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Lady Diletta: Letzte Kreuzfahrt vor dem 2. Lockdown  

Herbstkreuzfahrt vor 2. Lockdown mit der Lady Diletta auf Rhein und Mosel

Ich fahre mit der Lady Diletta auf Rhein und Mosel. Eine phantastische Herbstkreuzfahrt. Es wird die letzte Kreuzfahrt vor dem 2. Lockdown.

Tag 01: 23. Oktober 2020 Düsseldorf

Die Einschiffung an Bord der Lady Diletta in Düsseldorf erfolgt schon fast routinemäßig schnell. Nach dem Eintreffen am Steiger wird mir der Koffer abgenommen und desinfiziert. Ich finde ihn später in meiner Kabine wieder. Meine Temperatur wird gemessen und der Gesundheitsfragebogen eingesammelt. Ich desinfiziere die Hände, erhalte an der Rezeption meine Kabinenkarte und bin nach wenigen Minuten in dieser angekommen. Was zu Beginn der Saison noch als große Einschränkung angekündigt wurde, ist inzwischen zu einem Normalzustand geworden. Die Abläufe haben sich eingespielt und die Kritik ist darüber nahezu verstummt. An Bord gilt weiterhin die Abstands- und Maskenpflicht. Meine Kabine glänzt so sauber wie am ersten Tag und wurde penibel gereinigt bzw. desinfiziert.

Etwa 30 Minuten vor der geplanten Abfahrt sind alle Gäste an Bord und Kapitän Raul Kraaier, bekannt aus der Doku-Soap „Verrückt nach Fluss“, manövriert die 135m lange Lady Diletta langsam ins Fahrwasser des Rheins. Die Tonhalle, der Burgplatz sowie der Rheinturm bleiben hinter uns. Es ist ein wunderbarer Herbstnachmittag.

Lady Diletta Abfahrt Düsseldorf Skyline mit Rheinturm

Foto: Lady Diletta Abfahrt Düsseldorf Skyline mit Rheinturm

Herbst von seiner schönsten Seite

Nach einer Sicherheitseinweisung in der Tintoretto Lounge wartet das leckere Willkommens-Abendessen im Tiepolo Restaurant. Der Himmel über dem Rhein färbt sich glutrot, das Laub an den Bäumen leuchtet in unterschiedlichen Gelbtönen. Der Herbst am Rhein zeigt sich von seiner schönsten Seite. Eine abwechslungsreiche Flusskreuzfahrt auf der Mosel und durch das Mittelrheintal liegt vor mir.

  • Die Medien berichten derweil über immer weiter ansteigende Zahlen an COVID-19 Fällen in Deutschland. Da an Bord strenge Hygieneregeln gelten und diese nun bereits seit der ersten Flusskreuzfahrt Ende Juni erfolgreich umgesetzt werden, fühle ich mich gut aufgehoben und freue mich auf die kommenden sechs Tage. Zu diesem Zeitpunkt mag ich mir noch nicht vorstellen, dass dies die letzte Flusskreuzfahrt auf absehbare Zeit werden könnte.

Lady Diletta Sonnenuntergang am Rhein

Foto: Lady Diletta Sonnenuntergang am Rhein

Kurz vor 22:00 Uhr kommt die illuminierte Skyline der Domstadt Köln in Sicht. Langsam gleitet die Lady Diletta am Kölner Dom vorbei. Die Häuser der Altstadt sind zu sehen, dann das Schokoladenmuseum und die Kranhäuser. Ich genieße noch etwas die Sicht auf die vorbeiziehenden Orte und lasse den Tag mit einem Cocktail ausklingen.

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Tag 02: 24. Oktober 2020 Koblenz und Moseltal mit der Lady Diletta

Um 07:30 Uhr öffnet das Frühstücksbuffet im Tiepolo Restaurant. Jeder Gast wählt selbst am reichhaltigen Buffet und bekommt diese Auswahl auf einem Teller gereicht. Ein Konzept, welches sich den Sommer über bewährt hat und von den Gästen gut angenommen wurde. Kein Gast kommt mit den Auslagen und Lebensmitteln in Kontakt.

