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Reisebericht Teil 1: 83 Tage und 83.140 km rund um Afrika

Von Genua bis Kapstadt mit Phoenix Reisen - Reisebericht Teil 1/5

Eine Reise, die in dieser Form nicht geplant war und sich aufgrund diverser Änderungen mehr oder weniger in Etappen spontan ergeben hat. 83 Tage und 38.140 km rund um Afrika. So lange war ich tatsächlich noch nie an einem Stück unterwegs und so lange ohne Unterbrechung auch noch nicht auf einem Kreuzfahrtschiff. Es ist eine Reise, die sich in der Form sicher nicht wiederholen wird und ein Bisschen Abenteuercharakter hat. Eindrücke der gesamten Reise gibt es in meinem Reisebericht bzw. in meiner Reisebericht-Serie.

Reisebeginn in Genua

Als ich am 20. Dezember 2023 in Genua an Bord der Celestyal Journey gehe, freue ich mich zunächst auf eine abwechslungsreiche Kreuzfahrt bis Kapstadt. Eine lange Zeit für Planungen oder der Vorfreude gibt es nicht, denn schon diese Etappe ergibt sich im Grunde als „Plan-D“. Ohnehin macht sich eine gewisse Skepsis breit bei dem Gedanken, Weihnachten zum ersten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff zu verbringen. Fragen wie „Wie ist die Atmosphäre“, „was gibt es Weihnachten zu Essen“ und „welche Ansprüche stellen die Mitreisenden an den Ablauf der besinnlichen Festtage“ gehen mir durch den Kopf.  Sicherlich „Luxusprobleme“ aber jeder hat ja doch so seinen Ablauf über die Festtage, von dem er nur ungern abweicht. Aber der Reihe nach. 

Dass die Celestyal Journey von Phoenix Reisen im Vollcharter als Ersatz für die Amera eingesetzt wird, die zu diesem Zeitpunkt noch immer in der Werft in Danzig „festsitzt“, sei nur am Rande erwähnt. Es sind genügend detaillierte Berichte zu diesem Schiffscharter in diversen Medien zu finden. Er steht daher nicht im Fokus meines Reiseberichtes.

Die Anreise nach Genua erfolgt via Mailand einen Tag vor der Einschiffung, denn gerade im Winter kann ein kleiner „Puffer“ bei der Anreise nicht schaden. Vom Flughafen aus stehen verschiedene Optionen für die Fahrt nach Genua auf dem Plan. Darunter die Bahn und auch der Flixbus. Der letzte Zug in Richtung Genua ist jedoch bereits vor der abendlichen Landung der Maschine aus Hamburg abgefahren und der Flixbus soll planmäßig fünf Stunden später eintreffen. Am Ende ergibt sich ein günstiges Angebot bei einem der örtlichen Mietwagenanbieter. Direkt im Zentrum von Genua befinden sich zahlreiche gute Hotels, von denen aus man die Stazione Marittima di Genova zu Fuß erreichen kann. So zum Beispiel das Hotel Alexander, ein gepflegtes 3-Sterne-Hotel in unmittelbarer Nähe zum Cruise Terminal, mit Parkmöglichkeit in der Nähe und guter Verkehrsanbindung. Der Flixbus hält planmäßig direkt vor dem Hotel an der Busstation, was ihn in der Kombination durchaus attraktiv macht. Aber der Gedanke, fünf Stunden früher ins Bett zu kommen, reicht als Entscheidung gegen den Bus. Zumal ich am nächsten Morgen ein „Fotodate“ mit der schicken Lady „Celestyal Journey“ habe, die morgens noch alleine und in herrlichem Licht an der Pier liegt.

Willkommen an Bord – Willkommen zu Hause

Zur Einschiffung in Genua begrüßten Michael Schulze, Direktor für Seereisen in Bonn, Kapitän Jens Thorn und Kreuzfahrtdirektorin Nadine Grasshoff alle Gäste persönlich. Kapitän Jens Thorn ist während dieser ganz besonderen Kreuzfahrt als „begleitender Kapitän“ an Bord und genießt seit wenigen Wochen eigentlich seinen wohlverdienten Ruhestand. Wie Kapitän Thorn im Reiseverlauf mitteilt, übernimmt er an Bord zwar nicht die Rolle als Kapitän, denn dieser gehört zur Crew von Celestyal Cruises, dafür hat er eine verantwortungsvolle Aufgabe als Vermittler, Berater und Unterstützer in vielen Bereichen, sowohl gegenüber der Stammcrew als auch der Reisegäste. Im Reiseverlauf wird er die Crew auch noch tatkräftig unterstützen. Dazu ebenfalls später mehr.

Erster Eindruck Celestyal Journey

Die Celestyal Journey macht sofort einen sehr gepflegten und angenehmen Eindruck. Äußerlich strahlt das erst kürzlich aufgebrachte Blau makellos im winterlichen Morgenlicht Norditaliens. Das von Phoenix Reisen bekannte „Willkommen zu Hause – Gefühl“ trifft durchaus nach einem ersten Rundgang auch auf das „Ersatzschiff“ Celestyal Journey zu. Im Grunde ist das 219m lange, 55.877 BRZ große Kreuzfahrtschiff eine Weltenbummlerin, denn sie wurde 1994 als Ryndam von Holland America Line für den weltweiten Einsatz konzipiert.

Sie passt aus meiner Sicht sogar perfekt in die Phoenix Flotte. Gut, hier und da wären einige Optimierungen nötig, denn gerade die Kabinen versprühen nicht mehr den zeitgemäßen Charme, den man von den Phoenix-Schiffen üblicherweise gewohnt ist. Wobei man dazu sagen muss, dass der moderne Charakter auf den Phoenix-Schiffen auch erst in die Kabinen zog, nachdem diese grundlegend renoviert wurden. In der aktuellen Kabine auf der Celestyal Journey gibt es zum Beispiel nur eine Steckdose, was definitiv für einen heutigen Standard zu wenig ist. Auch die klassischen Duschvorhänge in Kombination mit einer Badewanne, sind nicht gerade „up to date“. Wobei ich mich immer wieder frage, nicht nur in diesem Fall, wie man in der kleinen Badewanne, die gerade einmal 1m Länge als Sitzfläche aufweist, vernünftig Baden kann?! Die öffentlichen Bereiche sind dafür alle in einem einwandfreien Zustand, das Theater wurde sogar mit einer relativ neuen Technik ausgestattet, wobei hier für den Charter von Phoenix Reisen noch „aufgerüstet“ wurde. Apropos, es sind rund 200 Crewmitglieder zusätzlich an Bord geholt worden, um die Bestandscrew in allen Bereichen zu unterstützen. Friedrich (Fritz) Pichler, Culinary Director bei sea chefs reist ebenfalls mit. Für alle Crewmitglieder ist die bevorstehende Reise eine große Herausforderung, denn ein Großteil der Bestandscrew – insbesondere im kulinarischen Bereich – erfüllt gar nicht die Anforderungen, die ab sofort an Bord gelten. Öffnet man sonst, überspitzt dargestellt, überwiegend Konservendosen und TK-Beutel, wird nun die Verarbeitung von meist frischen Lebensmitteln erwartet. 

