Am 18. August 2012 gab es ein Wiedersehen mit einem schönen Klassiker in Bremerhaven - der PRINCESS DAPHNE (Ambiente Kreuzfahrten). Wir haben natürlich unsere persönliche Schiffsbewertung und Eindrücke von Bord der Princess Daphne mitgebracht.
Wir kennen das Schiff noch gut aus der Zeit, als es unter dem Namen DAPHNE für Costa Armatori SpA (Linea C) über die Ozeane fuhr bzw. auch aus der Zeit als Switzerland und Ocean Monarch. Die charmante Dame mit Jahrgang 1953 hat jedoch eine extrem bewegte Geschichte hinter sich. Die Kiellegung war im Sommer 1953 in Newcastle/England für die Reederei Port Line als Frachtschiff! Im Oktober 1954 wurde das Schiff auf den Namen Port Sydney getauft und trat die Jungfernreise nach Australien und Neuseeland an.
Die Port Sydney hatte auch noch ein Schwesterschiff, die Port Melbourne. Beide Schiffe wurden für den Liniendienst zwischen England, Australien und Neuseeland gebaut und sind somit besonders hochseetauglich konstruiert.
Auch wenn damals schon bis zu 12 Passagiere mit der Port Sydney reisen konnten, begann die Karriere als Kreuzfahrtschiff 1974. Das Schiff wurde komplett umgebaut zu einem Kreuzfahrtschiff für den weltweiten Einsatz!
Anschließend fanden diverse Eigner- und Namenwechsel statt. Die heutige Princess Daphne war auf dem deutschsprachigen Markt schon immer bekannt und beliebt wegen ihrer überschaubaren Größe, dem guten Service und der außergewöhnlichen Routenvielfalt.
Heute ist das 163 Meter lange Schiff nun für den Veranstalter Ambiente Kreuzfahrten aus Berlin im Einsatz. Ambiente Kreuzfahrten ist eine Marke der FFR GmbH.
Nun aber zurück zur heutigen PRINCESS DAPHNE.
Als Schiffsfreak lässt man es sich natürlich nicht nehmen, die schöne Kreuzfahrt-Dame schon bei der Ankunft am Columbus Cruise Center in Bremerhaven „in Empfang" zu nehmen um die digitale Bildersammlung mit ihr zu
komplettieren.
Bild: Princess Daphne vor Bremerhaven
Am Horizont konnte man die klassische Silhouette der PRINCESS DAPHNE alsbald pünktlich erkennen. Die Morgensonne tauchte die PRINCESS DAPHNE in ein wunderbares Licht. Gut eine Stunde später drehte die PRINCESS DAPHNE mit Schlepperhilfe unmittelbar vor dem Terminal und beendete eine lange
Grönlandreise.
Der erste Eindruck war, wie damals schon, durchweg positiv - zumindest erstmal was das äußere Farbkleid betraf.
Uns ist bei der Ausschiffung der Passagiere aufgefallen, dass das Publikum erstaunlich jung war und unter dem sonst auf diesen Schiffen üblichen Altersdurchschnitt lag. Selbst einige Kinder kamen von Bord.
Als das Schiff dann zur Besichtigung freigegeben wurde, festigte sich erstmal der äußerliche Eindruck.
Ich will es mal so sagen - das Schiff ist natürlich lange schon kein Neubau mehr und punktet nicht mit einem riesigen Atrium, großen Promenaden, Shopping-Arcaden oder Wasserparks mit Kinderclub. Auch erkennt man doch schon an diversen Stellen das Alter dieser schmucken Lady. Aber es fällt sofort die Großzügigkeit der öffentlichen Räume und der Außendecks ins Auge.
Bild: Treppenaufgang zum Sonnendeck
Besonders erfreut hat es mich, dass man seit damals nichts verbaut hat und sich alle Decks noch im Ursprungszustand befanden. Was mich an der PRINCESS DAPHNE als Schiffsliebhaber auch begeistert ist, dass der Schiffsrumpf noch zum Großteil genietet und nicht geschweißt ist.
Auf dem 15.833 BRZ großen Schiff finden bis zu 450 Passagiere Platz, was eine familiäre Kreuzfahrtatmosphäre garantiert. Mit den beiden Dieselmotoren bringt es die Princess Daphne auf eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 15,5 Knoten und können bei voller Fahrt schon mal etwas lauter sein. In meinen Augen vermittelt dies aber wunderbar den Eindruck, sich auf einem Schiff zu befinden.
