Rund fünf Wochen lag das Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg von Luther Travel Cruises am Anleger von Geesthacht an der Elbe. Eigentlich wollten Kapitän Jan Harnisch und Joachim Schramm schon am 18. März mit Gästen von Hamburg nach Dresden ablegen und in die Saison 2020 starten. Dann kam bekanntlich die weltweite Corona-Pandemie dazwischen.
Frisch herausgeputzt sollte die erste Flusskreuzfahrt der Junker Jörg am 18. März beginnen. Alles war vorbereitet. Dann kam der große „Lock down“ und zwang weltweit alle Reedereien, ihre Kreuzfahrten direkt oder nach Ausschiffung der Passagiere abzusagen. Der Saisonstart der Junker Jörg hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen, so dass keine Gäste direkt vom weltweiten Stillstand der Reisebranche betroffen waren.
Foto: Das Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg
„Wir sind froh, dass wir bald wieder Gäste an Bord begrüßen dürfen und planen momentan die erste Reise für den 20. Juni mit unserer frisch herausgeputzten Junker Jörg. Zum Schutz unserer Passagiere und Crewmitglieder haben wir, wie auf allen Flusskreuzfahrtschiffen üblich, eine Hygiene-Checkliste für alle Reisen vorbereitet“, so Jan Harnisch von Luther Travel Cruises.
Etappe 1
Am 13. Mai 2020 ertönt endlich wieder das Geräusch der beiden Deutz-Dieselaggregate und die Leinen der Junker Jörg werden vom Anleger gelöst. Wie vorgesehen sind sie um 11:45 Uhr ins braune Elbwasser gefallen und die Junker Jörg nimmt langsam Kurs auf die Schleuse in Geesthacht.
Foto: Junker Jörg vor Schleuse Geesthacht 13.05.2020
Danach ist der Weg frei in Richtung Hamburg. Bei grauem Schmuddelwetter passiert das 95m lange Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg zunächst die Elbphilharmonie, dann die Landungsbrücken, Blankenese, die Schiffsbegrüßungsanlage Willkommhöft und bei Sonnenschein schließlich Glückstadt sowie die Schleusen in Brunsbüttel. Um kurz nach 20:00 Uhr ist die erste Tagesetappe der Überführung schließlich beendet. Über Nacht liegt die Junker Jörg an den Dalben im Hafen von Brunsbüttel.
Foto: Junker Jörg passiert Elbphilharmonie 13.05.2020
Pünktlich um 04:50 Uhr wird der Lotse für die Passage des ersten Streckenabschnitts vom Nord-Ostsee-Kanal an Bord genommen und um 05:00 Uhr drückt das Bugstrahlruder die Junker Jörg in die Fahrrinne hinaus. Noch vor Sonnenaufgang nimmt die Junker Jörg von Brunsbüttel aus Kurs auf die Lindenau Werft in Kiel. Der Nord-Ostsee-Kanal zählt zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen weltweit. Die Junker Jörg ist allerdings ein seltener Gast auf dieser Bundeswasserstraße und passiert sie maximal zweimal im Jahr. Vorerst ist die heutige Passage die letzte auf unbestimmte Zeit, denn die Junker Jörg verbleibt aller Voraussicht nach im Fahrtgebiet der Ostseeinseln ab/bis Stralsund. Auf der insgesamt 98,26 km langen Strecke passiert die Junker Jörg am heutigen Tag einige markante Brücken.
Der leichte Morgennebel über dem Wasser löst sich kurz nach Sonnenaufgang gerade auf, da kommt die Eisenbahnbrücke Hochdonn in Sichtweite. Bei dieser Brücke handelt es sich um eine Fachwerkbrücke, mit deren Bau im Jahr 1913 begonnen wurde. Die Gesamtlänge der Eisenbahnbrücke beträgt 2.218,10m, die längste Stützweite 143,10m und die Höhe 56,38m. Die Durchfahrtshöhe von 42m stellt für die Junker Jörg natürlich kein Problem dar. Eröffnet wurde die Eisenbahnbrücke in Hochdonn im Jahr 1920. Sie verbindet die Bahnlinie zwischen Hamburg und Westerland auf Sylt.
Foto: Junker Jörg Eisenbahnbrücke Hochdonn NOK 14.05.2020
Rund 45 Minuten später wird die Grünentaler Hochbrücke passiert, deren längste Stützweite 156,5m beträgt. Bei der Grünentaler Hochbrücke handelt es sich um eine stählerne, pfostenlose Strebenfachwerkbrücke aus dem Jahr 1986. Um 07:50 Uhr nähert sich die Junker Jörg der Kanalfähre Breiholz und durchfährt bei strahlendem Sonnenschein einen besonders schönen Streckenabschnitt vom Nord-Ostsee-Kanal. Links und rechts eröffnen sich herrliche Aussichten auf die weiten Felder und die malerische Landschaft von Schleswig-Holstein.