Knapp 13.000km bis Kapstadt

Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung gibt Kapitn Nikolaos Vasileiou das Kommando „Leinen los“. Langsam gleitet der blaue Bug der Celestyal Journey von der Stazione Marittima aus in Richtung offene See. Ein letzter Blick noch auf die beleuchtete Stadt, ein letztes Kreischen der Möwen im Hafen und schon liegt das Mittelmeer voraus. Dieses soll sich auch schon bald von seiner nicht ganz so friedlichen Seite zeigen. Im Golf von Lyon werden Windgeschwindigkeiten von 120 km/h und rund 6m hohe Wellen erwartet. Aus diesem Grunde werden alle Außendecks gesperrt und Kapitän Vasileiou lässt den Kurs in den kommenden Stunden leicht anpassen. Am Ende meistert die robuste Schiffslady den kleinen Sturm mit Bravour. Nicht einmal die Gläser auf den Tischen in der Kabine kommen ins Rutschen. Ab dem Nachmittag sind auch die Außendecks wieder vollständig zugänglich. 

Die folgenden vier Seetage bis Lissabon verlaufen ruhig. Das Bordprogramm ist abwechslungsreich und bietet für nahezu jeden Geschmack eine Auswahl. Wie auf den Schiffen von Phoenix Reisen üblich, gibt es auch an Bord der Celestyal Journey einen Ärztetreff, einen Alleinreisenden-Treff sowie Vorträge über die Destinationen im Theater und außerdem einige Galaabende. Auf dieser Reise sind es mehr, denn sowohl Weihnachten als auch Silvester kündigen sich an. Daran erinnert nicht nur die Weihnachtsdekoration, die in den folgenden vier Tagen ordentlich aufgestockt wird. Das Showensemble, gekleidet in Weihnachtsmann-Kostüme, stimmt am vorletzten der vier Seetage mit wunderbaren Weihnachtsliedern am Pooldeck auf den morgigen Heiligabend ein.

Heiligabend auf See mit dem kulinarischen „Klassiker“

Wie zu Beginn gesagt, es ist tatsächlich mein erstes Weihnachtsfest auf See. Während zu Silvester in der Vergangenheit bereits einige Kreuzfahrten auf dem Programm standen, so habe ich es bisher vermieden, Weihnachten außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen. Warum eigentlich? Die Frage lässt sich gar nicht pauschal beantworten. Jeder hat so seine individuellen Vorstellungen, wie ein Heiligabend und die Weihnachtstage abzulaufen haben. Da geht man ungerne Kompromisse ein. Ich fasse mich nun kurz und kann sagen „Es war ein wirklich wunderbarer, gelungener Heiligabend“! Auch wenn ich es nun nicht erwartet hätte, stand sogar „Kartoffelsalat mit Würstchen“ auf der Speisekarte. Dieser Klassiker erfreut sich zu meinem Erstaunen großer Beliebtheit an Bord, Offenbar hat Phoenix Reisen diese Menüoption nicht grundlos auf der Karte stehen.

Als besonderes Highlight wird im Atrium der Celestyal Journey noch am Vormittag des heutigen Tages ein mehrere Meter großer Tannenbaum aufgestellt und liebevoll geschmückt.

Besonders gelungen ist am Ende des Tages die „Große Weihnachtsshow“ im Anschluss an das festliche Dinner. Das Phoenix Team, das Showensemble, Künstler und Crewmitglieder der Celestyal Journey sorgten für emotionale, einmalige und unvergessliche Momente in der voll besetzten Showlounge. Das Fazit: Es war ein wunderbarer Heiligabend, besser als ich erwartet habe.

Aufgrund vieler vorheriger Besuche in Lissabon steht lediglich ein Spaziergang durch die weihnachtlichen Straßen von Lissabon auf der heutigen „To-Do-Liste“.

Nach einem weiteren Tag auf See kommt am Mittag die felsige Küste der Insel Teneriffa in Sicht. Die Temperaturen sind deutlich gestiegen. Schon morgens um 08:00 Uhr zeigt das Bordthermometer 20 Grad. Die Sonne scheint von einem makellos blauen Himmel. Schnee, Eis und kalte Temperaturen spielen im weiteren Reiseverlauf nun keine Rolle mehr. Brauchte man in Lissabon noch eine Jacke, so heißt es ab nun „Raus mit der Sommerkleidung“. Am Abend heißt es Abschied nehmen von Europa. Wieder vier Seetage liegen vor uns.

Hallo Afrika – Wildreservat und Strand

Am 30. Dezember erreichen wir als vorletzten Hafen in diesem Jahr Dakar im Senegal. Gleich nach der Ankunft geht es heute ins Bandia Tierreservat, ein über das Schiff gebuchter Ausflug. Der für diese Region bekannte Retba-See, der aufgrund von speziellen Algen eine rosa Färbung hatte, wurde bei starken Regenfällen im letzten Winter durch verschmutztes Wasser „verunreinigt“. Dadurch starben die Algen ab und die markante Färbung verschwand. Seither schimmert das Wasser in einem unansehnlichen Grün. Die Rosafärbung soll zwar langsam zurückkommen, doch derzeit lohnt es sich nicht, diesen See aufzusuchen. Interessanter und sehr empfehlenswert hingegen ist ein Besuch im Bandia Reserve. Das vergleichsweise kleine Reservat befindet sich 65km östlich von Dakar und ist ideal für einen Tagesausflug vom Schiff aus geeignet. Man hat es geschafft, im Bandia Wildreservat einen großen Teil der ehemaligen einheimischen Tiere wieder einzuführen, die lange Zeit durch Wilderei und Bevölkerungswachstum aus der Region verschwunden waren.