Wenn man sich nun auf eine Schiffsbesichtigung begibt und auf den unteren Decks beginnt, dann stößt man zunächst auf die Kabinenkategorien 1-4 im Innen- und Außenbereich.
Alle Kabinen verfügen über eine Badewanne/Dusche, WC, sind vollklimatisiert und mit einem Farbfernseher (teilweise schon Flatscreen), Bordradio und SAT-Telefon ausgestattet. In den Kategorien 1-5 gehört ein Fön nicht zur Standardausstattung. Da die Kabinenunterschiede doch erheblich sind und es nicht nur zwischen den einzelnen Kategorien deutliche Abweichungen gibt (Sichtbehinderungen, Bullaugen, Fenster, Safe, Doppelbett, Dusche, Badewanne, Sitzcouch, Minibar usw.), möchten wir diese hier nicht weiter im Detail beschreiben. Selbst innerhalb einer Kategorie gibt es kleine Detail Veränderungen, so wurden zum Beispiel defekte Röhrenfernseher gleich gegen moderne Flachbildschirme ausgetauscht - gleich welche Kategorie. Die Suiten verfügen hingegen bereits alle über Flatscreens. Gerne beantworten wir alle Fragen in einem persönlichen Beratungsgespräch.
Bild: Treppenhaus
Hervorheben möchten wir jedoch die schönen und großen Balkonsuiten auf dem Sun Deck! Der Balkon ist mit einer Sitzgruppe von Holzstühlen samt Tisch ausgestattet. Wie gerade gesagt, gehört in diesen Kabinen ein moderner Flachbildschirm zum Standard; ebenso eine Minibar, eine Sitzgelegenheit und ein großes Bad samt Badewanne. Gerade die Badewanne gefällt mir sehr gut, denn in kalten Regionen die das Schiff regelmäßig befährt, nutzt man diese gerne mal. Leider gehört eine Badewanne auf Schiffen der neueren Generation
nicht zur Selbstverständlichkeit. Dem Alter des Schiffes entsprechend sind überall Stoffvorhänge an den Duschen und vor den Badewannen angebracht, gleich ob Kategorie 1 oder 11. Diese machten jedoch durchweg einen guten Eindruck und waren gepflegt.
Der zentrale Mittelpunkt der PRINCESS DAPHNE ist das Panorama Deck (Deck 4).
Bild: Piano Bar
Hier findet man das Restaurant, in dem in einer Sitzung gegessen wird, eine Boutique, die Piano Bar, den Photoshop und die Admiral´s Lounge mit angeschlossenem Clubroom und Veranda Bar am Heck. Eine Besonderheit der Veranda Bar ist die Tatsache, dass dort geraucht werden darf. Hier erfreuen sich die Raucher an einem fantastischen Blick auf das Fahrwasser. Eine kleine Computerecke mit der Möglichkeit eines Internetzugangs wurde in den Seitenbereich der Lounge integriert. Auf dem gesamten Deck hat man W-LAN
Empfang und kann so seinen mitgebrachten Laptop oder das Smartphone nutzen.
Beeindruckend ist sicherlich das Promenadendeck der PRINCESS DAPHNE (Deck 3) mit umlaufender Promenade und tollem Blick über den Bug bzw. am Heck auf das Fahrwasser. Schade ist es in meinen Augen, dass die Promenade nicht noch mit Echtholz belegt ist sondern aus blau gestrichenem Schiffstahl besteht. Eine
Holzpromenade würde den klassischen und maritimen Charakter der PRINCESS DAPHNE sicherlich erheblich erhöhen.