Spaziergang durch das herbstliche Koblenz

Nach dem Frühstück starte ich meinen Rundgang durch das herbstliche Koblenz. Schon mehrfach war ich in diesem Jahr in der schönen Stadt am Deutschen Eck. Ich möchte diesmal das herbstliche Koblenz erleben, weshalb ich die Innenstadt meide. Ebenso verzichte ich auf einen erneuten Besuch der Festung Ehrenbreitstein. Rund um das Deutsche Eck, direkt am Rhein- und Moselufer lässt es sich herrlich entlang bunt belaubter Alleen und durch Parks wandern. Ein kräftiger Wind bewegt die Baumkronen sichtbar und reißt am Konrad-Adenauer-Ufer die Blätter von den Ästen. Die Luft ist wunderbar frisch. Das feuchte Laub auf dem Boden duftet angenehm. Herrlich ruhig ist es überall, obwohl mit der Lady Diletta einige weitere Flusskreuzfahrtschiffe in Koblenz festgemacht haben. Die Touristenmengen halten sich in diesem Jahr sehr in Grenzen. Heute ist es noch etwas ruhiger. Meinen ausgedehnten Rundgang beende ich schließlich am Peter-Altmeier-Ufer. Dort hat auch die Lady Diletta festgemacht. Um 14:00 Uhr steuert Raul Kraaier die Lady Diletta langsam auf die Moselschleuse Koblenz zu, die rund eine Stunde später passiert ist.

Herbstimpressionen am Konrad-Adenauer-Ufer in Koblenz

Foto: Herbstimpressionen am Konrad-Adenauer-Ufer in Koblenz

Am Nachmittag nimmt die Lady Diletta Kurs auf die Moselstadt Cochem. Das Wetter zeigt sich trüb und regnerisch. Tief hängen die Regenwolken im Moseltal, lassen kaum einen Blick auf die Weinberge zu, deren Laub zu dieser Jahreszeit in vielen unterschiedlichen Gelbtönen leuchtet.

  • Das RKI meldet wieder neue Rekordzahlen an neuen COVID-19 Fällen. An Bord halten sich weiterhin alle Reisenden an die vorgegebenen Abstände, tragen Mund- und Nasenschutz, desinfizieren sich laufend die Hände und nehmen die steigenden Infektionszahlen ernst. Unsicher fühlt sich dennoch niemand an Bord. Den gesamten Sommer lang hat das Konzept schließlich schon erfolgreich funktioniert.

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Tag 03: 25. Oktober 2020 Cochem und Moseltal mit der Lady Diletta

Der Regen hat aufgehört und gleich nach dem Frühstück breche ich daher zu einer individuellen Stadtbesichtigung auf. Cochem ist mit etwas über 5.000 Einwohnern die kleinste Kreisstadt in Deutschland. Besonders sehenswert ist die historische Altstadt. Das markanteste Wahrzeichen stellt die 154m hoch stehende Reichsburg Cochem dar. Die Erbauung der Burganlage geht in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück, im 17. Jahrhundert wurden große Teile jedoch zerstört. Die Reichsburg in ihrer heutigen Form entstand in den Jahren von 1868 bis 1877 im Stil der Neugotik. Wunderschön anzusehen ist das bunte Laub an den Bäumen entlang der Berghänge.

Reichsburg Cochem und Mosel

Foto: Reichsburg Cochem und Mosel

Nachdem alle Gäste um 12:30 Uhr wieder an Bord sind, heißt der neue Kurs Trier. Noch einmal lässt sich nach der Abfahrt die Sonne blicken. Wir passieren zunächst die Schleuse Fankel und am Nachmittag die Orte Bullay, Zell Traben-Trarbach, Bernkastel-Kues sowie Piesport.