Nun ist es natürlich so, dass man im Rahmen eines Ausflugs von einem Kreuzfahrtschiff überwiegend eine ungünstige Besuchszeit in den Reservaten hinnehmen muss. Meist ist es nicht möglich in den frühen Morgenstunden oder am Abend ein Reservat zu besuchen, zu einer Zeit, in der die Tiere am aktivsten sind. Dennoch können wir Giraffen, Affen, Nashörner, Zebras und einige Antilopenarten erspähen. Sogar ein markanter, blauer Vogel mit sehr langem Schwanz, die Senegalracke, lässt sich kameratauglich auf einem Ast nieder. Nach der Fahrt mit offenen Jeeps durch das Reservat, lockt der unweit entfernte Saly beach. Da die Tagestemperaturen heute mit 34 Grad besonders hoch sind, erweist sich die Entscheidung, an diesem Ausflug teilzunehmen als die genau richtige. Unweit vom Saly beach lässt sich noch ein kleines Fischerdorf erkunden. Besonders schön anzusehen sind die vielen kleinen, bunten Pirogen am Strand.

Um 20:00 Uhr heißt es dann auch schon wieder Abschied nehmen vom Senegal. 102 Seemeilen liegen vor uns, bis wir am Morgen Banjul in Gambia erreichen. Es wird der letzte Hafen in diesem Jahr, der angelaufen wird. Das Auslaufen schaue ich mir nicht von den Außendecks aus an, denn der Geruch des Qualms, der aus den benachbarten Fabrikschornsteinen über den Hafen zieht, ist unangenehm. Das Thema „Klimarettung“ scheint hier noch in sehr weiter Ferne zu sein. 

Mit Pirogen durch die Mangroven

Was zunächst nach einem spannenden Tagesausflug in Banjul klingt, entpuppt sich am Ende als eine in die Länge gezogene Mogelpackung. Gebucht habe ich den Ausflug offiziell über Phoenix Reisen an Bord. Gleich nach der Ankunft der Celestyal Journey im kleinen Hafen von Banjul, Gambia, bringen örtliche Reisebusse die Ausflugteilnehmer zu einem Seitenarm des Gambia Rivers. Hier warten landestypische, bunte Pirogen aus Holz auf uns. Diese verfügten über ein Unterdeck mit Sitzbänken sowie über ein Oberdeck mit wenigen, weiteren Sitzmöglichkeiten. Die Ausstattung der Pirogen unterscheidet sich etwas.

Statt nun nach der Abfahrt, mit dem Boot direkt Kurs auf die engen Kanäle in den Mangroven zu nehmen, tuckern alle Boote im Schleichtempo auf einem der breiteren Seitenarme entlang. Die Chance, die heimische Tier- und Vogelwelt aus nächster Nähe beobachten zu können, wird allen Gästen damit genommen. Rund 2,5 Stunden dauert die Schleichfahrt in Richtung Gambia River. Zu sehen gibt es, bis auf einige entfernte Vögel, nichts. Die Sonne brennt bei über 30 Grad vom blauen Himmel. Erst zur Mittagszeit steuern die Bootsführer in die schmalen Mangroven hinein. Die Vögel haben sich inzwischen zum Schutz vor der heißen Mittagssonne zurückgezogen. Nun gibt es die Möglichkeit zum Baden, gefolgt von einem landestypischen Mittagessen. Die Bademöglichkeit besteht vom Boot aus mit einem Sprung ins Wasser. Wieder an Bord gelangt man über eine kleine „Hühnerleiter“.

Schlechtes Preis- /Leistungsverhältnis

Direkt nach dem Ess- und Badestopp verlassen wir die schmalen Mangroven wieder. Abermals im Schneckentempo tuckern die Boote in zwei Stunden zurück zum Ausgangspunkt. Um die Fahrt noch etwas in die Länge zu ziehen, haben alle Gäste unterwegs rund 30 Minuten lang die Gelegenheit eine Schnur mit einem Köder ins Wasser zu halten. Der Erfolg eines Fischfangs bleibt aus. Vielleicht ist das auch besser so, denn was soll man mit diesem Fang dann anfangen. Warum ich diese Fahrt so kritisch betrachte? Weil sie um die Hälfte gekürzt und mit dem Sinn, die heimische Vogelwelt zu beobachten, deutlich sinnvoller und interessanter gewesen wäre. Den Badestopp hätte man zwischendurch einbauen können und trotzdem wäre es nur ein Halbtagsausflug gewesen. 95,- EUR p.P. für eine Schleichfahrt auf dem Wasser unter der Sonne Afrikas sind jedoch deutlich überzogen. Das Preis-Leistungsverhältnis bewerte ich als sehr schlecht.

Happy New Year mit Feuerwerk

Um 17:00 Uhr verlassen wir Banjul, den letzten Hafen im Jahr 2023. Vier weitere Seetage liegen vor uns, bevor wir eine Insel erreichen, die auf den Routenkarten der allermeisten Kreuzfahrtschiffe nicht aufgeführt ist – St. Helena. Aber erstmal heißt es heute Abend, das Jahr 2023 gebührend zu verabschieden. Das geschieht nicht nur mit einer stimmungsvollen Silvesterparty am Pool, sondern darüber hinaus mit einem recht imposanten Feuerwerk am Pool, achtern auf Deck 10. Ein so großartiges Feuerwerk auf See habe ich zuvor tatsächlich noch nicht gesehen. Wie schon die Weihnachtstage, so ist auch der Silvesterabend an Bord wunderbar abwechslungsreich und sehr schön verlaufen.

Besser hätte man auch an Land nicht ins neue Jahr feiern können. Happy New Year 2024!

Am zweiten Seetag verlassen wir die Nordhalbkugel bzw. den Nordatlantik, was natürlich mit der großen Äquatortaufe am Pool zelebriert wird.

Ein Kleinod irgendwo im Südatlantik

Wir erreichen gegen Mittag am 5. Januar die Insel St. Helena. Eine Insel, die man zunächst auf den Weltkarten gar nicht findet. St. Helena befindet sich 1.859 Kilometer von Angola in Afrika und 3.286 Kilometer von Brasilien entfernt. St. Helena ist vulkanischen Ursprungs, in der Hauptstadt Jamestown leben gerade einmal 630 Menschen. St. Helena bildet mit der Insel Ascension und der Inselgruppe Tristan da Cunha das Britische Überseegebiet „St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha“. St. Helena ist 15km lang und 11km breit. Insgesamt leben knapp 4.400 Einwohner auf der Insel. Wenn man mit dem Schiff auf Jamestown zusteuert, ist der erste Eindruck recht unspektakulär. Außer karger Felsen und einer kleinen Stadt ist nichts zu sehen. Doch die Vorfreude auf eine zügige Ausbootung mit den Tenderbooten und eine damit Verbundene Inselerkundung hält nicht lange an.