Bild: Boutiquen
Drei Kabinen (Superior-Suiten OHNE Balkon) bieten auf diesem Deck die Möglichkeit an einem (fast) ungehinderten Blick in Fahrtrichtung. Nur (fast) ungehindert deshalb, weil man gerade so durch die Fenster über die Stahlreling der umlaufenden Promenade hinausblicken kann. Und wenn in diesem Bereich noch Passagiere stehen, dann ist die freie Sicht versperrt. Gerade beim Ein- und Auslaufen wird einem so häufig die Sicht genommen. Natürlich verbringt man diese Zeit aber meist sowieso an Deck und man wird diesen Umstand nicht als störend empfinden. Die Kabinengröße beeindruckt in jedem Fall - auch weil der Schlafraum abgetrennt ist. Dennoch würde ich persönlich aus den eben genannten Gründen die Penthouse-Suiten auf dem Sun Deck (Deck
1) bevorzugen. Hier kann man einen ungetrübten Blick auf das Meer genießen. Diese Balkonsuiten weisen eine Besonderheit auf - sie sind zwar alle gleich groß aber die Balkone nicht! Auch hat man von 2 Kabinen aus (1x Backbord /1x Steuerbord) einen wirklich nur sehr geringfügig schlechteren Blick auf das Meer. In diesem Bereich ist jeweils ein etwas größeres Rettungsboot angebracht. In den Katalogen ist dies nicht vermerkt, dennoch möchte ich diese Kleinigkeit nicht unerwähnt lassen.
Bild: Blick vom Balkon einer der Balkonsuiten
Allen Schiffsfreunden schlägt ein Deck höher auf dem Bridge Deck das Herz höher. Denn hier steht auf der Brücke noch ein alter Maschinentelegraph, was inzwischen nur noch extrem selten zu sehen ist. Natürlich entspricht der
Stand der Technik aber den aktuellsten Standards und Sicherheitsbestimmungen, da das Schiff laufend modernisiert wurde. Aus diesem Grund beeindrucken die restlichen, elektronischen Geräte nur bedingt.
Natürlich ist ein Besuch auf der Brücke grundsätzlich immer recht interessant und längst nicht mehr auf allen Schiffen möglich. Ergänzend sei gesagt, dass auch auf der PRINCESS DAPHNE die Brücke nicht grundsätzlich
offen ist! Aufgrund der geringen Passagieranzahl hat man jedoch relativ gute Chancen, dass einem der Zugang dort auf Nachfrage mal ermöglicht wird. Übrigens eine weitere Besonderheit gegenüber den neuen Megalinern auf denen die Brücke ein Hochsicherheitsbereich darstellt.
Bild: Brücke der Princess Daphne
Im Heckbereich der PRINCESS DAPHNE lädt das sehr großzügig dimensionierte Sonnendeck zum Verweilen ein. Wer lange in der Sonne gelegen hat, kann seinen Durst an der Neptun Bar löschen oder sich im Pool erfrischen. Was den Gesamteindruck auf dem kompletten Sonnendeck aus meiner Sicht etwas störte, ist der blaue Gummibelag auf dem Boden. Er besteht aus zusammengesteckten Gummiplatten. Hier hätte man sicherlich eine optisch ansprechende Lösung finden können. Echtholz würde der PRINCESS DAPHNE für meinen Geschmack natürlich extrem gut stehen und den maritimen Charakter deutlich unterstreichen. Allerdings ist diese Variante natürlich auch recht hochpreisig. Es gibt aber inzwischen wirklich gute Holznachbildungen die keine kalte „Fährschiff-Atmosphäre" versprühen wie der derzeitige Belag. Wenn das Schiff in nördlichen Regionen fährt, erhalten die Passagiere übrigens auch Decken für die Liegen.
Die Getränkepreise auf der PRINCESS DAPHNE sind übrigens sehr moderat. Einen Espresso erhält man schon für 1,50 EUR, ein Bier vom Fass (30 cl) schon für 2,50 EUR. Genaue Getränkepreise teilen wir gerne auf Anfrage mit.
Tischwein und Wasser sind zu den Mahlzeiten bereits im Reisepreis inkludiert. Es besteht aber auf der PRINCESS DAPHNE auch die Möglichkeit ein All-Inklusive-Getränkepaket zu buchen. Dieses kostet 14,-- EUR p.P./Tag und
beinhaltet eine große Liste an alkoholfreien Getränken, heißen Getränken, Bieren, Weinen, Aperitifs, Liköre und Cocktails.
Bild: umlaufende Galerie des Sonnendecks
Die Getränke aus der Minibar in den Kabinen (nicht in allen Kabinen vorhanden!) sind nicht in diesem Paket eingeschlossen.
Wenn man sich die Außenbereiche der PRINCESS DAPHNE weiter anschaut, dann stellt man schnell fest, dass hier an diversen Ecken und Kanten gestrichen, repariert und aufgehübscht wird, man kümmert sich also stets liebevoll um die charmante Dame.