Moseltal hinter Cochem mit Lady Diletta

Foto: Moseltal hinter Cochem mit Lady Diletta

Es beginnt erneut zu regnen. Der Regen hält den gesamten Nachmittag an. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Bereits um 17:00 Uhr ist es nun dunkel. Der Herbst lässt sich nun nicht mehr leugnen. Ein frischer Wind weht über das leere Sonnendeck der Lady Diletta.

In der Nacht erreicht die Lady Diletta, nach Passage weiterer Schleusen, den Industriehafen von Trier, der sich 13km außerhalb der Stadt befindet.

  • Das RKI meldet erneut neue Rekordzahlen beim Anstieg der COVID-19 Fälle. Immer mehr Städte gehören nun zu so genannten Risikogebieten. Die Stimmung an Bord der Lady Diletta ist weiterhin gut. Da während der Landausflüge kaum Begegnungen mit Einheimischen zu verzeichnen sind, fühlt sich niemand unsicher.

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Tag 04: 26. Oktober 2020 Trier und Bernkastel-Kues

Wahrzeichen aus der Römerzeit

Aufgrund des 13km außerhalb von Trier gelegenen Liegeplatzes werden heute Transferbusse in die Stadt eingesetzt. Jeweils zwei fahren am Morgen in die Stadt und mittags wieder zurück zur Lady Diletta. Nachdem sich der Bus in 20 Minuten, den Weg durch den morgendlichen Berufsverkehr in Richtung Trier gebahnt hat, nutze ich nach der Ankunft die freie Zeit für einen Stadtrundgang. Der Bus hält auf einem Parkplatz gegenüber der Porta Nigra. Die Stadt Trier besuche ich zum ersten Mal. Vom Busparkplatz gegenüber der Porta Nigra, einem Tor aus der Römerzeit, sind es nur wenige Gehminuten bis in die historische Altstadt von Trier. Mit 111.000 Einwohnern ist Trier nach Mainz, Ludwigshafen am Rhein und Koblenz die viertgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz. Die zahlreichen Römischen Baudenkmäler zählen seit dem Jahr 1986 zum UNESCO-Welterbe. Wahrzeichen der Stadt ist das ab 170 n. Chr. errichtete Stadttor am Porta-Nigra-Platz, die Porta Nigra.

Trier Porta Nigra Römisches Stadttor

Foto: Trier Porta Nigra römisches Stadttor

Älteste Stadt Deutschlands

Zum UNESCO-Welterbe zählen neben der Porta Nigra die Barbarathermen, das Amphitheater, die Kaiserthermen, die Konstantinbasilika, die Römerbrücke, die Igeler Säule, der im Kern romanische Dom und die frühgotische Liebfrauenkirche. Trier beansprucht den Titel der ältesten Stadt Deutschlands für sich. Da in vielen Straßen der Innenstadt gerade Buden und Fahrgeschäfte für einen Markt aufgebaut werden, sind nahezu alle Fotomotive versperrt und zugestellt. Ich entschließe mich daher dazu, nach einem Stadtrundgang, den Palastgarten zu besuchen. Dem Palastgarten schließt sich das rund 150 Jahre ältere Kurfürstliche Palais an. Das Kurfürstliche Palais war im 17. Jahrhundert Residenz der Fürstbischhöfe von Trier. Der Renaissance- und Rokokobau wurde damals teilweise auf der Grundfläche der römischen Konstantinbasilika erbaut. Daher ist der Westflügel des Palastes im 19. Jahrhundert abgebrochen und an selbiger Stelle die Basilika wieder aufgebaut worden. Optisch passen die Gebäude aus meiner Sicht nicht gut zusammen.