Beinahe hätte der Besuch auf St. Helena nämlich abgesagt werden müssen, denn auch wenn die See fast spiegelglatt aussieht, so drückt ein Schwell (Dünung) mit einer Höhe von 1,7m das erste „Crew-Tenderboot“ immer wieder gegen die Hafenmauer von Jamestown. Erst nach rund einer Stunde und vielen Manövern gelingt es der Crew, die Tenderboote einigermaßen ruhig an der Pier zu halten und damit einen sicheren Ausstieg der Gäste zu gewährleisten. Kapitän Thorn sorgt selbst dafür, dass ein Ausstieg möglich wird und hilft nahezu den gesamten Tag lang den Gästen beim Ein- und Aussteigen in die Tenderboote. Ohne das erfahrene Phoenix-Team hätte ein Landgang hier nicht erfolgen können. Ein Tender-Krimi von dem die griechische Crew sicher noch lange berichten wird.

Jamestown ist klein, bietet jedoch nicht nur ein Museum, sondern auch viele kleine Geschäfte und das Consulate Hotel, welches ein Café mit einem urigen Hinterhof beherbergt. Einen Besuch in diesem stilvollen Café sollte man nicht verpassen. Wer allerdings hofft, hier kostenfreies WLan zu erhalten, wird schnell enttäuscht. Die Gebühr von umgerechnet 2,- EUR ist zwar gering, doch die Datenleitung kommt schon nach kurzer Zeit an ihr Limit. Durch die Verzögerungen beim Tendern bleibt heute keine Zeit mehr, für weitere Erkundungen der Insel. Für morgen Früh ist jedoch ein Abholtermin mit einem Taxifahrer vereinbart.

Inselrundfahrt mit dem Taxi

Unbedingt zu empfehlen ist eine Rundfahrt mit dem Taxi über die Insel. Der Taxifahrer steht am nächsten Morgen überpünktlich am Hafenausgang. Tourbusse oder offizielle Ausflüge gibt es nicht. Die ortskundigen Taxifahrer zeigen den Gästen zum Beispiel das Longwood House, welches als letzter Wohnort Napoleons diente. Die Natur auf der Südseite ist sehr beeindruckend. Grüne Wälder, alte Vulkankegel und eine bizarre Küstenlandschaft, die mich etwas an die Azoren erinnert, prägen das Bild.

Die Innenstadt bietet noch eine weitere Attraktion, nämlich die Jakobsleiter, die auf den „Ladder Hill“ und nach Half Tree Hollow hinaufführt, was ein Bisschen, wie aus einem Hollydood-Horrorstreifen klingt. Und so ähnlich kann man sich den Aufstieg vorstellen, denn es gibt keinerlei Unterbrechungen in der Leiter, die nicht weniger als 699 Stufen zählt.

Am Abend des zweiten Tages verlassen wir die Ankerposition vor St. Helena. Ein wunderschöner Sonnenuntergang rundet diesen ganz besonderen Besuch noch einmal farblich ab. St. Helena gehört auf jeden Fall zu den ganz besonderen Destinationen dieser Reise. Eine Insel, die man sicherlich nur einmal im Leben besucht, wenn überhaupt.

Flamingos und die Namib-Wüste

Drei Seetage vergehen, bevor wir schließlich Walfischbai in Namibia erreichen. Vor dem Landgang ist eine Reisepass-Kontrolle inkl. „Face-Check“ der Behörden an Bord der Celestyal Journey erforderlich. Diese Prozedur im Theater des Schiffes erfolgt recht zügig. 

Wir liegen zwei Tage in Walvis Bay, was ein recht großzügiges Zeitfenster für individuelle Touren öffnet. So geht es heute zunächst zu Fuß in die nahegelegene Stadt, die aufgrund ihrer Bebauung und Straßenaufteilung eher an eine US-Kleinstadt erinnert. Der Lebensstandard ist insgesamt recht hoch, es gibt nahezu alles zu kaufen, was auch in Europa erhältlich ist. Insgesamt leben in der Region von Walvis Bay etwas mehr als 62.000 Einwohner. Der Hafen ist der bedeutendste des Landes. Unweit des Stadions endet bzw. beginnt der Trans-Kalahari-Highway. Er verbindet Mosambik am Indischen Ozean mit Walvis Bay am Atlantik und durchkreuzt dabei den gesamten Kontinent. Walvis Bay ist die drittgrößte Stadt Namibias. Der Tourismus steckt insgesamt noch in den Kinderschuhen. Der internationale Flughafen von Walvis Bay wurde jüngst aufwändig ausgebaut.

Am Nachmittag führt eine individuelle Tour mit dem Jeep hinein in die Namib-Wüste. Vorher ist ein Stopp an der großen Lagune von Walvis Bay obligatorisch. Die Lagune ist durch die Sandbank Pelican Point geschützt und verfügt über einen Wattbereich, in dem unzählige Seevögel zu finden sind. Hauptattraktion sind die Flamingos, die hier Nahrung finden. Insgesamt kehren in der Bucht von Walvis Bay bis zu 50.000 Flamingos ein. Es ist wirklich ein beeindruckendes Bild so viele Flamingos in freier Natur zu sehen, obwohl es aktuell nicht ganz so viele sind. Die Dünen der Namib-Wüste im Rücken kündigen den weiteren Verlauf der heutigen Ausflugstour an. Eine beeindruckende Kulisse. 

Die älteste Wüste der Welt

Kaum zu glauben, dass direkt hinter der Stadt die große Namib-Wüste beginnt. Die Namib-Wüste unterscheidet sich als Küstenwüste von vielen Küstenregionen auf der Welt. Die Namib-Wüste ist mit einem Alter von rund 80 Millionen Jahren die älteste Wüste der Erde. Sie gilt als eine der lebensfeindlichsten Wüsten, denn aufgrund ihrer besonderen Lage schwanken die Temperaturen zwischen Tag und Nacht manchmal um bis zu 60 Grad Celsius! Trotz ihrer Nähe zur Küste gilt sie als besonders trocken. Feuchtigkeit spenden meist nur die dichten Nebelfelder, die hier nicht selten aufkommen. Regen dagegen fällt kaum. Die Namib-Wüste erstreckt sich auf einer Länge von 2.000 Kilometern von Angola bis zum Oranje.

Eine Tour mit dem Jeep von Walvis Bay aus in die Namib-Wüste kann man entweder als Ausflug auf dem Schiff buchen, oder aber zum Beispiel auch bei GetYourGuide im Internet. Der Vorteil einer individuellen Tour liegt nicht in erster Linie beim Preis, sondern vielmehr bei der individuellen Gestaltung. Bei einer individuellen Tour hält der Fahrer auf Wunsch an oder ändert in den Dünen, ebenfalls auf Wunsch, seine Fahrtroute. Ein kleines Abenteuer ist eine Fahrt durch die zum Teil sehr steilen Dünentäler auf jeden Fall. Immer wieder eröffnen sich spektakuläre Aussichten auf den Ozean.

