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30.Dezember 2015: MS Artania: Kurzkreuzfahrt mit Kofferschwund durch das Mittelmeer

Reisebericht einer eher außergewöhnlichen Kurzkreuzfahrt mit der „Artania“ von Phoenix Reisen nach Ajaccio (Korsika), Olbia (Sardinien) und Civitavecchia (Italien) ab/bis Genua vom 18.12.-22.12.2015

Freitag, 18. Dezember 2015: Anreise nach Mailand bzw. Genua, Italien

Wir reisen am frühen Morgen aus Hamburg kommend nach Mailand an, stehen mit über 70 weiteren Passagieren der „Artania“ am Kofferband in Mailand und freuen uns auf eine vorweihnachtliche Kurzkreuzfahrt in Richtung Korsika, Sardinien und das italienische Festland. Dafür benötigen wir nun nur noch unsere beiden  Koffer, um in den bereits wartenden Phoenix-Transferbus in Richtung Genua steigen zu können.

Nach rund 20 Minuten Wartezeit am Kofferband wird dieses abgeschaltet und die Hinweistafel, auf der unser Flug eingeblendet wurde, erlischt. Wir stehen aber nicht etwa alleine an diesem Band, mit uns warten 24 weitere Personen dort. Allgemeine Unruhe macht sich breit. Ein italienischer Flughafenmitarbeiter verkündet kurz darauf, dass keine weiteren Koffer kommen werden. Das Flugzeug befindet sich bereits auf dem Rückflug in Richtung Hamburg.

Die folgenden Abläufe lassen sich nur schwer in wenige Worte fassen, würden in gekürzter Form dem Leser aber ein völlig falsches Bild liefern. Wir halten dennoch einige, relevante Fakten fest. Die Koffer wurden in Mailand vom Bodenpersonal nicht entladen, sind im Flugzeug verblieben und nach Hamburg zurückgekehrt. Bis zum Abend konnten, Dank intensiver Bemühungen des Teams vor Ort und von Phoenix Reisen in Bonn, immerhin 4 Koffer nach Mailand nachgeliefert werden. Das restliche Gepäck erreichte die „Artania“ nicht mehr. Da wir selbst zu den letzten Gästen zählen, die kurz vor dem Auslaufen um 20:00 Uhr an Bord gehen, bleibt keine Zeit mehr für einen Einkaufsbummel in Mailand oder Genua.

Die Stimmung ist zu diesem Zeitpunkt, man mag es sich vorstellen können, nicht mehr die beste. Das soll sich dann schon im Hafenterminal wieder ändern. Die Begrüßung durch das Phoenix Team ist herzlich, aufgelockert und professionell zugleich.

Nach der Seenotrettungsübung erhalten die kofferlosen Gäste von Kreuzfahrtdirektor Thomas Gleiss ein „Notfallkit“, welches einen Satz Schiesser Feinripp Unterwäsche, Zahnpflegemittel und weitere Hygieneutensilien beinhaltet. Um die Erstausstattung zu vervollständigen, suchen wir zu einem späteren Zeitpunkt den, wie wir schnell feststellen, gut sortierten „Artania“ Bordshop auf. Hier trifft sich fast die komplette Koffergruppe wieder und begrüßt sich in guter Stimmung und „alter Frische“. Für die kommenden 2 Tage sind wir nun erstmal mit den notwendigsten Dingen ausgestattet.

Auf die große Willkommensparty in der Pazifik-Lounge verzichten wir heute und lassen den Tag ruhig ausklingen.

Hatten wir in vorherigen Reiseberichten eigentlich erwähnt, dass an Bord der Phoenix-Flotte beinahe alle deutschsprachigen, gängigen Satelliten-Fernsehprogramme empfangen werden? Wir zählen über 30, darunter sogar der KiKa Kinderkanal. Der Empfang der Fernsehkanäle hängt natürlich vom jeweiligen Fahrtgebiet ab, aber ungeachtet dessen trifft selbst hier der Slogan „Willkommen an Bord, willkommen zu Hause“ zu.

Kapitän auf dieser Kreuzfahrt: Elmar Mühlebach, bekannt von der MS Deutschland

Kreuzfahrtdirektor auf dieser Kreuzfahrt: Thomas Gleiß

Surfen per WLAN ist auf der „Artania“ übrigens auf dem ganzen Schiff möglich, wir haben es ausprobiert. Zu unserer Überraschung ist die Verbindung sogar sehr flott, die Seiten bauen sich nur unwesentlich langsamer auf als im WLAN-Netz an Bord der „Independence of the Seas“, wo ja seitens der Reederei mit einem besonders schnellen Internet auf allen Schiffen der Flotte geworben wird. Der Unterschied besteht natürlich in der Anzahl der Nutzer auf dem Schiff, welche auf der „Artania“ sehr niedrig ausfällt und somit auch die Datenübertragung positiv beeinflusst.