Foto: Junker Jörg auf dem Nord-Ostsee-Kanal 14.05.2020
Wenig später wechselt der Kanallotse an der Lotsenstation Rüsterbergen. Um kurz nach 09:00 Uhr passiert die Junker Jörg die bekannte Schiffsbegrüßungsanlage in Rendsburg, die „Brückenterrassen“ unter der Rendsburger Hochbrücke. Die Rendsburger Hochbrücke ist eine Fachwerkbrücke aus Stahl, die zwischen 1911 und 1913 erbaut wurde. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Rendsburg und eines der bedeutendsten Technikdenkmäler in Deutschland. Die Rendsburger Hochbrücke war 99 Jahre lang die längste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Die historische, unter Denkmalschutz stehende Schwebefähre, welche ebenfalls 1913 erbaut wurde und unterhalb der Brücke an Stahlseilen befestigt war, ist am 08. Januar 2016 bei einer Kollision mit dem Frachtschiff Evert Prahm zerstört worden. Ein Neubau soll im Jahr 2021 in Betrieb gehen.
Foto: Junker Jörg passiert Hochbrücke Rendsburg NOK 14.05.2020
Kurz bevor die Junker Jörg die Schleusen in Kiel-Holtenau erreicht, unterquert sie noch die Levensauer Hochbrücke aus dem Jahr 1894, die durch eine neue Brücke ersetzt werden soll. Der Rückbau der 163m langen Bogenbrücke hat bereits begonnen. Nachdem passieren der Schleuse endet die zweite Etappe der Überführung an einer Pier der Lindenau Werft in Kiel. Hier sollte die Junker Jörg ursprünglich bis zum nächsten Morgen verbleiben. Dieser Plan wird aufgrund der neuesten Wetterdaten für den folgenden Streckenabschnitt spontan verworfen. Der Wind soll im Laufe des nächsten Tages deutlich auffrischen und die Wellen auf 3-4m auftürmen. Zu hoch für ein Flusskreuzfahrtschiff. Die Junker Jörg darf bis zu einer maximalen Wellenhöhe von 1-1,5m die Strecke zwischen Kiel und Stralsund befahren. Auch dafür ist eine entsprechende Sondergenehmigung notwendig.
Foto: Junker Jörg vor Schleuse Kiel Holtenau NOK 14.05.2020
Auf der Lindenau-Werft werden dicke Stahlplatten auf die Junker Jörg verladen, welche die unteren Fenster vor Wellenschlag schützen. Nur rund 30 Minuten nach der Ankunft beginnt die spannende Fahrt mit der Junker Jörg, vorbei am Leuchtturm Friedrichsort, hinaus auf die Kieler Förde. Der 31,7m Hohe Leuchtturm wirkt vom Sonnendeck der Junker Jörg erstmals riesig groß. In der Regel schaut man von der Wasserseite aus nur von den Decks großer Hochseekreuzfahrtschiffe auf den 3,5m breiten Leuchtturm.
Foto: Junker Jörg bei Leuchtturm Friedrichsort Kiel 14.05.2020
Der Leuchtturm Friedrichsort bleibt an der Backbordseite zurück, da kommt direkt dahinter der 2.800m lange Falckensteiner Strand in Sichtweite, welcher in den Sommermonaten ein beliebter Treffpunkt sowohl für Einheimische als auch Touristen darstellt.
Auf der Steuerbordseite ist zeitgleich längst das Marine-Ehrenmal in Laboe zu sehen. Es ist das Wahrzeichen der Kieler Förde und wurde von 1927 bis 1936 als Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Marinesoldaten errichtet. Die Silhouette des 85m über der Ostsee aufragenden Turms prägt das Gesicht der Kieler Außenförde und ist noch rund eine Stunde nach Vorbeifahrt am Horizont zu erkennen.
Foto: Junker Jörg bei Marine-Ehrenmal Laboe 14.05.2020
Während Hochseekreuzfahrtschiffe nun einen Kurs wählen, der zwischen den beiden Hafenstädten Puttgarden und Roedby – also der dänischen Insel Lolland und der deutschen Ostseeinsel Fehmarn – hindurch führt, kann das Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg aufgrund seiner geringen Höhe und des geringen Tiefgangs direkt unter der 963m langen Fehmarnsundbrücke hindurch fahren. Die maximale Durchfahrtshöhe der 1963 eröffneten Netzwerkbogenbrücke beträgt 23m. Die Fehmarnsundbrücke überquert den Fehmarnsund und verbindet den Ort Großenbrode in Schleswig-Holstein mit der Insel Fehmarn.