Kurfürstliches Palais Trier und Konstantinbasilika mit Palastgarten

Foto: Kurfürstliches Palais Trier und Konstantinbasilika mit Palastgarten

Der Palastgarten im Süden des Palais ist für die Öffentlichkeit seit Beginn des 20. Jahrhunderts zugänglich. Insgesamt harmoniert das Ensemble aus Konstantinbasilika, Kurfürstlichem Palais und Palastgarten sehr harmonisch miteinander. Der Palastgarten ist nur 100 Jahre alt. Beim Anlegen von Bäumen, Hecken und Blumen-Beeten hat man sich bemüht, dass die Anlage optisch gut zum Palais passt. Im Garten bieten sich zahlreiche Sitzgelegenheiten zwischen verzweigten Wegen, unter Baumalleen und auf Wiesen. Ein Springbrunnen rundet das stimmige Gesamtbild ab.

Kurfürstliches Palais und Palastgarten

Foto: Kurfürstliches Palais Trier und Palastgarten

Auf dem Rückweg zur Porta Nigra schaue ich mir die Konstantinbasilika, die Liebfrauenkirche sowie den Dom von Trier an. Danach wird es Zeit für mich, den Rückweg zum Busparkplatz anzutreten.

Herbst von seiner schönsten Seite

Um 12:45 Uhr sind alle Gäste wieder an Bord und die Lady Diletta verlässt den Hafen von Trier, nimmt Kurs auf Bernkastel-Kues. Während der folgenden 62 Kilometer auf der Mosel präsentiert sich der Herbst von seiner schönsten Seite. Hinter jeder der zahlreichen Flusskurven ändert sich das Landschaftsbild. Kleine Städte und Dörfer wechseln sich mit bunten Baumalleen ab, die bis an den Fluss heranreichen. Die gelben Blätter an den Weinreben reflektieren das Licht der tief stehenden Sonne und strahlen mit dem bunten Laub der Bäume am Moselufer um die Wette. Schöner kann der Herbst nicht sein. Einige Flussabschnitte erinnern mich, in ihrer bunten Farbintensität, an Passagen auf dem St. Lorenz-Strom in Kanada. Dieser Besuch liegt ein Jahr zurück.

Herbstliche Mosel Impressionen zwischen Trier und Bernkastel

Foto: Herbstliche Mosel Impressionen zwischen Trier und Bernkastel

Kurz nach Sonnenuntergang kommt der Liegeplatz von Bernkastel in Sichtweite. Noch bevor die Dunkelheit die Berge mit dem Himmel verschmelzen lässt, steuert Raul Kraaier die Lady Diletta an den vorgesehenen Liegeplatz. Einige Gäste nehmen heute Abend noch an einem geführten Stadtrundgang durch das beleuchtete Bernkastel teil.

Ich lasse den Abend an Bord ausklingen.

Bernkastel-Kues zur Blauen Stunde

Foto: Bernkastel-Kues zur Blauen Stunde

  • Schon wieder steigen die COVID-19 Infektionszahlen, so dass drastische Einschränkungen von der Bundesregierung in Erwägung gezogen werden. Diese sollen auch ein Verbot von touristischen Übernachtungen in Hotels sowie eine Schließung von Restaurants beinhalten. Davon betroffen wären dann auch Flusskreuzfahrtschiffe.

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Tag 05: 27. Oktober 2020 Bernkastel-Kues und Moselfahrt mit der Lady Diletta

Die Region um Bernkastel-Kues ist perfekt geeignet für Wanderurlaub zwischen Mosel und Weinbergen. Zwischen den Weinbergen befinden sich zahlreiche Wanderwege mit wunderbaren Aussichtspunkten. In Bernkastel-Kues gibt es eine außergewöhnlich schöne Altstadt voller Kultur und Geschichte. Nach einer langen Wanderung durch die Weinberge kann man prämierte Weine in einer der unzähligen, gemütlichen Weinstuben genießen.