Die Suche nach den Tieren

Am zweiten Tag steht zunächst ein offizieller „Schiffsausflug“ auf dem Programm. Es geht in Richtung Swakopmund und kurz darauf erneut in die Namib-Wüste. Dem Titel „Die Wüste lebt“ wird die Tour nicht ganz gerecht, denn abgesehen von einer kleinen Schlange und einem Chamäleon lässt sich an diesem Vormittag kein Tier blicken. Immer wieder stoppen die Guides die Geländewagen und durchsuchen die Sträucher, die sich in diesem küstennahen Areal befinden. Insgesamt zieht sich auch dieser Ausflug etwas in die Länge, allerdings lohnt eine solche Fahrt alleine schon wegen der immer wechselnden Aussichten in der Wüste. Und ein Chamäleon im Sand der Namib-Wüste sieht man schließlich nicht alle Tage.

Am Nachmittag geht es mit dem Guide der gestrigen, individuellen Wüstentour noch einmal in Richtung Swakopmund und zu den Flamingos. Swakopmund liegt etwa 30 Autominuten von Walvis Bay entfernt und ist deutlich touristischer geprägt als die Hafenstadt Walvis Bay. Die Stadt Swakopmund wurde 1892 von deutschen Kolonisten gegründet. Heute leben noch etwa 5% Deutsche in Swakopmund. Den Einfluss vergangener Tage erkennt man in Form von typisch Deutschen Restaurant- oder auch Straßennamen. Die einzigartige Mischung aus deutsch geprägtem Seebad, afrikanischer Bevölkerung und der imposanten Namib-Wüste in direkter Nähe machen die Stadt zu einem beliebten Ziel für Individualtouristen.

Besonders sehenswert ist die Kristall Galerie, in der sich einige der größten Kristalle, die in Namibia gefunden wurden, befinden. Darunter auch der größte Quarzkristall der Welt. Außerdem lohnt ein Besuch des Leuchtturms, der heute aber keine offizielle Funktion mehr hat. Im Swakopmund-Museum erfährt man eine Menge über die Geschichte Namibias. Das ehemalige, koloniale Bahnhofsgebäude beherbergt ein Hotel. In Swakopmund leben ca. 45.000 Einwohner. Im Norden und Osten grenzt die Namib-Wüste direkt an die Stadt, im Süden der Trockenfluss Swkop und im Westen der Atlantik.

Nebel an der Küste

Wie kommt es, dass die Küstenregionen von Walvis Bay und Swakopmund oftmals von Nebelfeldern überzogen sind, obwohl die extrem trockene Namib-Wüste direkt ans Meer grenzt? Das liegt am Benguelastrom, der aus der Antarktis kommt und sehr kaltes Wasser mit sich führt. Die Wassertemperaturen liegen kaum über 20 Grad, was dann für die Entstehung von Nebel sorgt. Die Sonne löst diesen am Vormittag meist auf, doch schon am Nachmittag wabern die von See kommenden Nebelschwaden wieder über die küstennahen Regionen hinweg. Diese gewisse Feuchtigkeit sorgt dafür, dass in den ufernahen Regionen kleine Sträucher wachsen, die als Lebensraum für verschiedene Tiere dienen. Wandern die Dünen oder werden größer, so kann sich das langfristig auf die Verteilung der Nebelfelder auswirken und Sträucher mangels Feuchtigkeit austrocknen lassen.

Am nächsten Morgen nimmt die Celestyal Journey Kurs auf die Hafenstadt Lüderitz, ebenfalls in Namibia. Benannt wurde die Stadt nach dem Bremer Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz, der die Stadt im Mai 1883 gründete. Lüderitz liegt an einer offenen Meeresbucht, einer der wenigen natürlichen Meeresbuchten an der so genannten Diamantenküste. Große wirtschaftliche Bedeutung erlangte Lüderitz ab 1908, als Arbeiter bei Schaufelarbeiten zum Bau einer Schmalspurbahn einen großen Diamanten fanden. Es blieb nicht bei diesem einzigen Fund und so begann das Diamantenfieber und lockte immer mehr Abenteurer und Glücksritter in die Region. Der Diamantenabbau verlagerte sich letztendlich immer weiter in Richtung Süden, womit die Stadt Lüderitz zunehmend an Bedeutung verlor. Heute leben die Menschen vom Fischfang und der Austernzucht. In der Region befinden sich einige verlassene Ortschaften, die immer wieder als Filmkulisse dienen, so zum Beispiel Kolmanskuppe. Wie auch Lüderitz verdankte Kolmannskuppe seinen damaligen Reichtum dem Abbau der Diamanten. Es war jedoch nur ein Paradies auf Zeit, denn schon 1930 wurde der Diamantenabbau in dieser Region komplett eingestellt. Die Bewohner verließen nach und nach den Ort und überließen ihn der Wüste. Die letzte Person lebte hier bis in die 1960er Jahre. Das Diamantensperrgebiet besteht noch heute. Kolmannskuppe ist nun eine Geisterstadt. Die Vorfreude ist recht groß, sowohl Lüderitz als auch Kolmannskuppe besuchen zu können. Doch schon bald stellt sich Ernüchterung ein. Ein immer stärker werdender Wind, der für zunehmende Wellenhöhen in der Bucht sorgt, macht einen sicheren Tenderverkehr schließlich unmöglich. Nur mit Mühe können die bereits zu Wasser gelassenen Tenderboote wieder an Bord geholt werden. Eine frühere Abfahrt in Richtung Kapstadt fällt als Alternative weg, da alle Reisepässe von den Behörden noch einmal kontrolliert werden müssen. Planmäßig abends an Bord mit „Face-Check“. Die Mitarbeiter der örtlichen Behörden können oder wollen aus bekannten Gründen jedoch nicht an Bord kommen. Schließlich macht sich ein kleines Team der Schiffs- und Phoenix-Crew, mit allen Reisepässen der Gäste, auf den Weg in Richtung Hafen. Die Passkontrolle erfolgt ohne „Face-Check“. Am Abend können wir schließlich die Ankerposition in Richtung des Zielhafens dieser Reise verlassen. Wir nehmen nun Kurs auf Kapstadt.