Diese Pflege ist aber auch notwendig, denn der Zahn der Zeit bzw. das Seewasser haben zum Teil deutliche Spuren hinterlassen. Aber diese kleinen Alterserscheinungen verzeiht man dem Schiff gerne, weil die positiven
Eindrücke einfach deutlich größer sind.
Da wir alle Schiffe auch seit einiger Zeit auf die Rollstuhltauglichkeit prüfen (www.rollstuhl-kreuzfahrten.de), möchten wir das Augenmerk ganz kurz in einer Zusammenfassung auch hierauf lenken. Das Schiff ist für
Rollstuhlfahrer NICHT geeignet und ist auch nicht barrierefrei. Zwar findet in den Fahrstühlen jeweils gut ein Rollstuhl Platz aber es hapert wirklich an zu schmalen Türen, Barrieren, steilen Treppen und unerreichbaren
Außendeckabschnitten. Die Kabinengänge sind auch nicht wirklich geeignet für das Befahren mit einem Rollstuhl und dazu sehr schmal. Man muß natürlich deutlich sagen, dass das Schiff dafür nie gebaut wurde. Daher ist diese
Tatsache nun auch in keinem Fall negativ zu betrachten.
Bild: Restaurant Montreux
Eine besondere Erwähnung findet in jedem Fall das aufmerksame und liebevolle Personal der PRINCESS DAPHNE sowie die gute Küche! Alle von uns getesteten Gerichte wie Fisch, Steak, Salate, Vor- und Nachspeisen waren von guter Qualität!
Ich habe ja bereits an anderer Stelle erwähnt, dass man der PRINCESS DAPHNE aufgrund ihres maritimen Charmes die eine oder andere „Altersfalte" gerne verzeiht aber das Bordpersonal trägt nochmals erheblich dazu bei, über gewisse Schwachstellen in Form von leichten Flecken in den Polstermöbeln, teilweise welligen Teppichen, manch schiefen Bilderrahmen an der Wand, kleine Dellen in einigen Wandverkleidungen, auch schon mal eine hakende Kabinentüren hinweg zu sehen. Die Klimaanlage verrichtete übrigens an diesem heißen Samstag auch bei über 30 Grad Außentemperatur noch zuverlässig ihren Dienst - wenn auch mit leichten
Temperaturschwankungen von Raum zu Raum und innerhalb eines Kabinenganges.
Bild: Rezeption
Zusammenfassend würden wir der PRINCESS DAPHNE gute 3-Sterne geben; die Qualität der Speisen ist jedoch deutlich höher zu bewerten. Das aufmerksame und freundliche Personal hatte ich ja bereits positiv hervorgehoben.
Die PRINCESS DAPHNE ist in jedem Fall unsere Empfehlung für alle Gäste die Wert auf die Destinationen legen, in kleinem Kreis reisen möchten, maritime Atmosphäre an Bord eines klassischen Kreuzfahrtschiffes bevorzugen aber auf eine gute Küche nicht verzichten möchten und die Unterbringung in großzügig dimensionierten Kabinen zu schätzen wissen.
Familien mit Kindern ist das Schiff grundsätzlich ebenfalls zu empfehlen. Zu beachten ist aber, dass es keine Kinderanimation, keine Kinderclubs mit Wasserparks, Spielekonsolen usw. wie auf den modernen Megalinern gibt. Das gesamte Servicepersonal ist sehr kinderfreundlich und je nach Anzahl der Kinder an Bord werden auch entsprechende, altersgerechte Programme für Kinder angeboten. Zu den Mahlzeiten werden auch gerne Sonderwünsche von Kindern berücksichtigt. An Stelle von Fleisch und Fisch gibt´s dann z.B. Pizza oder Pommes. Kreuzfahrtkids sind auf der PRINCESS DAPHNE in jedem Fall willkommen und werden ihren Spaß haben.
Bild: Veranda Bar
Fast vergessen hätte ich die auf dem Bug untergebrachten, neuen Zodiacs, mit denen in entsprechenden Regionen besondere Ausflüge mit Expeditionscharakter angeboten werden können.
Unsere BILDERGALERIE vermittelt sicherlich einen noch deutlicheren Eindruck von Bord der PRINCESS DAPHNE