Kreuzfahrten & mehr

Sans Souci: Reisebericht von Stuttgart bis Köln

Auf Flusskreuzfahrt von der Hauptstadt Baden-Württembergs bis zur Rhein-Metropole Köln

Dort wo andere Flusskreuzfahrtschiffe umkehren müssen, weil die Abmessungen eine Weiterfahrt nicht zulassen, spielt das kleine Boutiqueschiff Sans Souci seine Stärken aus

Einschiffung auf der Sans Souci in Stuttgart

Der Einschiffungshafen ist für eine Flusskreuzfahrt eher ungewöhnlich. In Stuttgart wartet das im Jahr 2000 in Holland gebaute Flussschiff auf seine neuen Gäste. Genauer gesagt liegt die Sans Souci in Bad Cannstatt, dem größten und ältesten Stadtbezirk von Stuttgart. Das Wetter zeigt sich durchwachsen und erinnert gerade wenig an einen schönen Hochsommertag. An Bord des 82m langen Schiffes reisen maximal 81 Personen in 40 renovierten Außenkabinen. Die Sans Souci fährt seit 2018 meist im Vollcharter für den Bremer Veranstalter Plantours Kreuzfahrten. Eigner und Kapitän Peter Grunewald ist auf vielen Reisen persönlich an Bord und bringt die Gäste mit seiner Sans Souci in Häfen und Regionen, die von einem Großteil der anderen Flusskreuzfahrtschiffe nicht besucht werden können.

Die Einschiffung erfolgt sehr entspannt und zügig, alle Reisenden müssen zu dieser Zeit einen gültigen Coronatest oder den Nachweis einer vollständigen Impfung mit sich führen. Um künftig weiterhin sicher und flexibel mehrere Länder besuchen zu können, denkt man bereits darüber nach, eine vollständige Impfung zur Voraussetzung einer Reiseteilnahme zu machen. Die Motoren für die Abfahrt der Sans Souci werden erst einen Tag später gestartet. So können auch verspätet anreisende Gäste sicher sein, das Schiff noch vor der Abfahrt zu erreichen. Wer bereits vor Ort ist, hat die Möglichkeit, Stuttgart oder Bad Cannstatt zu erkunden. Entweder individuell oder in Form eines zu buchenden Ausflugs.

Vom Neckar zum Rhein

Pünktlich gibt Kapitän Peter Grunewald am darauffolgenden Tag das Kommando „Leinen los“. Noch vor dem Mittagessen passieren wir die erste von 12 Neckar-Schleusen auf dem Weg nach Heilbronn, unserem ersten Anlaufhafen in Richtung Köln. Rund 70 Höhenmeter gilt es heute zu überwinden. Die maximale Schiffgröße auf dem Neckar ist, bedingt durch die Abmessungen der Schleusen, auf 105m Länge und 12m Breite begrenzt. Von den insgesamt 367 Kilometern sind 203 Kilometer befahrbar. Und zwar die Strecke von Plochingen bis zur Mündung in den Rhein bzw. umgekehrt. Insgesamt 27 Schleusen müssen auf dieser Strecke passiert werden. Sie überwinden den Höhenunterschied von 161m zwischen Mannheim und Plochingen.

Abends erreicht die Sans Souci den vorgesehenen Liegeplatz in Heilbronn. Im Vergleich zu den wenigen, anderen Anbietern, die das eine oder andere Flussschiff auf dem Neckar positioniert haben, sind die Liegezeiten der Sans Souci deutlich ausgedehnter. Das ermöglicht entspannte Stadterkundungen. So bleibt zum Beispiel bis zum nächsten Mittag Zeit, die sehenswerte Innenstadt von Heilbronn zu erkunden, bevor es in Richtung Bad Wimpfen weitergeht. Der nächste Streckenabschnitt ist vergleichsweise kurz. Nur zwei Schleusen bzw. 20 Höhenmieter sind zu überwinden.  Reiseleiterin Coleta kommentiert die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die links und rechts des Neckar-Ufers zu sehen sind.