Samstag, 19. Dezember 2015: Ajaccio, Korsika

Um 08:00 Uhr lockt das leckere und reichhaltige Frühstücksbuffet im Lido Buffet-Restaurant auf Deck 8. Zur gleichen Zeit ist auch schon die felsige Küste Korsikas in Sicht, auf die wir uns mit etwa 15 Knoten Fahrt durch den Golf von Ajaccio zu bewegen. Der Himmel ist grau, die gerade aufgegangene Sonne wird von dicken Wolken verdeckt. Der Lotse kommt an Bord.

Die „Artania“ erreicht pünktlich um 09:00 Uhr den ersten Zielhafen dieser vorweihnachtlichen Kurzreise – Ajaccio auf der Insel Korsika. Vor einigen Jahren haben wir bereits schon einmal mit einem Kreuzfahrtschiff hier gelegen, allerdings mit einem deutlich größeren, draußen auf Reede. Die Artania dagegen hält mit ihrem Bug weiterhin voll auf die Altstadt zu und macht nur wenige Meter davor fest. Der klare Vorteil eines mittelgroßen Kreuzfahrtschiffes. Fairer Weise muss man dazu sagen, dass die Pier inzwischen vergrößert wurde und auch Kreuzfahrtschiffe mit einer Länge von 300m im Hafen festmachen können.

MS Artania morgens in Ajaccio, Korsika, 19.12.2015

Foto: MS Artania morgens in Ajaccio, Korsika, 19.12.2015

Bei unserem letzten Besuch sind wir mit dem Mietwagen über die Insel gefahren, es blieb keine Zeit mehr die Stadt Ajaccio anzusehen. Das holen wir heute auf individueller Basis nach.

Ajaccio ist die größte Stadt Korsikas und zugleich die Hauptstadt und Sitz des Regionalparlaments. Insgesamt leben etwa 64.000 Einwohner in Ajaccio, dessen berühmtester Sohn Napoleon Bonaparte ist. Seine Standbilder zieren heute diverse Straßen und Plätze der Stadt. Die Lebensart der Bewohner von Ajaccio ist im Vergleich zu anderen Städten der Insel sehr aufgeschlossen, locker und gelassen. Ajaccio lockt mit einem mondänen, französischen Flair, bietet einige Boulevards, Parkanlagen und schöne Plätze. Außerdem lässt es sich in Ajaccio recht gut shoppen, wie wir später selbst feststellen. Die Geschichte von Ajaccio reicht bis in die Antike zurück. Wir erkunden unmittelbar nach dem Festmachen der „Artania“ aber das heutige Ajaccio und beginnen mit der Mole Jetée de la Citadelle, von der aus sich ein wunderbarer Ausblick auf die Uferpromenade, den Hafen sowie die kleinen Fischer- und Segelboote bietet.

Nur wenige Schritte später stehen wir auf dem Place Foch, auf dem von Dienstag bis Sonntag von 08:00 – 12:00 Uhr bunte Marktstände aufgebaut sind. Der Markt von Ajaccio gilt als der schönste Markt Korsikas. Angeboten wird eine Fülle an einheimischen Produkten von Gewürzen über Obst und Gemüse bis hin zu Gewürzen und unzähligen Wurstwaren.

Gewürze auf dem Markt von Ajaccio

Foto: Gewürze auf dem Markt von Ajaccio

Da wir Ajaccio außerhalb der Saison besuchen, begegnen wir auf unserem gesamten Rundgang fast ausschließlich Einheimischen, was uns die lockere und fröhliche Atmosphäre in dieser Stadt in nahezu authentischer Form erleben lässt. Mehr und mehr kämpft sich die Sonne durch die dicke Wolkendecke und taucht die bunten Häuser der Stadt in zarte Pastelltöne.

auf dem Markt von Ajaccio

Foto: auf dem Markt von Ajaccio

Wir verlassen den Markt und laufen direkt auf den Place du Géneral-de-Gaulle zu, einen großen Platz der aktuell nicht nur von einer großen Statue mit Napoleon Bonaparte hoch zu Ross als Kaiser geziert wird sondern auch vom Weihnachtsmarkt. Die Stände sind noch verwaist, die bunten Buden werden gerade erst geöffnet. Wir entschließen uns, den Weihnachtsmarkt später noch einmal zu besuchen.