Blick auf Lady Diletta in Bernkastel-Kues

Foto: Blick auf Lady Diletta in Bernkastel-Kues

Renaissance trifft Jugendstil, Barock und Gotik

Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Bernkastel-Kues gehören die Burgruine Landshut und der historische Marktplatz mit jahrhundertealten Fachwerkhäusern, einem Rathaus im Renaissance-Stil sowie einem Spitzhäuschen. Die lange und abwechslungsreiche Geschichte der Stadt lässt sich an ihren Bauwerken und Häusern ablesen. Der historische Marktplatz in der Altstadt von Bernkastel-Kues ist quasi ein Mikrokosmos der Baukunst. Die ältesten Gebäude der Stadt stehen hier. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das berühmte, älteste Spitzhäuschen ist nur wenige Jahre jünger. Das Rathaus ist ein Beispiel für Renaissance-Baukunst. Der Michaelsbrunnen zeugt hingegen schon von moderner Architektur. Während das Spitzhäuschen stets einen wahren Publikumsmagneten darstellt, sind derzeit kaum Touristen in der Stadt anzutreffen.

Altstadt von Bernkastel-Kues

Foto: Altstadt von Bernkastel-Kues

Um 11:45 Uhr sind alle Gäste wieder an Bord. Vor uns liegt nun der letzte Abschnitt auf der Mosel, den wir bei Tageslicht befahren. Zwischen Berkastel-Kues und dem Übernachtungsort Alken liegen 106 Kilometer, voller abwechselnder Landschaftszüge. Noch einmal passiere ich mit der Lady Diletta die Orte Traben-Trarbach, Enkirch, Zell, Bullay, Cochem und Treis-Karden. Um 22:00 Uhr erreicht die Lady Diletta den Liegeplatz bei Alken, der als Übernachtungsplatz vorgesehen ist.

Mosel Impressionen bei Zell

Foto: Mosel Impressionen bei Zell

  • Für den morgigen Tag ist eine Entscheidung der Bundesregierung angekündigt, welche Einschränkungen es ab November geben wird. Es ist von einem 2. Lockdown die Rede. Einem „soft Lockdown“ genauer gesagt. Sollte dieser beschlossen werden, dann ist dies die vorerst letzte Kreuzfahrt der Lady Diletta. Das wird zumindest der Schiffsbesatzung nun bewusst. Die Gäste hingegen bekommen von dieser, sich drastisch zuspitzenden Lage nichts mit. Das ist auch gut so, denn die Stimmung ist weiterhin bestens.

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Tag 06: 28. Oktober 2020 Mittelrheintal und Rüdesheim

Noch vor dem Sonnenaufgang beginnt die heutige Fahrt in Richtung Rüdesheim. Um kurz nach 07:00 Uhr verlässt die Lady Diletta das wunderschöne Moseltal und passiert das Deutsche Eck bei Koblenz. Zwischen Koblenz und Boppard regnet es unaufhaltsam. Bei Boppard kämpfen sich kurzzeitig die ersten Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke, bevor gleich darauf erneut kräftiger Regen einsetzt. Dieser hält bis Kaub an, sodass die Passage der Loreley entsprechend nass ausfällt. Es ist dennoch immer wieder schön, diesen Streckenabschnitt zu befahren.

Lady Diletta bei Boppard am Rhein

Foto: Lady Diletta bei Boppard am Rhein

Visueller Höhepunkt

Kurz vor Erreichen der Burg Pfalzgrafenstein, die erhaben auf einer kleinen Insel im Rhein thront und früher als Zollstation diente, klart es deutlich auf. Wärmende Sonnenstrahlen locken einige Reisende auf das Sonnendeck. Der Himmel ist zeitweise völlig blau, die Blätter an den Bäumen haben den Höhepunkt ihrer Verfärbung erreicht. Das bunte Farbspiel wechselt von Minute zu Minute. Erst schimmern die Bäume rötlich, dann in leuchtendem Gelb und kurz darauf in kräftigem Orange. Einfach phantastisch! So schön herbstlich habe ich das Mittelrheintal bislang noch nicht erleben können. Während im Frühjahr die jungen Blätter das Tal in zartes Hellgrün tauchen, wirkt die Szenerie im gleißenden Sonnenschein des Hochsommers meist eher farblos. Der Herbst sorgt für wahre Farbexplosionen und visuelle Höhepunkte.