Das Juwel am Neckar

Die Stadt wirbt mit dem Slogan „Vergangenheit fühlen, Gegenwart genießen“. Ohne Übertreibung kann man sie auch als Juwel am Neckar bezeichnen, Bad Wimpfen. Die Sans Souci macht direkt unterhalb der Stadt fest. Um in den historischen Stadtkern zu gelangen, muss ein recht steiler Weg erklommen werden. Nach nur 5 Gehminuten eröffnet sich zunächst ein spektakuläres Panorama über die idyllische Flusslandschaft des Neckars.  Mit jedem Schritt taucht man ein in die ganz besondere Atmosphäre der Stadt, die seht schnell die Hektik des Alltags vergessen lässt. Die Geschichte von Bad Wimpfen zeugt von Kelten, Römern und Staufen. Markant für das Stadtbild ist das Wahrzeichen „Blauer Turm“, der noch bis Ende 2021 renoviert wird und somit nicht zugänglich ist. Aus der Staufenzeit rührt ein Baudenkmal, welches noch heute das Stadtbild bestimmt. Es ist die größte Königspfalz nördlich der Alpen, mit ihren markanten Türmen, dem Steinhaus, dem Hohenstaufentor und der Pfalzkapelle. Bad Wimpfen bietet aber nicht nur eine einzigartig, schöne Altstadt mit zahlreichen, guten Restaurants, sondern auch viele Rad- und Wanderwege in der näheren Umgebung.

Die nächste Etappe führt am folgenden Tag von Bad Wimpfen nach Eberbach. Eine Flusspassage, die insgesamt vier Schleusen beinhaltet. Langsam schiebt sich der Bug der Sans Souci durch die gemächlich dahinfließenden Fluten des Neckar. Zum Greifen nah blicken einige Kühe von ihren Weiden hinüber zum Schiff. Der Neckar windet sich malerisch durch tiefe Schluchten, die an eine Szenerie im Miniaturwunderland in Hamburg erinnern. Weinreben und zahlreiche Burgen prägen das Bild der Hänge, einige Reiher halten an den Ufern Ausschau nach Beute und manchmal lässt sich auch ein Sonnenstrahl blicken. Angekommen in Eberbach, lockt die recht schöne Altstadt. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten zählen der Pulverturm, der große Brunnen in er Innenstadt, das Museum der Stadt Eberbach und das Badhaus – das älteste erhaltene Badehaus in Baden-Württemberg. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Restaurants und Cafés.

Weiter geht es am nächsten Morgen von Eberbach nach Heidelberg. Die Strecke führt vorbei an kleinen Orten wie Hirschhorn, Neckarsteinach und Neckargemünd. Zur Ankunft in Heidelberg lässt sich sogar die Sonne kurz blicken. Etwas früher als geplant hat die Sans Souci an der Uferpromenade vor der Altstadt festgemacht. Einige Gäste nutzen die gewonnene Zeit und das angenehme Wetter zu einem individuellen Spaziergang. Besonders schön angelegt sind die Wanderwege hinauf zum Heidelberger Schloss. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nach wie vor auch auf dieser Reise zu spüren. Der Tourismus hat einen zaghaften Neustart begonnen, doch von den früheren Menschenmengen in den Städten ist weiterhin nichts zu sehen. Der Zeitpunkt ist geradezu ideal, um bisher völlig überlaufene Sehenswürdigkeiten ganz entspannt zu erkunden. Dazu zählt das Heidelberger Schloss, dass erhaben über der Stadt thront. Das weitläufige Gelände bietet viele Aussichtsmöglichkeiten über Heidelberg und die Flusslandschaft.

Die Alte Brücke, das Kurpfälzische Museum, der Botanische Garten die Christuskirche, der Kalsplatz der Hexenturm und die zentrale Innenstadt stellen weitere attraktive Sehenswürdigkeiten dar. Die Sans Souci bleibt in Heidelberg bis zum nächsten Morgen. Am Abend locken die zahlreichen Biergärten und Sonnenterrassen, die der Stadt ein mediterranes Flair verleihen.