Zwischenfazit zur Reise – erste Etappe

Der letzte Seetag steht im Zeichen eines bayerischen Frühschoppens, der natürlich auf keiner Reise fehlen darf. Am Abend folgt die große Abschiedsshow und das letzte Gala-Abendessen. Insgesamt endet nun eine wirklich wunderbare Kreuzfahrt, während der es definitiv mehr Höhen als Tiefen zu verbuchen gibt. Die gesamte Crew hat wirklich alles dafür getan, auch sehr kritische Gäste zufrieden zu stellen und allen Wünschen nachzukommen. Man kann ohne Übertreibung behaupten, die Crew hat 150% gegeben und klar die Note 1 verdient. Hier und da hörte ich Kritik zum Essen. Für mich nicht nachvollziehbar, denn kulinarisch wurde wirklich alles geboten, was es auch auf den anderen Schiffen der Phoenix-Flotte gibt. Zu Beginn der Reise „hakte“ es zwar hier und da, doch das Team von „Fritz“ Pichler formte aus zwei Crews am Ende ein hervorragendes Team, welches eine hervorragende Arbeit leistete.

Weitere Kritik ist vielmehr aus den sozialen Medien zu vernehmen gewesen. Reisende kommunizierten dort, dass das Schiff über keine Aussichtsmöglichkeiten von den öffentlichen Räumen aus verfügt. Es soll keine Fenster in den öffentlichen Bereichen geben. Meine Frage, ob die Autoren wirklich an Bord sind, blieb bedauerlicher Weise unbeantwortet. Außer im Rezeptionsbereich und in einigen Shops besteht nahezu in allen öffentlichen Bereichen die Möglichkeit, einen freien Meerblick zu genießen. Mehr als auf so manchem Neubau.

Meinen ursprünglichen Plan, in Kapstadt auszusteigen, verwerfe ich kurzfristig. Für mich wird die Reise weitergehen bis zu den Seychellen. So der aktuelle, neue Plan. Dadurch verlängert sich mein Aufenthalt in Kapstadt quasi um 1,5 Tage. Insgesamt stehen drei volle Tage für Kapstadt zur Verfügung. Drei Tage, vollgepackt mit Plänen für eine Erkundung der näheren Umgebung. Glücklicherweise sieht die Wettervorhersage so gut aus, dass der straffe Zeitplan nicht durcheinandergewirbelt wird.

Kapstadt Tag 1:

Stadt der Kontraste

Kapstadt kann man ohne Übertreibung als Stadt der Superlative oder Stadt der Kontraste bezeichnen. Den Namen erhielt die Stadt vom Kap der Guten Hoffnung, welches sich 45 Kilometer südlich vom Stadtzentrum befindet und zu einem der „must-do-Ziele“ bei einem Besuch gehört. Kapstadt kann man in einem Atemzug mit Städten wie Rio de Janeiro, Sydney oder San Francisco nennen. Kaum eine Stadt die ich bisher besucht habe, hat einen so großen Mix an Kultur, Einkaufsmöglichkeiten, wunderbaren Restaurants und einer atemberaubenden Natur zu bieten. Kapstadt hat jedoch auch eine Kehrseite, denn die Kriminalitätsrate ist recht beachtlich. Unter normalen Umständen kann man sich in Kapstadt aber sicher und ohne Bedenken bewegen. Idealerweise nimmt man sich einen Mietwagen für individuelle Erkundungen außerhalb des zentralen Stadtgebiets. Auch wenn Kapstadt deutlich kleiner als zum Beispiel Rio de Janeiro ist, so ist es mühsam mit öffentlichen Bussen zum Beispiel in die Nachbarorte zu gelangen. Zumindest dann, wenn ein gewisser Zeitdruck herrscht, den man bei einem 3-tätigen Besuch zwangsläufig hat.

Kapstadt ist eine echte Perle an der Südspitze Afrikas. Eine Stadt an der zwei Ozeane ineinanderfließen (Atlantischer Ozean und Indischer Ozean), am Fuße des mächtigen Table Mountain und umgeben von Weinbergen, traumhaft schönen Sandstränden und einem sehr guten Hotel- und Gastronomieangebot. Die Schönheit des Umlands setzt der Faszination Kapstadt das „i-Tüpfelchen“ auf - und damit ist nicht nur die weltbekannte Garden-Route gemeint. Kapstadt ist geprägt von einer multikulturellen Gesellschaft, die während der vergangenen Jahrhunderte viel erlitten, erlebt und geschaffen hat.

Zunächst führt die individuell geplante Tour zum Cape Hangklip, auch als Pringle Bay bekannt. Die rund 1,5-stündige Fahrt dorthin lohnt sich auf jeden Fall. Cape Hangklip unterhalb des Kogelbergs ist eine landschaftlich atemberaubende Küsten- und Bergregion, die geprägt von Traumstränden, schroffen Felsformationen und vielen Wanderwegen ist.

Auf dem Rückweg lohnt ein Zwischenstopp im „Grille Shack“, einem Restaurant im Stil eines US-Diners mit herrlichem Garten und Live-Musik zur Mittagszeit. Unweit entfernt liegt der Kogel Bay Beach, hinter dem beeindruckende Bergformationen in die Höhe ragen.

Der Hoerikwaggo

Zu den größten Attraktionen in Kapstadt gehört ein Besuch auf dem Tafelberg. Da die Sicht heute Abend hervorragend ist, wird dieser eigentlich für den morgigen Tag geplante Programmpunkt zusätzlich eingeschoben. Die Wartezeit an der Talstation der Seilbahn ist erstaunlich gering. Nach dem Ticketkauf ist gleich in der nächsten Kabine noch genügend Platz vorhanden. Interessant ist, dass sich der Boden der Gondel dreht und somit jeder einmal den atemberaubenden Blick auf Kapstadt von der Seilbahn aus genießen kann. Der markante Hausberg Kapstadts ist bei guter Sicht bereits aus einer Entfernung von 100km sichtbar, wenn man zum Beispiel mit dem Kreuzfahrtschiff auf den Hafen zusteuert. Der höchste Punkt des Tafelbergs ist Maclear´s Beacon (ein Signalfeuer) am nordöstlichen Ende des Felsplateaus mit 1.087m. Die ersten Bewohner nannten den Berg damals Hoerikwaggo, was so viel wie „Meeresberg“ bedeutet.

