mit Schweröl, danach durch die Antarktis bis zum argentinischen Ushuaia mit Marine Diesel. Das Schweröl muss bis zum Erreichen des 60. Breitengrades komplett aufgebraucht sein, in den Tanks dürfen sich keine Reste mehr befinden. Erst in Ushuaia kann wieder neues Schweröl gebunkert werden. So jedenfalls erklärt es uns einer der kundigen Lektoren an Bord der MS HAMBURG.

Einmal Absaugen bitte!

Die Schutzmaßnahmen und IAATO Richtlinien beinhalten einen weiteren, wichtigen Punkt, der von allen Reisenden erfüllt werden muss. Sämtliche Kleidungsstücke und Gegenstände, welche mit an Land genommen werden, müssen zuvor peinlichst gereinigt werden! Aus diesem Grund steht für alle Gäste an Bord der MS HAMBURG als Höhepunkt des Tages das „Absaugen“ auf dem Programm. Alle Kleidungsstücke wie Jacken, Schals, Handschuhe, Mützen sowie Rücksäcke, Taschen und Schuhwerk müssen abgesaugt und völlig frei von Schmutzresten sein.

Hier einige Höhepunkte des heutigen Tagesprogramms:

  • 09:00 Uhr: Kreuzfahrtdirektor Peter Schulze Isfort heißt alle Gäste in der Lounge Willkommen und gibt Informationen zur bevorstehenden Kreuzfahrt.
  • 09:30 Uhr: Namentliche Registrierung für die Folgenden Antarktis-Einweisungen. Die Teilnahme ist Pflicht!
  • 10:00 Uhr: Vortrag über die „Richtlinien und Verhaltensregeln“ bzw. die IAATO-Vorschriften für Reisen in die Antarktis. Anschließend „Einweisung in die Zodiac-Fahrten“. Insgesamt sehr interessante Vorträge, die vom fachkundigen Lektorenteam gehalten werden.
  • 15:00 Uhr: Vortrag über die „Seevögel in der Antarktis“
  • 16:30 Uhr: Vortrag über „Wale und Robben in der Antarktis“
  • 18:45 Uhr: Willkommens-Cocktail in der Lounge und Begrüßung durch Kapitän Igor Gaber sowie Vorstellung der Schiffsleitung und des Plantours-Kreuzfahrten-Teams.
  • 19:00 Uhr: Gala-Begrüßungs-Abendesse

 

Tag 4: 05. Januar 2017 ein Tag auf See

Seit gestern schneit es nun fast ununterbrochen und heute bewegt eine relativ hohe Dünung die MS HAMBURG in der Drake Passage. Der Wind pustet mit 6-7 Bft. über die Außendecks und lässt die Schneeflocken Walzer tanzen. Im Bereich der antarktischen Konvergenz türmen sich die Wellen einige Meter hoch, so dass Kapitän Igor Gaber den Kurs anpasst und das Schiffstempo auf 8 Knoten drosselt. Für manche Gäste mag dieser Seegang bereits unangenehm sein, für die sonst hier herrschenden Wetterbedingungen sind die 5m hohen Wellen jedoch im Verhältnis eine leicht bewegte See. Durch das reduzierte Schiffstempo treffen die Wellen nicht mehr ganz so hart auf den Bug der MS HAMBURG und ein gewisser Komfort kehrt zurück.

815km durch das gefürchtetste Seegebiet der Welt – die Eintrittskarte ins Paradies!

Als Drake Passage wird das Gebiet zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) und der Nordspitze der antarktischen Halbinsel bezeichnet. Die Drake Passage verbindet den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean und gilt als stürmischster und unberechenbarster Wasserweg der Welt. Kein Seegebiet hat eine größere Untergangs- und Seenotstatistik zu verzeichnen als diese Passage. Die Statistiken sind beängstigend - mehr als 800 Schiffe sollen hier gesunken, zehntausende Menschen den Wellen zum Opfer gefallen sein. Immer wieder sind auch in jüngster Vergangenheit Passagierschiffe in der Drake Passage zum Spielball plötzlich auftretender Stürme geworden. Die See kann in einem Moment ruhig und friedlich sein, die Wetterkarten zeigen keine besonderen Vorkommnisse an und nur eine Stunde später ist er da, der gefürchtete Orkan mit Windspitzen weit über der Marke von 12 Bft. und Wellenhöhen von mehr als 15m. Gerät man in einen solchen, plötzlich auftretenden Sturm, ist der nächste Hafen unerreichbar weit weg. Einen Ausweg gibt es nicht. Es klingt nun beinahe poetisch, wenn wir sagen, dass diese Passage die „Eintrittskarte ins Paradies“ ist. Die Natur scheint diesen einzigartigen Kontinent besonders abschirmen und vor Menschenmassen schützen zu wollen. Unsere Eindrücke sind offenbar aber nicht ganz verkehrt, denn viele Expeditionsleiter haben einen Lieblingssatz, den sie gerne zitieren: „Die Natur verlangt einen Eintrittspreis für die Antarktis, der Preis ist die teuflische Drake-Passage!“ Die Trefferquote der Wettervorhersagen ist hier ebenso genau wie bei einem Glückspiel.