Heidelberg ist noch nicht aufgewacht. Nur auf der Sans Souci herrscht am frühen Morgen um 06:00 Uhr bereits Betrieb. Zumindest oben auf der Brücke. Ein leichtes Dröhnen durchdringt die Morgenruhe an der Uferstraße, als der Bugstrahler das Schiff kurz darauf vom Liegeplatz drückt. Der schönste Teil des Neckars ist bereits durchfahren. Bedeutende Sehenswürdigkeiten oder reizvolle Landschaften sind bis Mannheim nicht mehr zu bestaunen.

Eine letzte Schleuse ist in Mannheim zu passieren, dann mündet der Neckar in den Rhein und die Sans Souci erreicht gegen Mittag zunächst die Stadt Worms, am Nachmittag schließlich Mainz. Hier wird übernachtet. Am nächsten Morgen scheint endlich die Sonne. Um 05:00 Uhr geht es weiter. Die meisten Gäste schlafen zu dieser Zeit noch. Erst rund zwei Stunden später füllt sich das Aussendeck. Reiseleiterin Coleta hat ihren Platz am Mikrofon bereits eingenommen und ist bereit, den zweifelsfrei schönsten Streckenabschnitt des Rheins zu kommentieren, das Mittelrheintal. Bei schönstem Sonnenschein durchquert die Sans Souci dieses und lässt erst den Binger Mäuseturm, später dann Burg Rheinstein, Burg Pfalzgrafenstein, die Loreley und schließlich Burg Katz, Burg Maus und die Marksburg hinter sich, bevor der nächste Liegeplatz in Bonn erreicht wird.

Die vor einer Woche in Stuttgart begonnene Flussreise endet schließlich am nächsten Morgen in der Domstadt Köln. Der Reiseverlauf von Stuttgart nach Köln ist in dieser Form zweifelsfrei ein ganz besonderer gewesen, denn so viele Schlösser, Burgen und landschaftlich reizvolle Flusspassagen können nur mit einem kleinen Flussschiff kombiniert werden.

Über die Sans Souci

Rein äußerlich wirkt die MS Sans Souci im Vergleich zu vielen anderen Flusskreuzfahrtschiffen sehr klein. Mit nur 82m Länge und 9,5m Breite ist das Schiff in der Tat auch ein echtes Boutique-Flusskreuzfahrtschiff. Der dunkle, schlanke Rumpf wird von einer gelben Bauchbinde geziert – in Anlehnung an den Charterer Plantours Kreuzfahrten. Auffällig sind die modernen, großen Balkontüren auf dem Oberdeck, die im Winter 2018/2019 im Rahmen einer Renovierung, zusammen mit französischen Balkonen eingebaut wurden. Die Sans Souci verfügt über zwei Passagierdecks, die mit einem Fahrstuhl verbunden sind. Auf das Sonnendeck führen sowohl zwei Treppen als auch ein Treppenlift. Der Tiefgang liegt maximal bei 1,10m, was ein Befahren besonders flacher Gewässer ermöglicht. Als eines der wenigen Flusskreuzfahrtschiffe ist die Sans Souci auch auf der Peene unterwegs, dem 138km langen Küstenfluss in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kleiderordnung an Bord ist leger, ein klassisches Kapitäns-Dinner wird dennoch gepflegt. Gespeist wird in einer Sitzung. Aufgrund der derzeitigen Corona-Maßnahmen wird die Panoramalounge bei Bedarf als zusätzliches Restaurant genutzt, was weiterhin eine Tischzeit ermöglicht.

  • Innenansichten und Kabinen (2019) MS Sans Souci <<Link>>
  • Update (2020) Innenansichten MS Sans Souci <<Link>>
  • Schiffsportrait MS Sans Souci (2020) <<Link>>