Der Tafelberg ist heute so berühmt wie der Zuckerhut in Rio oder das Empire State Building in New York. Er zählt offiziell zu den 7 Naturwundern der Welt. An seiner steilsten Seite fällt die Wand rund 500m tief ab. Die 1.224m lange Fahrt mit der Seilbahn hinauf dauert 7 Minuten. Die Gondeln wurden in der Schweiz hergestellt. Oben angekommen folgt die nächste Überraschung – die Leere an der unteren Talstation setzt sich auf dem Felsplateau fort. Dort wo sich sonst hunderte Menschen drängeln, kann man heute völlig ungestört das atemberaubende Panorama über die Stadt und auch den benachbarten Lions Head, den Signal Hill und den Devil´s Peak genießen. Man sollte, auch an Tagen wie heute, mindestens eine Stunde für den Aufenthalt oben einplanen, denn es bieten sich immer wieder beeindruckende Fernsichten in alle Richtungen. Wer sich erfrischen möchte, kann das an der Open-Air-Bar an der Bergstation, die ein Bisschen Skihütten-Flair versprüht.

Nach einem Besuch auf dem Tafelberg bleibt noch etwas Zeit, vor dem Sonnenuntergang einen Abstecher zur Clifton Bay sowie zur Camps Bay zu machen. Die erste Bucht bietet zwar einen feinsandigen, hellen Sandstrand, ist aber von vielen Hotels und Luxuswohnungen in direkter Strandnähe zugebaut, was nicht besonders reizvoll ausschaut. Umso malerischer zeigt sich Camps Bay. Schon vom Parkplatz aus ist der Blick absolut atemberaubend. Schneeweiß liegt die Bucht zu Füßen, eingerahmt an beiden Seiten von Felsformationen. Direkt hinter den Kokospalmen führt die Uferstraße entlang, an der sich zahlreiche Restaurants, Bars und Hotels finden, was mich ein Bisschen an den Ocean Drive in Miami erinnert. Die Bergkette der 12 Apostel im Hintergrund lässt die Szenerie beinahe dramatisch wirken und lässt den kurzen Gedanken an einen Vergleich mit dem Ocean Drive schnell verblassen.

Camps Bay könnte mein absoluter „Top-Spot“ für einen Sonnenuntergang werden. Das werde ich aber in den kommenden zwei Tagen herausfinden.

Kapstadt Tag 2:

Der zweite Tag in dieser beeindruckenden Stadt beginnt bereits sehr früh, denn gleich am Morgen geht es zum berühmten Boulders Beach. Der Strand ist jedoch weniger wegen seiner Schönheit, sondern in erster Linie wegen seiner Kolonie Brillenpinguine bekannt, die hier beheimatet ist. Beim Boulders Beach handelt es sich genaugenommen um einen Strandabschnitt in Simon´s Town auf der Kap-Halbinsel.

Wo sind die Pinguine?

Anders als auf vielen Bildern immer vermittelt wird, leben die Brillenpinguine hier nicht an einem frei zugänglichen Strand, sondern in einem abgesperrten Bereich innerhalb eines Besucherzentrums, welches zum Tafelberg-Nationalpark gehört. Die Pinguine genießen über den Strand einen freien Zugang zum Meer. Auf ausgebauten Holzstegen gelangt man in die unmittelbare Nähe des Strandes, an dem die Brillenpinguine zu bestaunen sind. Etwas surreal wirkt es schon, wenn man die possierlichen Tierchen aus dem Wasser springen und am feinsandigen Strand entlanglaufen sieht.

Badegäste statt Pinguine

Die Temperaturen liegen schon am Morgen bei 25 Grad. Der Strand an dem die Pinguine leben, ist klein, ein Besuch lohnt aber auf jeden Fall. Es gibt in direkter Nähe einen weiteren Zugang zum Tafelberg-Nationalpark bzw. zu einem weiteren Strand, dem Middle Beach. Es ist irritierend, dass am Eingang ebenfalls der Name „Boulder´s Beach“ auftaucht und die Einweiser auf dem Parkplatz auf Pinguine hinweisen. Man bekommt sogar noch einen Tipp für eine dritte Bucht. Dort sollen die Pinguine frei am Strand umherlaufen. Also so, wie es die Bilder vom Boulders Beach immer suggerieren. Auch nach längerem Suchen gelingt es jedoch nicht, auch nur einen einzigen Pinguin zu erspähen. Das scheint schon aus einem einzigen Grund erfolglos zu sein – beide Buchten werden von Besuchern als Badebuchten genutzt. Überall spielen Kinder und liegen Menschen auf Handtüchern am Strand. Ein befremdliches Bild, denn dort wo man Pinguine erwartet, tummeln sich Menschen im Wasser, innerhalb des Nationalparks. Ob hier ebenfalls mal Pinguine gelebt haben oder nicht, lässt sich nicht abschließend klären. Sie scheinen jedenfalls schon länger nicht mehr hier gewesen zu sein. Vielleicht ist die Bucht deshalb auch als Badebucht freigegeben. Für mich bleibt es trotzdem unverständlich, warum man ausgerechnet in dieser Bucht zum Baden geht. In der Region gibt es nun weit mehr als genug top Strände. So oder so lohnt ein Besuch, denn wenigstens im abgesperrten Bereich lassen sich die Pinguine herrlich beobachten. Und dort fühlen sie sich offenbar auch ungestört.

Der südlichste Punkt Afrikas – oder doch nicht?

Fährt man weiter entlang der Kap-Halbinsel, so gelangt man nach etwa 30 Minuten zum nächsten Eingang des Cape Point Nationalparks. Nach 20 Kilometern endet die Straße an einem großen Parkplatz. Jetzt geht es nur noch zu Fuß oder mit der Zahnradbahn weiter. Da die Zahnradbahn nach einer Reparatur gerade wieder in Betrieb genommen wird, hat sich noch keine Warteschlange am Eingang gebildet. Ohne Wartezeit geht es also direkt hinauf zum Cape Point geht. Beim Cape Point handelt es sich um das Kliff am Südende der Kap-Halbinsel in Südafrika, welches dessen Spitze bildet. Das Kliff befindet sich zwei Kilometer östlich vom Kap der Guten Hoffnung, mit dem es oftmals verwechselt wird. Zwischen dem Cape Point und dem Kap der Guten Hoffnung liegt Diaz Beach. Cape Point ist nicht der südlichste Punkt Afrikas, wie es gerne suggeriert wird, denn das Kap der Guten Hoffnung liegt 60m südlicher. Aber auch das Kap der Guten Hoffnung stellt nicht den südlichsten Punkt des Festlandes dar, denn der ist am Cape Agulhas zu finden, rund 150km weiter östlich.