Obwohl derzeit eigentlich keine Touristen in der Stadt zu sehen sind, verkehren die Hop-on Hop-off Sightseeing-Busse, wenngleich sie in den Wintermonaten als reine Stadtrundfahrtbusse unterwegs sind, also zwischendurch nicht anhalten. Die Abfahrten beschränken sich im Winter auf zwei pro Tag, wir haben Glück und ergattern auf dem offenen Oberdeck noch freie Plätze. Offenbar befinden sich ausschließlich Passagiere der „Artania“ im Bus, denn alle Durchsagen erfolgen zunächst auf Deutsch und dann nur noch in englischer Sprache. Es ist herrlich, die Stadt in aller Ruhe und ohne Touristenmassen erkunden zu können. Das Glück bleibt heute auf unserer Seite, denn zeitgleich mit der Abfahrt des Busses zeigt sich die Sonne am Himmel. Das Thermometer klettert auf angenehme 15 Grad.

Küstenabschnitt und Strände westlich von Ajaccio, Korsika

Foto: Küstenabschnitt und Strände westlich von Ajaccio, Korsika

Die Fahrt führt uns vorbei am westlichen Küstenabschnitt von Ajaccio, direkt am Golf von Ajaccio entlang bis zu einem großen Parkplatz am Pointe de la Parata, auf dem der Bus 20 Minuten verweilt. Dass unser Bus der einzige weit und breit ist lässt sich bereits erahnen, wir genießen diese Tatsache außerordentlich. Es sind keine Touristen, keine Motoren, kein Lärm sondern nur das Geschrei einiger Möwen sowie den Wind, der durch den flachen Bewuchs am Ufer weht zu hören. Die pure Idylle an einem der beliebtesten Ausflugsziele, nur 10 Kilometer von Ajaccio entfernt. Es lohnt ein Spaziergang entlang der schroffen und recht kargen Küste zum Tour de la Parata.

Naturlandschaft am Pointe de la Parata, Korsika

Foto: Naturlandschaft am Pointe de la Parata, Korsika

Noch einmal fahren wir mit dem Bus entlang der Küste, vorbei an den zu dieser Jahreszeit unberührten Stränden und leeren Restaurants an selbigen. Nach etwa einer Stunde kehren wir zurück zum Ausgangsort unserer Rundfahrt und begeben uns zunächst auf eine kurze Shoppingtour durch die Einkaufsstraßen. Es fehlt ja weiterhin unser Gepäck. Die Damenwelt wird in Ajaccio bevorzugt, denn unter 30 Modegeschäften findet sich im Schnitt nur eines für den Herren. Woran mag das nur liegen?!

Einkaufsstraße in Ajaccio, Korsika

Foto: Einkaufsstraße in Ajaccio, Korsika

Inzwischen haben die vielen, kleinen Buden auf dem Weihnachtsmarkt in Ajaccio, die auf dem Place du Géneral-de-Gaulle aufgebaut sind, geöffnet. Die Atmosphäre ist kaum zu beschreiben und irgendwie unwirklich. Das Thermometer zeigt inzwischen milde 18 Grad an, was die freien Außenplätze nicht nur vor den Holzbuden des Weihnachtsmarktes füllt. Die Außenplätze der Cafés sind gut besucht, auf der Eisbahn laufen Schlittschuhläufer in Sommerkleidung, mit Kunstschnee besprühte Tannbäume stehen beinahe verloren überall auf dem Platz herum und suggerieren dem Besucher, es sei tiefster Winter.

gut besuchte Kafés auf dem Weihnachtsmarkt von Ajaccio

Foto: gut besuchte Cafés auf dem Weihnachtsmarkt von Ajaccio

Von der Aussichtsterrasse am Ende des Platzes bietet sich eine tolle Aussicht auf das Meer, die von Palmen bestandene Uferpromenade sowie die Umgebung.

Abendstimmung Boulevard Pascal Rossini Ajaccio

Foto: Abendstimmung Boulevard Pascal Rossini, Ajaccio

Zu unserer Freude entdecken wir im Laufe des Rundgangs über den Weihnachtsmarkt ausschließlich einheimische Produkte und Kunsthandwerk der Region. Weit und breit keine Spur von Touristen-Verkaufsständen oder Buden. Auch die Preise in den Cafés kommen uns erstaunlich niedrig vor, offenbar entfällt derzeit der Touristenzuschlag.