Foto: Junker Jörg vor Fehmransundbrücke 14.05.2020
Nach der Passage der Fehmarnsundbrücke nimmt die Junker Jörg Kurs auf Kühlungsborn, um schließlich die Fährlinie zwischen Warnemünde und Gedser zu kreuzen. Es ist ein beeindruckender Anblick, als mehrere große Fährschiffe in Sichtweite kommen.
In der Nacht passiert die Junker Jörg die nördliche Spitze vom Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und nimmt Kurs auf die Insel Hiddensee bzw. die Insel Bock. Zum Sonnenaufgang liegt eine schmale Fahrrinne zwischen der unbewohnten Insel Bock und der Urlaubsinsel Hiddensee Bug voraus. Das Echolot zeigt noch ausreichend Wassertiefe unter dem Rumpf. Nach der beeindruckend engen Passage kommt die 128m hohe Rügenbrücke in Sicht und die Junker Jörg nimmt Kurs auf Stralsund.
Foto: Nach Sonnenaufgang bei Insel Hiddensee Junker Jörg 15.05.2020
Unzählige Kormorane ziehen knapp oberhalb der Wasserlinie ihre Bahnen und kreuzen den Kurs der Junker Jörg. Mit einigen Metern Abstand flattert auch der letzte Vogel knapp vor dem Bug vorbei und folgt seinen Artgenossen. Am Himmel zieren kleine Wolkenfetzen den ansonsten makellos blauen Himmel. Von unserer Anwesenheit unbeeindruckt warten zwei Reiher in Ufernähe auf ihr Frühstück. Diese Landschaft hat wirklich überhaupt nichts mit denen, die man während der üblichen Flusskreuzfahrten auf Rhein, Main und Donau zu sehen bekommt, gemeinsam. Man muss einmal hier oben zwischen den Ostseeinseln unterwegs gewesen sein, um diese Einzigartigkeit und den Zauber verstehen zu können.
Um 06:30 Uhr nähert sich die Junker Jörg dem Zielpunkt dieser Überführungsfahrt, der Hafeneinfahrt von Stralsund. Gekonnt steuert Kapitän Joachim Schramm den Flusskreuzer an den vorgesehenen Liegeplatz. Damit endet die Überführung von Geesthacht an der Elbe nach Stralsund an der Ostsee.
Foto: Junker Jörg vor Stralsund 15.05.2020
Stralsund ist nicht besonders bekannt als Start- und Zielhafen für Flusskreuzfahrten, bietet aber eine ideale Infrastruktur für eben solche. Man erreicht Stralsund mit der Deutschen Bahn oder auch mit dem eigenen PKW. Wer eine organisierte Reise bei einem Veranstalter gebucht hat, wird in der Regel direkt mit einem Reisebus zum Liegeplatz gefahren. In direkter Nähe zum Liegeplatz der Junker Jörg, auf der Altstadtinsel in unmittelbarer Nähe der Gorch Fock (I), befinden sich einige Parkhäuser. So zum Beispiel das Parkhaus am Ozeaneum, das Parkhaus am Meeresmuseum oder das Parkhaus an der Fährwall Strasse. Die Parkgebühren liegen für eine Woche bei ca. 60,- EUR.
Die Hansestadt Stralsund liegt am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee. Aufgrund ihrer Lage und der zwei Brückenverbindungen zur Insel Rügen, wird Stralsund auch das „Tor zur Insel Rügen“ genannt. Stralsund ist mit etwas weniger als 60.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Die Altstadt von Stralsund gehört aufgrund der zahlreichen Baudenkmäler seit dem Jahr 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vom Liegeplatz der Junker Jörg aus lässt sich die Altstadtinsel problemlos zu Fuß erkunden.
Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Stralsund gehören:
Auf den Kreuzfahrten mit dem Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg ab/bis Stralsund entlang der Ostseeinseln erlebt man einen außergewöhnlichen Mix aus Kultur, Entspannung, Natur und etwas Hochseeflair in einer atemberaubenden Landschaft.
Hier geht es zu einer Auswahl an Reiseangeboten für eine 8 Tage Kreuzfahrt ab/bis Stralsund im Juni, Juli, August und September <<Link>> Die Reisepreise beginnen in einer 2-Bett Kabine auf dem Smaragd-Deck bei 1.695,- EUR p.P. Auf einigen Abfahrten gibt es ein kostenfreies Kabinenupgrade auf die nächst höhere Kabinenkategorie (vorbehaltlich Verfügbarkeit).
Die derzeitigen Planungen sehen vor, dass die Junker Jörg bis mindestens Ende des Jahres 2022 in diesem Fahrtrevier verbleiben wird. Die Kreuzfahrten für das Jahr 2020 und 2021 sind bereits jetzt schon gut gebucht.
Foto: Junker Jörg in Stralsund 15.05.2020