Genaugenommen ist das Cape Agulhas auch jener Punkt, an dem sich der Atlantische Ozean und der Pazifische Ozean treffen. Offiziell wird hier aber das Kap der Guten Hoffnung bzw. Cape Point genannt. Cape Point befindet sich 238m oberhalb des Meeresspiegels, genau an dieser höchsten Stelle des Kliffs wurde 1859 der erste Leuchtturm errichtet, der heute noch dort steht. Seine Lage stellte sich im Laufe der Zeit jedoch als zu hoch dar, denn oft schluckte dichter Nebel sein Licht und Schiffe wurden nicht mehr vor der Küstenlinie gewarnt. So sank am 18. April 1911 das Passagierschiff Lusitania vor Cape Point. Acht Menschen starben seinerzeit. Der Untergang führte zum Bau eines zweiten Leuchtturms in nur 87m Höhe am Diaz Point.

Das Kap der Guten Hoffnung erreicht man vom Cape Point aus entweder über Wanderwege oder aber über eine von der Hauptstraße abzweigende Nebenstraße. In unmittelbarer Nähe vom Kap der Guten Hoffnung leben einige Antilopen und Strauße, die hier gerne alle Blicke auf sich ziehen, wenn sie die Straße überqueren.

19 Strände selbst „getestet“

Am Nachmittag steht eine Erkundung der Strandbuchten auf dem Programm, denn es interessiert mich nun, welcher der schönste Strand in Kapstadt ist. Von allen 19 Stränden bzw. Strandbuchten gibt es am Ende einen klaren Favoriten, wie ich gestern bereits vermutet habe – Camps Bay ist die mit Abstand schönste Bucht, nicht nur um einen Sonnenuntergang anzuschauen. Ich habe mir neben der Sandqualität auch angeschaut, ob sich der Strand in einer ansprechenden Umgebung befindet und ob es zum Beispiel öffentliche Toiletten oder Gastronomie in der Nähe gibt. Die Geschmäcker mögen sicherlich verschieden sein aber Camps Bay geht bei mir als klarer Sieger hervor. Daher beschließe ich, mir den heutigen Sonnenuntergang von eben diesem „Spot“ aus anzusehen. Vorher bleibt aber noch etwas Zeit für einen kurzen Besuch auf dem Signal Hill. Auch dieser wird ja hin und wieder als guter Treffpunkt für einen Sonnenuntergang angegeben. Lediglich die Aussicht in Richtung Innenstadt überzeugt mich jedoch. Die Sicht in Richtung Camps Bay – dort wo die Sonne untergehen wird - ist zwar schön, aber insgesamt finde ich die Atmosphäre auf dem Signal Hill nur mittelmäßig. Leider bleibt keine Zeit mehr für einen Besuch auf dem Lions Head, denn der Weg auf den Gipfel wäre zu lang, um ihn noch vor Sonnenuntergang zu schaffen.

Sonnenuntergang in Camps Bay

Da ich mit dem Auto unterwegs bin, habe ich die Möglichkeit, den Standort vor dem Sonnenuntergang in Camps Bay mehrmals zu wechseln. Es ergeben sich nämlich von diversen Stellen im Stadtgebiet herrliche Aussichtsmöglichkeiten. Die schönste ist aber zweifelsfrei in Strandnähe auf den großen Felsen. Hier trifft man sich zum abendlichen Picknick, zum Plausch oder zum stillen Beobachten dieser einzigartigen Kulisse. Die Wolken über den Bergen färben sich, die Wellen brechen sich an den Felsen, Möwen kreischen und von den Bars and der Victoria Road klingt Musik hinüber, die aber vom Rauschen der Wellen verschluckt wird. Die Atmosphäre ist einfach wunderbar und mir fällt adhoc kein Platz ein, der cooler wäre als dieser, um die Sonne im Meer versinken zu sehen.

Was für ein perfekter Abschluss des zweiten Tages in Kapstadt.

Kapstadt Tag 3:

Wieder klingelt der Wecker früh, denn bevor ich den Mietwagen zurückgebe, möchte ich mit diesem noch nach Bo-Kaap fahren.

Bunt, bunter, Bo-Kaap

Bo-Kaap ist das bunteste Stadtviertel in Kapstadt und auch als Malay Quarter bzw. Malay Viertel bekannt. Die Ursprünge von Bo-Kaap reichen bis in die 1760er Jahre zurück. Hinter dem Stadtviertel ragt spektakulär der Tafelberg empor. Der Name entstammt der Sprache Afrikaans, aus dem Afrikanischen übersetzt bedeutet Bo.Kaap „Über dem Kap“. Das Stadtviertel steckt voller Geschichte und Kultur und hebt sich in jeder Hinsicht von allen anderen Stadtteilen ab.

Kein Ort hat mehr Besucher – die V&A Waterfront

Nach Rückgabe des Mietwagens liegt mein Fokus nun auf der Waterfront von Kapstadt, die in unmittelbarer Nähe des Cruise Terminals liegt. Die Waterfront besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden, in denen sich Restaurants, Cafés, Boutiquen und viele weitere Geschäfte befinden. Die Waterfront stellt nicht nur eine hervorragende Shoppingmöglichkeit dar, sie zeigt auch anschaulich, wo die Ursprünge des Handels in der Stadt begannen. Die Waterfront ist heute eine der meist besuchten Touristenattraktionen der Stadt. Das ehemalige Handelsgebiet wurde bereits in den 1990er Jahren zum beliebten Touristenmagnet. Einen gewaltigen Boom erlebte die Gegend, nachdem das gesamte Gelände im Jahr 2006 für 1,3 Milliarden US Dollar an ein britisch-arabisches Konsortium unter Beteiligung einer Investmentgruppe aus Dubai verkauft wurde.

Seither wurde viel investiert, um die V&A Waterfront, wie sie korrekt heißt, noch attraktiver zu machen. Auch ein Bombenattentat im Jahr 1998 konnte diesen bis heute anhaltenden Boom nicht stoppen. 270 Geschäfte, mehr als 50 Restaurants, 7 Hotels, 11 Kinos, 11 Pubs, 6 Museen, unzählige Büroräume und luxuriöse Wohnungen am Yachthafen beherbergt die Victoria & Alfred Waterfront heute. Kein Ort im Land verzeichnet mehr Besucher im Jahr als die Waterfront – mehr als 25 Millionen! Nach der Neugestaltung des Silo-Distrikts und der Einweihung des Kreuzfahrtterminals am Duncan Dock wurde damit begonnen, das Gebiet der Foreshore zwischen Innenstadt und Table Bay komplett auszubauen. Die eigentliche Shoppingmall der V&A Waterfront zählt zu den schönsten, die ich bisher gesehen habe.

Damit endet der erste Teil meiner Reise von Genua bis Dubai in 83 Tagen.

Fortsetzung im Reisebericht Teil 2: Von Kapstadt bis zu den Seychellen mit Phoenix Reisen

Bildergalerie zur Reise <<Link>>

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