Eislaufbahn auf dem Weihnachtsmarkt in Ajaccio

Foto: Eislaufbahn auf dem Weihnachtsmarkt in Ajaccio

Wir reißen uns schließlich los von der einzigartigen Atmosphäre auf dem Frühlings – ach nein, es ist und bleibt ein Weihnachtsmarkt. Eine Sonnenbrille wäre heute auf jeden Fall das passendere Utensil als die von uns gewählte Jacke samt Pullover gewesen.

Weihnachtsmarkt in Ajaccio

Foto: Weihnachtsmarkt in Ajaccio

Wir laufen vorbei an der Kathedrale von Ajaccio, in der sich das Familiengrab der Bonapartes befindet. Ein Besuch der Kathedrale, dessen Hochaltar aus weißem Marmor besteht und eine Stiftung von Napoleons Schwester war, lohnt grundsätzlich. Wir verzichten heute darauf, da nicht mehr all zu viel Zeit bis zum Auslaufen der „Artania“ verbleibt. Die hat man übrigens während eines Stadtrundgangs immer wieder im Blick. Beinahe keck schaut sie überall zwischen den pittoresken Häusern der Altstadt hindurch, die in der Abendsonne mit ihr um die Wette strahlen.

MS Artania und Altstadt von Ajaccio, Korsika

Foto: MS Artania und Altstadt von Ajaccio, Korsika

Es lohnt ein Spaziergang entlang dem Boulevard Pascal Rossini vom Place du Géneral-de-Gaulle aus vorbei an der Zitadelle von Ajaccio in Richtung Fischerhafen. Die tief stehende Nachmittagssonne sorgt zu dieser Jahreszeit für eine fast kitschig anmutende Szenerie, die auch aus der Feder eines Malers entsprungen sein könnte.

Abendstimmung am Boulevard Pascal Rossini in Ajaccio

Foto: Abendstimmung am Boulevard Pascal Rossini in Ajaccio

Nicht minder beeindruckend ist der Blick von der Mole aus auf unsere im Hafen liegende „Artania“, die mit ihrer Eleganz eine reine Augenweide im Hafen ist.  Die Fischer machen bereits ihre Boote klar zum Auslaufen am nächsten Morgen und fachsimpeln miteinander. Die Lebensfreude und allgemeine Zufriedenheit der Korsen wird uns heute mehr als deutlich und zeigt sich in vielen Bereichen der Stadt. Natürlich sind Probleme und Armut auch hier nicht weg zu diskutieren, das Gesamtbild ist jedoch deutlich ansehnlicher und harmonischer als anderswo.

MS Artania mit Fischerbooten in Ajaccio, Korsika

Foto: MS Artania mit Fischerbooten in Ajaccio, Korsika

Mit unserer Rückkehr um 16:30 nutzen wir die maximale Landgangszeit aus, bevor um 17:00 Uhr die Leinen fallen und die „Artania“ mit dem Heck voraus den Liegeplatz verlässt. Die Auslaufparty in der Phoenix Bar könnte auch den Titel „Sommernachts-Party“ tragen, so mild ist es noch. Die Luft ist klar und nach dem Sonnenuntergang greift Mutter Natur noch einmal zum Tuschkasten und lässt den Himmel im Minutentakt in anderen Farben erscheinen, dazu ist es beinahe windstill. Welche Jahreszeit haben wir gleich noch mal?! Schöner kann es auch im Sommer nicht sein. Im Gegenteil, Ajaccio heute fast ohne Touristen erleben zu können, ist unbezahlbar!

Abenddämmerung an Deck MS Artania

Foto: Abenddämmerung an Deck MS Artania

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Fasziniert von den Eindrücken dieses Tages speisen wir heute im Restaurant Vier Jahreszeiten und lassen den Abend in der Pazifik Lounge ausklingen. Um 22:30 Uhr wird in Harry´s Bar der Late-Night-Snack serviert, die uns bereits sehr gut bekannte „Phoenix Currywurst“ in drei verschiedenen Schärfegraden.

Sonntag, 20. Dezember 2015: Olbia, Sardinien

Beim Blick vom Balkon aus zeigt sich heute Morgen die gleiche Wettersituation wie gestern, alles ist grau. Das soll sich aber schon gleich nach dem Festmachen um 08:30 Uhr ändern. Makellos blau ist der Himmel fortan. Das perfekte Wetter für einen wunderschönen Ausflug an die Costa Smeralda, so ist es geplant.