Lady Diletta bei Burg Pfalzgrafenstein

Foto: Lady Diletta bei Burg Pfalzgrafenstein

Dunkle Wolken am Horizont

Um 14:00 Uhr kommt Rüdesheim in Sicht. Mein letzter Besuch liegt schon einige Wochen zurück. Das letzte Mal bin ich bei Temperaturen um die 30 Grad durch die Weinreben gelaufen, heute ist es immerhin noch 15 Grad warm und die Weinberge erwecken den Eindruck, als würden Rapsfelder in voller Blüte stehen. Die Nachmittagssonne taucht die Stadt in diffuses Licht. Am Horizont ziehen mehr und mehr dunkle Wolken auf. Sie stehen in diesem Augenblick symbolisch für die Aussichten auf die kommenden Flusskreuzfahrten, nicht nur mit der Lady Diletta. Der „soft Lockdown“ ist beschlossen, die Bundesregierung will weitere Details noch am Abend verkünden. Für die Tourismus- und Gastronomiebetriebe ist es kein „soft Lockdown“ sondern ein 2. kompletter Lockdown. In den Altstadtstraßen von Rüdesheim herrscht gähnende Leere, größere Touristenmengen sind keine zu sehen. Hier und da schlendern einige Einheimische zwischen den Häusern hin und her, bringen Einkäufe nach Hause oder führen Hunde aus.

Rüdesheim am Rhein im Herbstlicht

Foto: Rüdesheim am Rhein im Herbstlicht

Letzter Abschied von Rüdesheim

Während ich beim letzten Mal einen Rundgang zum Niederwalddenkmal und zur Ruine Burg Ehrenfels unternommen habe, konzentriere ich mich heute auf einen Spaziergang durch die Weinberge unterhalb vom Niederwalddenkmal. Ich genieße die Aussicht auf Rüdesheim, die Abendstimmung und mir wird bewusst, dass dieser Aufenthalt der vorerst letzte im Rahmen einer Flusskreuzfahrt sein wird.

Wieder zurück an Bord herrscht unter den Reisenden weiterhin beste Stimmung. Die Schiffscrew realisiert dagegen mehr und mehr, dass nach dem Ende dieser Kreuzfahrt in Düsseldorf keine neue Einschiffung stattfinden wird. Eine offizielle Bestätigung wird in den späten Abendstunden aus Bremen erwartet. Touristische Übernachtungen dürfen ab dem 02. November ebenso wenig mehr stattfinden wie Restaurantbesuche. Von dieser Regelung betroffen sind nun auch die Flusskreuzfahrtschiffe.

Um 20:30 Uhr nimmt Kapitän Raul Kraaier Kurs auf Düsseldorf. Zum vorerst letzten Mal bleiben die Lichter der Stadt Rüdesheim hinter der Lady Diletta zurück.

Ich lasse den Abend in der Lounge ausklingen und genieße die letzten Stunden auf dem Rhein.

Noch vor Mitternacht kommt die erwartete Nachricht aus Bremen, der Firmenzentrale von Plantours Kreuzfahrten, dass zunächst die nächsten beiden Kreuzfahrten abgesagt sind. Einige Gäste waren noch für die folgende Reise in Richtung Basel gebucht. Auch sie müssen nun in Düsseldorf das Schiff verlassen.

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Tag 07: 29. Oktober 2020 Düsseldorf

Fassungslosigkeit nach letzter Ankunft

Um 08:00 Uhr kommt der 234m hohe Rheinturm von Düsseldorf in Sicht. Vor der Rheinterrasse Düsseldorf steuert Kapitän Kraaier die Lady Diletta sicher an den Steiger. Zum vorerst letzten Mal mit Gästen an Bord. Inzwischen hat sich hier herumgesprochen, dass diese die vorerst letzte Flusskreuzfahrt gewesen ist. Es herrscht zum Teil Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit darüber, dass die Reisen nicht fortgesetzt werden dürfen und auch darüber, dass umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet wurden, es zu keinem einzigen Zwischenfall an Bord gekommen ist, und der Betrieb nun dennoch vorerst enden muss. Nicht, weil das Konzept nicht funktionierte, sondern weil die Regierung es so vorschreibt. Alles im Sinne des Infektionsschutzes. So die Fakten.