Die Drake Passage zeigt sich aber gnädig, der Seegang bleibt im Rahmen und der Wind nimmt nicht weiter zu. Am Abend lässt der Schneefall endlich nach und wir können einen farbenfrohen Sonnenuntergang bestaunen.

Sonnenuntergang in der Drake Passage an Bord  der MS Hamburg

Foto: Sonnenuntergang in der Drake Passage an Bord  der MS Hamburg

Hier einige Höhepunkte des heutigen Tagesprogramms:

  • 11:30 Uhr: Vortrag „Was uns wirklich bewegt – Tektonik und Platten“
  • 15:00 Uhr: Vortrag über die Pinguine in der Antarktis
  • 17:00 Uhr: Vortrag über die geologische Besonderheiten in der Antarktis
  • 21:15 Uhr: „Precap“ – ein Vor- und Rückblick mit dem Expeditionsteam über zurückliegende bzw. bevorstehende Anlandungen. Diese „Besprechungen“ wird es nun täglich geben, auch wenn sie von uns in den Berichten nicht immer aufgeführt werden! Für alle Passagiere ist das die beste Möglichkeit, Fragen zu stellen, Gesehenes noch einmal Revue passieren zu lassen und sich auf kommende Anlandungen einzustimmen.
  • Im Anschluss: Vortrag über „Schnee, Eis und Gletscher in der Antarktis“.

Wir sind keine 12 Stunden mehr vom nächsten Land, den Südlichen Shetlandinseln entfernt, dementsprechend steigt nun die Vorfreude auf unsere erste Anlandung morgen Früh. Um Mitternacht weht der Wind mit einer Stärke von 4 Bft. aus unterschiedlichen Richtungen.

 

Tag 5: 06. Januar 2017 der Wind bestimmt das Tagesprogramm

Bereits in der Nacht hat der Wind wieder deutlich zugenommen und die Wellen schlagen seit 04:00 Uhr ordentlich gegen die Bordwand. Die Situation entschärft sich auch nicht, als wir zwischen Greenwich Island und Robert Island hindurch auf die Südseite der Inselkette fahren. Kapitän Igor Gaber dreht die MS HAMBURG mehrfach und prüft in Kooperation mit seinen Offizieren, ob eine sichere Anlandung per Zodiac unter den örtlichen Bedingungen möglich ist. Die Entscheidung fällt dann relativ schnell, wir werden einen weiteren Tag auf See verbringen und in Richtung George Island fahren. Die Enttäuschung unter den Reisenden ist erkennbar, denn einen weiteren Tag auf See zu verbringen ist bei der ohnehin knapp bemessenen Aufenthaltszeit in der Antarktis sehr schade. Natürlich geht die Sicherheit immer vor und bei aller Enttäuschung hat jeder Reisegast natürlich Verständnis für diese Entscheidung.

Blick aus einem Brückenfenster der MS Hamburg in den Schneesturm bei Greenwich Island

Foto: Blick aus einem Brückenfenster der MS Hamburg in den Schneesturm bei Greenwich Island

Das heutige Tagesprogramm besteht aus spontanen Vorträgen und der Passage mehrerer Forschungsstationen auf George Island. Zu sehen sind sie nicht sehr gut, denn starkes Schneetreiben behindert die Sicht extrem. Diese andere Welt aus Eis und Schnee zeigt sich uns von ihrer ganz ungemütlichen Seite, nur schwer können wir begreifen, überhaupt angekommen zu sein im ewigen Eis. Die Begeisterung ist entsprechend groß, als es am Abend endlich aufhört zu schneien und sich am Horizont sogar deutliche Helligkeit abzeichnet. Der erste Eisberg ist in Sicht und wenig später wird der Blick frei auf die bizarre Südküste von Livingston Island. Überall liegt Schnee, alles ist von einem dicken Eispanzer bedeckt. Wow, das ist sie nun, die Antarktis! Uns fällt auf: „Es ist wärmer als wir vorab vermutet haben!“ Während in Deutschland das Thermometer mancherorts -10 Grad anzeigt, sind es bei uns in der Antarktis immerhin milde -1 Grad Celsius. Naja, hier ist ja auch Sommer.

Pinguine auf Eisberg bei Livingston Island, Antarktis

Foto: Pinguine auf Eisberg bei Livingston Island, Antarktis

Völlig sprachlos ist ein Großteil der Passagiere, die inzwischen mit dicken Thermoklamotten an Deck angerückt und mit Videokameras sowie Fotoapparaten ausgestattet sind, dass die Pinguine auf dem Eisberg so furchtbar winzig sind. Oder anders ausgedrückt, kaum vorstellbar ist die Größe des Eisbergs, welchen wir in einem sicheren Abstand mit der MS HAMBURG umrunden. Er überragt den Signalmast deutlich. Der Eismaster auf der Kommandobrücke spricht sogar davon, dass er die HAMBURG um das Doppelte der Schiffshöhe überragen würde. Es fehlt hier draußen jeder Größenvergleich, nirgendwo ist ein Anhaltspunkt an dem wir uns orientieren können. Es gibt keine Leuchttürme, keine Fahrwassertonnen, keine Fischerboote, keinen Pflanzenbewuchs oder sonstige Dinge, die man von anderen Küstenregionen auf der Welt kennt. Unser Gehirn kann mit den Daten, die ihm geliefert werden scheinbar gar nichts anfangen. Faszinierende Antarktis!