Aus diesen Planungen soll jedoch nichts werden. Wir haben die Rechnung ohne die Sarden gemacht und ohne die Organisatoren des heute stattfindenden Marathons in Olbia. Natürlich haben wir im Vorfeld einen eigenen Kleinbus organisiert und einen Preis ausgehandelt. Dieser aber hätte am Freitag – unserem Ankunftstag in Mailand bzw. Genua – bestätigt werden müssen. Auch das war uns grundsätzlich klar. Im allgemeinen Kofferchaos ist es aber letztendlich zur Nebensache geworden. Kein Problem sollte man meinen, schließlich sind wir auch heute wieder die einzigen Touristen im Ort. Unseren vorher gebuchten Tourguide erreichen wir telefonisch, dieser will aber nun einen Wochenend- und Kurzfristzuschlag auf den vereinbarten Preis in Höhe von 100% haben – da von uns am Freitag die Tour nicht bestätigt wurde. Handeln nicht möglich! Wir lehnen dankend ab und begeben uns im Ort auf die Suche nach einem Taxi. Schnell werden wir fündig, eine ganze Armada an schönen Mercedes-Großraumtaxis steht in der Innenstadt geparkt, die Fahrer entspannen in einer gegenüber liegenden Kneipe und lassen den Tag offenbar ganz geruhsam beginnen.

Innenstadt von Olbia auf Sardinien

Foto: Innenstadt von Olbia auf Sardinien

Natürlich sind sich alle Taxifahrer einig und verlangen ebenfalls einen Sonntagszuschlag in selbiger, utopischer Höhe. Auch hier lehnen wir dankend ab, die Fahrer geben sich völlig Gelassen wieder dem Nichtstun hin und schauen auf die vereinzelt vorbeiziehenden Läufer des Marathons.

Plan C, die Anmietung eines Mietwagens soll folglich natürlich nicht funktionieren – es ist ja immer noch Sonntag. Nur am etwa 5 Kilometer entfernten Airport sind Stationen geöffnet. Ob dort passende Autos zur Verfügung stehen, lässt sich auf die Schnelle nicht klären. Der regulär zum Flughafen verkehrende Bus fällt wegen gesperrter Zufahrtsstraßen im Rahmen des Marathons leider aus. Inzwischen ist es Mittag geworden und wir haben die Lust an heutigen Unternehmungen verloren. Offenbar ist man hier derart übersättigt von den Einnahmen der sommerlichen Touristenmassen, dass Touristen im Winter als lästig empfunden werden. Lieber putzt man seinen blinkenden Mercedesstern auf der Motorhaube und schiebt den gut genährten Wanst wieder unter den Kneipentisch am Straßenrand.

So sieht Wohlstand auf Sardinien aus. Die Sarden sind schon ein Völklein für sich, das war bereits bei unserem ersten Besuch im Jahr 2004 unser Eindruck. Olbia ist und bleibt aus unserer Sicht ein nicht sonderlich attraktiver Durchgangsort mit einigen Cafés und Restaurants auf dem Weg in die nördlich oder südlich gelegenen Ferienregionen. Mit knapp 58.000 Einwohnern ist Olbia die viertgrößte Stadt Sardiniens und liegt am gleichnamigen Golf von Olbia.

Wir kehren auf die „Artania“ zurück und finden den verlorenen Koffer auf der Kabine. Damit ist nicht nur unser Gepäck nun wieder vollständig sondern auch jenes der anderen Reisegäste, denn alle noch verschollenen Koffer sind in Olbia an Bord gekommen.

Pünktlich um 17.00 Uhr ertönt die schöne „Artania“ Auslaufmelodie „Audemus“ von Charlotte und Jürgen Wendling aus den Lautsprechern.

Am Abend treffen wir Kreuzfahrtdirektor Thomas Gleiß und schauen Kapitän Elmar Mühlebach auf der Brücke beim Ablegen von der Pier in Olbia zu. Thomas Gleiß ist ein alter Phoenix-Hase und fast von der ersten Stunde an im Unternehmen tätig. Ein richtiger Seebär ist auch Elmar Mühlebach. Der leidenschaftliche Seefahrer, Familienvater und frühere Marine-Offizier Mühlebach studierte zunächst Luft- und Raumfahrttechnik, anschließend Nautik. Von 2007 bis 2012 ist er als nautischer Offizier und danach als Kapitän auf der Deutschland tätig, im Frühjahr 2015 stößt er zu Phoenix Reisen und übernimmt zunächst das Kommando auf der beliebten „Albatros“. Mühlebach freut sich, dass die Deutschland, zu der er eine ganz besondere Beziehung hat, bald die Phoenix-Flotte vergrößern wird. Die Deutschland ist das erste Kreuzfahrtschiff auf dem Mühlebach seinerzeit das Kommando als Kapitän übernommen hat. Da ist diese Freude nur verständlich.