Morgenhimmel mit Rheinturm in Düsseldorf

Foto: Morgenhimmel mit Rheinturm in Düsseldorf

Abschied von der Crew, von lieben Menschen und Freunden

Es gibt niemanden an Bord, der die Abstands- und Hygieneregeln auf dem Schiff nicht ernstgenommen hat. Wie aus Tischgesprächen beim Frühstück heraus zu hören war, ist der Ernst der Corona-Pandemie von keinem Kreuzfahrtgast ignoriert worden. Das ist auch mein Eindruck.

Nach der Ankunft um 08:30 Uhr beginnt die Ausschiffung. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Es scheint ein Morgen wie jeder andere zu sein, an dem eine Reise endet und eine neue beginnt. Heute wird jedoch keine neue mehr beginnen.

Um 09:00 Uhr steht mein Taxi am Robert-Lehr-Ufer bereit. Es ist kein Abschied von einem Schiff, sondern von einer Vielzahl an Crewmitgliedern, lieben Menschen, Freunden, die ich zum Teil seit Jahren kenne. Jeder hat in den letzten Monaten alles dafür getan, dass die Gäste an Bord einen sicheren Urlaub verbringen können. Ein Großteil wird nun heute oder in den kommenden Tagen das Schiff verlassen müssen.

Die lachenden Gesichter sind verschwunden

Ich werfe einen letzten Blick auf die Lady Diletta. Hier hat Ende Juni alles begonnen, mit der ersten Schiffstaufe nach dem Lockdown im Frühjahr. Ich habe in zuversichtliche, hoffnungsvolle Gesichter der Crewmitglieder geschaut, dass nun alles wieder aufwärts geht und Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Ich habe in lachende Gesichter geschaut. Strahlend weiß lag die Lady Diletta im Sonnenschein an genau diesem Steiger. Strahlend weiß ist das Schiff auch heute, während der letzten Kreuzfahrt wurde es noch einmal komplett auf Hochglanz poliert. Noch ausgehend davon, dass heute neue Gästen an Bord kommen werden. Die lachenden Gesichter der Schiffscrew sind nach der Ausschiffung der Gäste verschwunden.

Coronafrei durch die Sommersaison

Abschließend unterstreiche ich gerne meine mehrfach getroffene Aussage, mich an Bord aller Flusskreuzfahrtschiffe stets sicher und wohl gefühlt habe, auch während der Corona-Zeit. Gewiss nicht, weil ich ein Freund der Kreuzfahrt bin, sondern mich die Hygienekonzepte an Bord überzeugt haben. So auch an Bord der Lady Diletta. Die aktuelle Zeit erforderte eine erhöhte Disziplin eines jeden Reisenden und der Besatzung. Diese Disziplin bei der Einhaltung der Abstände, Handdesinfektionen und dem Tragen des Mund-Nasenschutzes war durchweg überall erkennbar. Ohne die Disziplin eines jeden einzelnen Reisenden ist das beste Hygienekonzept wirkungslos. An Bord der Lady Diletta wurde den gesamten Sommer lang kein Fall einer Corona-Infizierung bekannt.

Wann die nächste Kreuzfahrt der Lady Diletta beginnen darf, ist derzeit offen. Offiziell heißt es von der Bundesregierung, der „soft Lockdown“ würde bis Ende November geplant. Glauben mag das niemand. Realistisch erscheint ein Betrieb in diesem Jahr nicht mehr. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Alle Bilder der Herbstkreuzfahrt auf Rhein und Mosel <<Link>>
  • Schiffsportrait der Lady Diletta mit Details zum Schiff <<Link>>