Eisberg an der Ostküste von Livingston Island, Antarktis

Foto: Eisberg an der Ostküste von Livingston Island, Antarktis

Am Abend kreuzen wir in der Bransfieldstraße zwischen den Südlichen Shetlandinseln und der Antarktischen Halbinsel. Der Wind hat sich fast komplett gelegt, nur eine leichte Brise weht noch zwischen den aufgestapelten Tischen auf dem Sonnendeck hindurch. Beim abendlichen „Precap“ erfahren wir die Details zur morgigen Anlandung auf Halfmoon Island, einer Insel die ebenfalls zu den Südlichen Shetlandinseln gehört. Die Wetteraussichten sind gut, die Vorfreude steigt einmal mehr und der heutige Tag an Bord endet mit einem wunderschönen Sonnenuntergang hinter der benachbarten Insel Deception Island.

Abendhimmel bei Deception Island, Antarktis

Foto: Abendhimmel bei Deception Island, Antarktis

  • Komplette Bildergalerie vom 06. Januar <<hier>>

 

Tag 6: 07. Januar 2017 – die Panoramafahrt geht in die nächste Runde

In der Nacht hat der Wind gedreht und das Schneetief, welches uns bis gestern Abend beglückte, zurückgeschickt. Der Wind bläst jetzt wieder mit etwa 7 Bft. aus Ost und lässt die Wellen an den Strand von Half Moon Island krachen. Kapitän Igor Gaber unternimmt zwar alle Anstrengungen, um die MS HAMBURG in einen ruhigeren Bereich zu manövrieren aber der Wind soll letztendlich wieder einmal als Gewinner aus diesem ungleichen Kampf hervorgehen. Die Entscheidung fällt nicht leicht aber auch die Anlandung auf Half Moon Island wird ersatzlos gestrichen. Ja, so ist die Antarktis, völlig unberechenbar und ursprünglich. Da, wie zu Beginn geschildert, in keiner Bucht und auf keiner Insel zeitgleich mehr als ein Schiff liegen darf, ist ein Ausweichen auf eine andere Insel nicht einfach so möglich. Derzeit befinden sich mehr als 30 Expeditionskreuzfahrtschiffe in der Antarktis, beinahe alle „Slots“ sind daher belegt. Uns bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Wetterlage rasch bessern wird. Die Stimmung an Bord ist natürlich, bei allem Verständnis zur Unberechenbarkeit der Natur, recht „gedämpft“. Selbstverständlich ist sich jeder Reisende der Situation bewusst und es werden keinerlei Vorwürfe laut, eine gewisse Enttäuschung ist aber durchaus nachvollziehbar und ruft bei uns Erinnerungen an eine Alaska-Kreuzfahrt vor 10 Jahren hervor, auf der es 7 Tage durchgehend nur geregnet hat.

Vor 6 Tagen begann die Reise in Deutschland  und die Erlebnisse fallen im Verhältnis dazu sehr mager aus. Die Antarktis zeigt besonders deutlich, wie unbedeutend klein die Menschen im Vergleich zu den Naturgewalten sind. Außerdem sind wir hier nicht auf einer Kreuzfahrt-Rennstrecke im Mittelmeer unterwegs sondern in völlig unberührter Natur auf einem Kontinent aus Eis und Schnee, da kann es schnell zu Änderungen im Ablauf kommen. Zu sehr sind wir an festgelegte und perfekt geplante Programme und Tagesabläufe gewohnt, die es in der Regel auf Kreuzfahrten gibt. Hier ticken die Uhren anders.

Für den Nachmittag ist eine Anlandung in der Caldera von Deception Island, in der Whalers Bay, geplant. Sofern die Einfahrt durch „Neptune´s Bellows“ (Neptuns Blasebalg) gelingt, steht diesem Vorhaben nichts im Wege. Die Chancen für die erste Anlandung in der Antarktis steigen also wieder. Als Neptune´s Bellows wird die enge Einfahrt in die Caldera von Deception Island bezeichnet, denn auch hier verhindern starke Winde oftmals eine sichere Durchfahrt zum Port Foster, die Hauptbucht der Insel.

Wird die Einfahrt gelingen und werden wir wirklich das erste Mal in der Antarktis (wenn auch noch nicht auf dem Kontinent Antarktika) den Fuß auf festen Boden setzen? Wir wissen es zu diesem Zeitpunkt nicht. Das große Warten und hoffen beginnt, immer wieder den Blick an den Horizont gerichtet. Wird der Wind nachlassen und das Tiefdruckgebiet abziehen?

Damit schließen wir den Reisebericht Teil 1 der Antarktis-Kreuzfahrt mit der MS Hamburg.