Kapitän Elmar Mühlebach auf Brückennock der MS Artania

Foto: Kapitän Elmar Mühlebach auf Brückennock der MS Artania

Unser Tag endet heute im Artania Restaurant bzw. in der Pazifik Lounge mit dem Cocktail des Tages.

Lido-Terrasse MS Artania abends

Foto: Lido-Terrasse MS Artania abends

Montag, 21. Dezember 2015: Civitavecchia, Italien

Wir erreichen schon früh am Morgen um 06:30 Uhr den letzten Hafen auf dieser vorweihnachtlichen Kurzkreuzfahrt mit der „Artania“, Civitavecchia, die bedeutendste Hafenstadt der Region Latium. In Civitavecchia sind wir bereits mehrfach mit einem Kreuzfahrtschiff zu Besuch gewesen, jedoch ausschließlich um von dort aus in die Hauptstadt Rom zu fahren. Civitavecchia liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich von Rom und verfügt über einen der größten Seehäfen für Kreuzfahrtschiffe im Mittelmeerraum. In den Sommermonaten tummeln sich hier bis zu 8 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig und spucken die Menschen auf die Kaianlagen aus. Heute, am 21. Dezember 2015 liegt nur die MSC Preziosa gemeinsam mit uns im Hafen. Ein Großteil aller Passagiere wird mit Bussen nach Rom fahren, immerhin 15 stehen schon für die Passagiere der „Artania“ bereit.

MS Artania und MSC Preziosa in Civitavecchia

Foto: MS Artania und MSC Preziosa in Civitavecchia

Wir sind zunächst skeptisch, ob sich  ein Besuch in Civitavecchia lohnen würde. Zu sehr sind uns noch die gestrigen Erlebnisse aus Olbia im Gedächtnis und Civitavecchia gilt allgemein auch nur als Ausgangspunkt für Fahrten nach Rom. Kaum eine Quelle im Internet beschreibt diesen Hafen als sehenswert oder als Hauptzielort bzw. Alternative zu Rom. Wir wagen es trotzdem und fahren mit einem der kostenfreien Shuttlebusse bis zur Michelangelo Festung, die erhaben vor der Hafeneinfahrt steht. Die Michelangelo Festung ist eine der imposantesten Militärbauten, die im 16. Jahrhundert an der Küste des Latium entstanden. Der rechteckige Grundriss ist an den Ecken von vier zylinderförmigen Wachtürmen und an der Seite zum Hafen hin durch einen Bergfried geschützt. Man kann die Festung komplett umrunden.

Michelangelo Festung Civitavecchia

Foto: Michelangelo Festung Civitavecchia

Damit sind die offiziellen, wichtigen Sehenswürdigkeiten von Civitavecchia im Grunde auch schon erwähnt, wenn man mal Museo Archeologico Nazionale absieht.

Bzgl. der Shuttlebusse sollte vielleicht erwähnt werden, dass es unmittelbar vor der Festung einen offensichtlich neuen Bushalteplatz gibt. In den Landgangskarten und Stadtplänen ist noch ein Haltepunkt am nördlichen Hafenausgang eingezeichnet, bei dem die Gäste in einem völlig uninteressanten Teil der Stadt abgesetzt werden. Allerdings fahren von hier aus offenbar private Touranbieter los. Der Fußweg vom südlichen, aktuellen Bushalteplatz in Richtung Nordausgang beträgt ca. 15 Minuten. Dabei durchquert man den kompletten Yacht- und Fischereihafen. Ob es sich lohnt, diesen anzusehen, muss nun jeder für sich selbst entscheiden. Die interessanten Boulevards und Plätze der Stadt sind südlich des Hafens gelegen.

Fischerboote im Hafen von Civitavecchia 21.12.2015

Foto: Fischerboote im Hafen von Civitavecchia 21.12.2015

Den Hafen in südlicher Richtung verlassen, eröffnet sich dem Besucher zunächst ein riesiger Platz, die Piazza della Vita mit vorgelagertem Strand. Dieser Strand ist steinig und überhaupt nicht einladend, aus unserer Sicht völlig ungeeignet zum Baden. Der Piazza della Vita schließt sich eine nicht minder weitläufige und lange Uferpromenade an, die wirklich schön anzusehen ist. Ein Treppenaufgang verbindet nach kurzer Zeit den unteren Teil am Wasser mit einem höher gelegenen Boulevard.

Hafenfront, Treppenaufgang und Bogenbrücke Promenade Civitavecchia

Foto: Hafenfront, Treppenaufgang und Bogenbrücke Promenade Civitavecchia

Der langgestreckte, von Palmen bestandene Boulevard ist beinahe komplett leer. Nur wenige Einheimische besuchen an diesem Vormittag die Straßencafés und Restaurants, die sich wie an einer Perlenkette aneinanderreihen. Die Aussicht ist sehr schön, offenbar gab es hier früher einmal ein großes Bauwerk an Brücken und Stegen die weit in das Meer hinaus führten. Entlang der Promenade stehen Informationstafeln auf denen solche früheren Brücken erkennbar sind. Einen Teil davon hat man wohl versucht wieder aufzubauen, was im Vergleich zu den früheren Prunkbauten eher peinlich anmutet. Einzig eine lange, weiße Bogenbrücke aus Metall ist ein echter Hingucker, auch diese ist aber von Korrosion gezeichnet und rostet augenscheinlich schon seit längerer Zeit vor sich hin.

Wasserfront mit Bogenbrücke in Civitavecchia

Foto: Wasserfront mit Bogenbrücke in Civitavecchia

Wir laufen die Bogenbrücke bis zum Ende durch und werden mit einem hübschen Blick auf die malerische Wasserfront, historische Wohnhäuser und einen kleinen Yachthafen belohnt. Die Strände in diesem Bereich sind zwar nicht ganz so felsig wie am Hafeneingang aber immer noch als ungeeignet zum Baden zu bezeichnen. Im klaren Wasser liegen überall Felsen, zerbrochenes Glas und andere, scharfkantige Gegenstände.

Bogenbrücke und Wasserfront Civitavecchia

Foto: Bogenbrücke und Wasserfront Civitavecchia

So schön diese Brücke auch anzusehen ist und so sehr sie diesen Abschnitt der Stadt auch aufwertet, ihr Sinn ist für uns nicht ersichtlich. Den Felsen, den sie mit dem Ufer verbindet will man eigentlich nicht wirklich anschauen, er ist wohl Bestandteil der früheren Stegkonstruktionen und hat die vergangenen Jahrhunderte unbeschadet überstanden. Wie dem auch sei, einen Besuch ist sie allemal wert.

Wir laufen noch bis zum kleinen Yachthafen am Ende der kleinen, künstlich angelegten Bucht und treten dann den Rückweg in Richtung Hafen an. Faszinierend ist die Ruhe, die am heutigen Morgen in Civitavecchia herrscht. Der kleine Yachthafen befindet sich im tiefen Winterschlaf, die Boote sind abgedeckt, die umliegenden Bootshäuser und Cafés leergefegt, hier und da räkeln sich Möwen auf der Steinmauer und genießen offenbar die Sonne, ein Paddler bringt sein kleines Boot zu Wasser und dreht eine Runde. Mehr nicht. Wir genießen es und kommen zu der Erkenntnis „Es muss nicht immer Rom sein.“

an der Wasserfront in Civitavecchia

Foto: an der Wasserfront in Civitavecchia

Natürlich, Rom ist Pflicht, wer die riesige Metropole aber kennt, für den ist ein Besuch in Civitavecchia eine nette Alternative. Wieder in der City angekommen, besuchen wir noch den Markt sowie einige Einkaufsstraßen und kehren in einer typischen Pizzeria am Hafen ein. In Civitavecchia sind zwar auch die üblichen Fastfood Ketten und Burgerbuden vertreten aber wer lässt sich schon freiwillig eine Original italienische Pizza entgehen.

Markt in Civitavecchia 21.12.2015

Foto: Markt in Civitavecchia 21.12.2015

Fast hätten wir eine wichtige Sehenswürdigkeit in Civitavecchia vergessen, die Kathedrale San Francesco d´Assisi aus dem Jahr 1610. Das Licht fällt hier durch elf große Fenster in den einschiffigen Kirchenraum, der Hauptaltar ist mit Marmor verkleidet.

Kathedrale San Francesco d´Assisi von Civitavecchia

Foto: Kathedrale San Francesco d´Assisi von Civitavecchia

Wieder zurück auf der “Artania” beginnt heute auch schon der letzte Abend unserer vorweihnachtlichen Kurzkreuzfahrt im Mittelmeer. Wir speisen noch einmal im Artania Restaurant und kehren anschließend, fast schon traditionell, in der Pazifik Lounge ein.

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Unser Fazit der vorweihnachtlichen Kurzkreuzfahrt:

Abgesehen vom Kofferspektakel in Mailand und dem letztendlich daraus resultierenden, vermurksten Landausflug in Olbia, ist diese vorweihnachtliche Kurzkreuzfahrt mit der „Artania“ ein richtiges Winter-Highlight. Aufgrund der Tatsache, dass kein Seetag zwischen den einzelnen Destinationen liegt, ist diese Kurzreise definitiv keine Erholungsreise sondern vielmehr eine willkommene Schnuppertour in der Vorweihnachtszeit. Wenn man die Liegezeiten komplett ausnutzt, lässt sich das umfangreiche Bordprogramm auf Kurzkreuzfahrten kaum wahrnehmen, wenngleich dieses auf der „Artania“ bereits in gekürzter Form angeboten wird. Solche Kurzreisen eignen sich für jene Passagiere, die das jeweilige Kreuzfahrtschiff kennen lernen wollen auch nur bedingt und rücken es in ein falsches Licht. Auf längeren Kreuzfahrten kehrt spätestens nach dem dritten Tag eine gewisse Routine und Ruhe an Bord ein, die Gäste sind entspannt und gelassen. Nicht so auf einer Kurzkreuzfahrt. Es herrscht stets ein reges Treiben und Gewusel in den öffentlichen Bereichen, was unvermeidbar ist. Die Kreuzfahrtgäste wollen das Maximum für sich herausholen, alles erkunden und erleben. Da bleibt für Entspannung keine Zeit.

Überaus viel Glück haben wir mit dem Wetter, denn von den Morgenstunden abgesehen beglückt uns fast pausenlos ein blauer Himmel mit viel Sonnenschein und milden Temperaturen. Keine Selbstverständlichkeit im Dezember im Mittelmeer. 

Die Jahreszeit entpuppt sich zusätzlich als ein echter Pluspunkt – alle Destinationen und Sehenswürdigkeiten lassen sich ohne Touristenmassen erleben. Nur in den Wintermonaten sind Städte und Dörfer in einem solchen Dornröschenschlaf zu sehen. Fast ein Grund, Kreuzfahrten nur noch im Winter zu unternehmen.

MS Artania in Genua 22.12.2015

Foto: MS Artania in Genua 22.12.2015

Dienstag, 22. Dezember 2015: Genua, Italien

Wir erreichen mit der „Artania“ den Start- und Zielhafen Genua um 09:00 Uhr. Ein Großteil der Passagiere verbleibt bis zum frühen Nachmittag an Bord, da die meisten Flüge ab Mailand erst in den Abendstunden den Airport verlassen. Phoenix Reisen bietet seinen Kreuzfahrtgästen den Service, die Kreuzfahrtschiffe so lange wie möglich nutzen zu können – immer abhängig von den über die Reederei gebuchten Flügen und anderen, organisatorischen Gegebenheiten.

Dieses Service Plus wissen die Gäste zu schätzen, denn das verkürzt unangenehme Wartezeiten an den Flughäfen erheblich. Natürlich wird allen Gästen auch noch ein kostenfreies Mittagessen geboten. Wer keinen Tischwein trinkt, zahlt die Getränke am Abreisetag in Bar.

Um 15:00 Uhr endet unsere Kreuzfahrt offiziell mit der Ausschiffung, dem anschließenden Bustransfer nach Mailand und dem Abendflug zurück nach Hamburg.

Hintergrund:

Obwohl diese Kreuzfahrt von sehr kurzer Dauer ist, werden insgesamt 18.100 Brötchen verspeist, 7.890 Eier verbraucht, 2.170 Gläser Sekt ausgeschenkt und 480 kg Melonen konsumiert. Die zurückgelegte Distanz beträgt 618 sm bzw. 1.144 km.

Alle Kreuzfahrten mit der „Artania“ können bei uns gebucht werden. Senden Sie uns einfach eine unverbindliche Anfrage per Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie uns an unter 04893-4288535.


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